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kommunalinfo24 5/2014

Wegweisend für Kommunen

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Stadt Essen will schärfere<br />

Regeln gegen Korruption<br />

vor Ort<br />

Wo beginnt Korruption Seit dem Skandal um Vetternwirtschaft und<br />

mutmaßliche Vorteilsnahme bei den Entsorgungsbetrieben Essen<br />

(EBE) macht sich Unsicherheit unter den Mandatsträgern der Stadt Essen<br />

breit. Die Stadt plant Compliance-Regeln und damit schärfere Regeln gegen<br />

Korruption. Sollten Mitglieder des Stadtrates Eintrittskarten für ein Fußballspiel<br />

annehmen Oder Tickets für eine Opernpremiere Ist korrupt, wer sich<br />

zum Abendessen einladen lässt oder zum Schunkelabend beim Oktoberfest<br />

Seit der Skandal um Vetternwirtschaft<br />

und mutmaßliche Vorteilsnahme<br />

bei den Entsorgungsbetrieben<br />

Essen (EBE) für Schlagzeilen sorgt,<br />

macht sich Unsicherheit breit unter<br />

den Mandatsträgern dieser Stadt.<br />

Was ist erlaubt, was verstößt gegen<br />

Anstandsregeln Was ist kriminell<br />

Unter Federführung von Ordnungsdezernent<br />

Christian Kromberg will<br />

die Stadt auf diese Fragen verbindliche<br />

Antworten geben. So genannte<br />

Compliance-Regeln für gewählte<br />

Volksvertreter, wie auch für Mitarbeiter<br />

der Verwaltung, sollen dem Rat<br />

in Kürze vorgelegt werden.<br />

Und das dürfte<br />

sehr wohl im Interesse der Betroffenen<br />

sein, denn der Gesetzgeber hat<br />

jüngst das Strafrecht verschärft. Wer<br />

sich als Mitglied des Rates oder einer<br />

Bezirksvertretung bestechen lässt,<br />

also einen Vorteil annimmt oder gegen<br />

eine Gegenleistung anbietet,<br />

dem drohen nun bis zu fünf Jahren<br />

Gefängnis oder eine Geldstrafe. Bislang<br />

galt dies nur für Abgeordnete in<br />

Bund und Land.<br />

Ab wann Vorteilsnahme vorliegt,<br />

definiert der Rat allerdings selbst.<br />

Bisher gültige Regelungen greifen<br />

zu kurz. Auswüchse, wie sie bei der<br />

EBE öffentlich wurden, vermochte<br />

weder die Ehrenordnung des Rates<br />

von 1998 vorzubeugen, noch der<br />

Verhaltenskodex für Beteiligungsgesellschaften<br />

von 2008. Es gibt au-<br />

genscheinlich Nachholbedarf. Dieser<br />

Eindruck beschlich auch Kai Hemsteeg,<br />

Fraktionssprecher der Partei-<br />

Piraten und im Hauptberuf Ermittler<br />

beim Landeskriminalamt mit Schwerpunkt<br />

Korruptionsbekämpfung, als er<br />

dieser Tage im Rathaus eine Informationveranstaltung<br />

für Ratsmitglieder<br />

zum Thema Compliance besuchte.<br />

Ein Fachanwalt für Strafrecht ließ die<br />

Teilnehmer wissen, was auf sie zukommen<br />

wird. Selbst „alte Hasen“<br />

hätten sich erstaunlich unbedarft gezeigt,<br />

wundert sich Hemsteeg. „Dass<br />

man einen Vorteil auch billigend in<br />

Kauf nehmen kann, davon<br />

hatte offenbar noch<br />

niemand gehört.“ Nebenbei<br />

bemerkt: Die<br />

Zahl der Zuhörer sei mit<br />

etwa 25 überschaubar<br />

gewesen. Der Rat zählt<br />

90 Mitglieder. Wertgrenzen<br />

von 25 Euro<br />

für Geschenke und von<br />

50 Euro für Einladungen.<br />

Zu erwarten sind<br />

künftig klare Regelungen.<br />

In Rede stehen dem<br />

Vernehmen nach Wertgrenzen von<br />

25 Euro für Geschenke und von 50<br />

Euro für Einladungen.<br />

Was darüber hinausgeht, sei dem<br />

Oberbürgermeister anzuzeigen. Noch<br />

ist darüber das letzte Wort nicht gesprochen.<br />

Doch, obwohl noch nicht in<br />

Kraft, treiben die Compliance-Regeln<br />

längst Blüten: Beim traditionellen<br />

Jahresabschluss des Ordnungsausschuss<br />

in aller Herrgottsfrühe im Frischezentrum<br />

mussten die Mitarbeiter<br />

der Verwaltung beim gemeinsamen<br />

Frühstück erstmals zusehen. Nicht<br />

nur diejenigen, die es traf, hatten<br />

den Kaffee auf. <br />

<strong>kommunalinfo24</strong> - Das Magazin | 5/<strong>2014</strong> |<br />

www.<strong>kommunalinfo24</strong>.de<br />

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