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Der November gilt von Alters her als der nebelreichste<br />

Monat. „Nebelmond" oder „Nebelung" hat man ihn<br />

deshalb früher genannt. Dabei tut man dem November<br />

ganz und gar unrecht.<br />

Blättert man die Aufzeichnungen der<br />

Wetterstationen in Deutschland durch, so<br />

wird man feststellen, dass nicht der<br />

November, sondern der „Goldene Oktober“<br />

die meisten Nebeltage <strong>auf</strong>weist. Allerdings<br />

sind die Oktobernebel normalerweise<br />

längst nicht so zäh und ausdauernd wie die<br />

oft tage- oder sogar wochenlang anhaltenden<br />

Nebel im November. Und eine andere<br />

Ursache haben die Novembernebel in den<br />

meisten Fällen auch.<br />

Nebelbildung<br />

Die Luft enthält immer eine mehr oder<br />

weniger große Menge an Wasserdampf –<br />

auch wenn sich der Himmel wolkenlos und<br />

strahlend dunkelblau über uns wölbt. Das<br />

kann man mit einem kleinen Experiment<br />

schnell beweisen: Gießen Sie eine Flasche<br />

Bier – frisch aus dem Kühlschrank – in ein<br />

Glas. Noch beim Einschenken können Sie<br />

beobachten, wie das Glas rundum<br />

beschlägt (bei sehr trockener Luft oder in<br />

einem geheizten Raum kann der Versuch<br />

allerdings misslingen!). Das kalte Bier hat<br />

das Glas und das wiederum die an ihm vorbei<br />

streichende Luft abgekühlt. Der<br />

Wasserdampf kondensiert. Verantwortlich<br />

ist die Physik, wonach kalte Luft weniger<br />

Wasserdampf mit sich führen kann als<br />

warme. Die Konsequenz: Wird wasserdampfhaltige<br />

Luft immer weiter abgekühlt,<br />

erreicht man irgendwann die<br />

Temperatur, unterhalb derer sich die Luft<br />

eines Teils des in ihr enthaltenen Wasserdampfes<br />

entledigen muss. Das erreicht sie,<br />

indem sie ihn in Form von winzigen<br />

Tröpfchen ausscheidet. Man braucht also<br />

Luft nur tief genug abzukühlen, um eine<br />

Kondensation des Wasserdampfes zu<br />

erzwingen. Die Temperatur, ab der<br />

Wasserdampf zu kondensieren beginnt,<br />

heißt „Taupunktstemperatur" oder kurz<br />

„Taupunkt", da mit ihr die Taubildung einsetzt.<br />

In der Natur kühlen sich nachts insbesondere<br />

die Pflanzenoberflächen sehr<br />

stark ab, so dass sie bis zum Morgen oft<br />

mit Tau bedeckt sind.<br />

Enthält die Luft sehr viel Wasserdampf<br />

und/oder dauert die nächtliche Abkühlung<br />

sehr lang an, wie das besonders in den Spätherbstmonaten<br />

der Fall ist, dann bleiben<br />

viele der entstehenden Tröpfchen in der<br />

Luft schweben und verringern die Sichtweite.<br />

Zunächst spricht man lediglich von<br />

„Dunst“, bei einer Sichtweite unter 1.000<br />

Metern dann von „Nebel“.<br />

In der Natur gibt es viele Vorgänge, die<br />

zur Abkühlung der Luft unter den Taupunkt<br />

und damit zur Nebelbildung führen.<br />

Zunächst ist dabei an die ganz normale<br />

nächtliche Abkühlung zu denken. Sie<br />

beginnt am Erdboden und setzt sich mit<br />

fortschreitender Nacht in die Höhe fort.<br />

Deshalb bilden sich in vielen Fällen<br />

zunächst flache Nebelbänke, die während<br />

der Nacht höher und höher werden und<br />

gegen Sonnen<strong>auf</strong>gang ihre größte Mächtigkeit<br />

erreichen. Normalerweise reichen sie<br />

kaum höher als einige hundert Meter. Ist<br />

die Luft nur mäßig feucht, dann entstehen<br />

flache Nebelbänke, die kaum über die<br />

Höhe von Sträuchern und Bäumen hinauswachsen.<br />

Und darüber spannt sich der klare,<br />

blaue Himmel. Im Licht der Morgensonne<br />

können solche flache Nebelschichten in<br />

prächtigem Gold und Rot erstrahlen.<br />

Wenn vorhin gesagt wurde, dass Nebel<br />

besonders dann entsteht, wenn die Luftfeuchtigkeit<br />

hoch ist oder die nächtliche<br />

Abkühlung besonders lang dauert, müsste<br />

man eigentlich erwarten, dass die meisten<br />

Nebel im Winter um die Zeit der Sonnenwende<br />

(21. Dezember) <strong>auf</strong>treten, wenn die<br />

Flache Wiesennebel in einer Auenlandschaft.<br />

Nächte am längsten sind. Das ist überraschenderweise<br />

nicht der Fall. Vielmehr ist<br />

um diese Jahreszeit die Luft schon so weit<br />

abgekühlt, dass sie kaum noch Wasserdampf<br />

enthält, der zu Nebel führen könnte.<br />

Damit ergibt sich zwangsläufig, dass nicht<br />

der Winter, sondern der Spätherbst die<br />

besten Voraussetzungen für die Entstehung<br />

von Nebel bietet: Einerseits ist die Luft<br />

vom Sommer her noch warm genug, um<br />

entsprechend viel Wasserdampf mit sich<br />

zu führen, andererseits sind die Nächte<br />

schon lang genug, um die erforderliche<br />

Abkühlung zu ermöglichen.<br />

Moor- und Wiesennebel<br />

Moore sind bekannt für ihren Nebelreichtum.<br />

Der Grund dafür ist aber nicht etwa<br />

der nasse Boden – die tagsüber mit Wasserdampf<br />

angereicherte Luft hat der Wind bis<br />

zum Abend längst fort geblasen und durch<br />

trockenere Luft aus der Umgebung ersetzt.<br />

Ausschlaggebend ist, dass Moorböden aus<br />

bodenphysikalischen Gründen nachts<br />

besonders kalt werden und deshalb die<br />

Temperaturen häufig unter den Taupunkt<br />

sinken. Auch über Wiesen bilden sich oft<br />

zähe Nebel aus. Sie verdanken ihre Entstehung<br />

dem dichten Wurzelgestrüpp des<br />

Grases, das – ähnlich wie der lockere,<br />

torfige Moorboden – nachts besonders kalt<br />

wird. Auch alle Stellen im Gelände, an denen<br />

2/05 KURIER 27

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