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Rawls - Wolfgang Melchior

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<strong>Wolfgang</strong> <strong>Melchior</strong>: John <strong>Rawls</strong>’ Theorie der Gerechtigkeit<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

The principles of justice are to be ranked in lexical order and therefore liberty can be<br />

restricted only for the sake of liberty.<br />

There are two cases:<br />

a) a less extensive liberty must stengthen the total system of liberty shared by all;<br />

b) a less than equal system of liberty must be acceptable to those with lesser liberty. (TJ 235)<br />

Jedoch, trotz dieses Vorranges der Freiheit, enthält der <strong>Rawls</strong>sche Ansatz ein äußerst egalitäres<br />

Moment: soziale und ökonomische Ungleichheiten werden aus der Position des „am meisten<br />

Benachteiligten“ betrachtet. <strong>Rawls</strong> will damit das herleiten, was er „Tendenz zur Gleichheit“ nennt.<br />

In <strong>Rawls</strong> Basiskonzept zu seinen zwei Prinzipien der Gerechtigkeit liest sich das so:<br />

General Conception<br />

All social primary goods - liberty, opportunity, income and wealth, and the bases of self-respect -<br />

are to distributed equally unless an unequal distribution of any or all of these goods is to the<br />

advantage of the least favored. (TJ 302/3)<br />

Auch bei <strong>Rawls</strong> stehen Vorrang der Freiheit und Tendenz zur Gleichheit in einem Spannungsfeld.<br />

Die vorliegende Arbeit setzt es sich zum Ziel, dieses Spannungsfeld abzugehen. Im Zentrum stehen<br />

dabei die zwei von <strong>Rawls</strong> entworfenen Prinzipien der Gerechtigkeit, ihre Herleitung und<br />

Begründung. Weitgehend ausgeklammert werden das Prinzip der fairen Chancengleichheit und das<br />

Themenfeld der Gerechtigkeit zwischen Generationen (Prinzip der gerechten Sparrate).<br />

1. Egalitäre und liberalistische Ansätze - eine<br />

Gegenüberstellung<br />

Im Folgenden soll versucht werden, das Spannungsverhältnis von Freiheit und Gleichheit in noch<br />

allgemeiner Weise etwas zu entflechten. Denn es ist offenbar so, daß wir es bei den obengenannten<br />

Ansätzen mit verschiedenen Begriffen von Gleichheit zu tun haben. Auch der Begriff der Freiheit<br />

enthält ein egalitäres Moment im Sinne der gleichen Freiheiten für alle, jedoch ist es nicht das, was<br />

ich mit egalitären Ansätzen im eigentlichen Sinne bezeichnen möchte.<br />

Aus dem Blickwinkel der Freiheit:<br />

Während egalitäre Ansätze Freiheiten aus dem Blickwinkel gleicher realer und konkreter Chancen<br />

für die Realisierung von Zielen betrachten und dafür gesellschaftliche Voraussetzungen schaffen<br />

wollen, versuchen liberale Konzeptionen Freiheiten als gleiche Rechte im Sinne unkonkreter,<br />

universeller Normen zu rechtfertigen. Zwei gegensätzliche Rechtfertigungsstrategien der jeweiligen<br />

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