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Topics Geo Jahresrückblick Naturkatastrophen 2005

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Münchener Rück, <strong>Topics</strong> <strong>Geo</strong> <strong>2005</strong><br />

Sommer <strong>2005</strong> in Mitteleuropa:<br />

Alpentäler unter Wasser<br />

Während Südeuropa unter immenser Trockenheit litt, hatten die<br />

Menschen im Alpenraum Wasser im Überfluss: Das gesamte nördliche<br />

Alpengebiet war von extremem Hochwasser betroffen.<br />

Das Wettergeschehen<br />

Am 20. August bildete sich in Südfrankreich das Tief Norbert.<br />

Es zog über den Golf von Genua langsam Richtung<br />

Osten und tankte auf seiner Südseite große Mengen Feuchtigkeit.<br />

Da Tiefdruckwirbel auf der Nordhalbkugel stets im<br />

Gegenuhrzeigersinn rotieren, strömte die feuchte Luft<br />

zunächst gegen die östlichen Südalpen; später trafen die<br />

Luftmassen von Norden auf das Gebirge. Durch die erzwungene<br />

Hebung und damit Abkühlung der Luft kam es<br />

im gesamten Raum nördlich des Alpenhauptkamms zu<br />

ausgiebigen Niederschlägen: Teilweise fielen über 200 mm<br />

in 24 Stunden und über 300 mm in 72 Stunden – Werte,<br />

die an vielen Orten in diesem Gebiet noch nie zuvor gemessen<br />

wurden.<br />

Gefährliches Gefälle<br />

Starkniederschläge wirken sich in den Bergen dramatischer<br />

aus als im Flachland. Das Gefälle lässt Wasser schnell<br />

bergab fließen, Abhänge und Gerinne erodieren. Infiltrierendes<br />

Wasser kann Hangrutschungen auslösen, die<br />

wiederum in den Flusstälern leicht erodierbares Material<br />

bereitstellen. So entstehen gefährliche und zerstörerische<br />

Muren – Mischungen aus Wasser und Feststoffen. Ein<br />

Bergbach kann sich binnen weniger Minuten vom plätschernden<br />

Rinnsal in einen reißenden Strom verwandeln;<br />

für akute Schutzmaßnahmen bleibt wenig bis gar keine<br />

Zeit. Eine präzise Regenvorhersage ist daher entscheidend<br />

– sie ist aber in den Bergen besonders schwierig<br />

und mit hohen Unsicherheiten behaftet.<br />

Die Schäden<br />

Schweiz<br />

Die Überschwemmungen im Sommer <strong>2005</strong> übertrafen<br />

in der Schweiz alles bisher Erlebte – insbesondere was die<br />

Größe des Gebiets angeht. Kaum ein Gewässer, ob Wildbach,<br />

Fluss oder See, blieb in der Zentralschweiz in seinem<br />

Bett. Verbreitet traten Abflussjährlichkeiten von weit über<br />

100 Jahren auf. Am schlimmsten traf es die Einzugsgebiete<br />

der Aare oberhalb des Bieler Sees sowie der Emme<br />

und der Reuss. Mehrere Seen erreichten nicht nur Höchstwasserstände,<br />

sondern überstiegen die bisherigen Rekordmarken<br />

von 1999 um bis zu einem Meter.<br />

Tausende Personen wurden evakuiert, zehntausende waren<br />

ohne Strom und Trinkwasser, sechs Menschen starben.<br />

Allein um die Hauptstadt Bern wurden etwa 5 000 Gebäude<br />

beschädigt. Auch in anderen Regionen überflutete das<br />

Wasser tausende Gebäude und füllte sie häufig mit<br />

Schlamm, Sand oder Kies. Verkehrswege waren unterbrochen,<br />

Kraftfahrzeuge wurden fortgeschwemmt; die<br />

Betriebsunterbrechungsschäden nahmen ein immenses<br />

Ausmaß an. Für die Schweiz war es die teuerste Naturkatastrophe<br />

aller Zeiten. Der bisherige volkswirtschaftliche<br />

und versicherte Höchstschaden – Wintersturm Lothar im<br />

Jahr 1999 – wurde um rund 50 % übertroffen. Bemerkenswert<br />

sind die relativ hohen Durchschnittsschäden bei Gebäuden<br />

von ca. 30 000 sfr (1 sfr = 0,80 US$). Gegenüber<br />

dem Hochwasser von 1999 haben sie sich nahezu verdoppelt,<br />

was die Intensität des Ereignisses verdeutlicht. In<br />

manchen Gebieten kletterte der Durchschnittswert sogar<br />

auf über 100 000 sfr.<br />

Deutschland (Bayern)<br />

Das hydrologische Ereignis <strong>2005</strong> ist mit dem Pfingsthochwasser<br />

vom Mai 1999 zu vergleichen. Damals wurden<br />

höhere Niederschlagsmengen gemessen, die Intensitätsspitzen<br />

waren jedoch weniger ausgeprägt. Die Gesamtschäden<br />

blieben <strong>2005</strong> vergleichsweise gering: Sie belaufen<br />

sich auf rund 220 Millionen US$, die versicherten blieben<br />

unter 50 Millionen; das ist trotz der inzwischen gestiegenen<br />

Werte nur etwa die Hälfte von 1999.<br />

Österreich<br />

Die intensiven Überschwemmungen beschränkten sich<br />

im Wesentlichen auf die westlichen Bundesländer Vorarlberg<br />

und Tirol. Im Gegensatz dazu hatten die zwei kurz<br />

aufeinander folgenden Hochwasser des Jahres 2002 fast<br />

Überschwemmungen im Alpenraum<br />

im Sommer <strong>2005</strong><br />

Land Gesamtschäden versicherte Schäden<br />

(in Mio. US$)<br />

(in Mio. US$)<br />

Schweiz 2 100 1 250<br />

Deutschland 220 50<br />

Österreich 700 150<br />

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