156 IV.1. Beobachtungsprotokoll zum Interview 2: Petra Wiesow Tag ...

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165 IV.3.1. Verwendung sprachlicher Komponenten - ein Beispiel - Petra Wiesow beginnt ihre Ausführungen zum Interview mit habituellen Elementen, indem sie auf dem Ereignisrahmen ihrer Darstellung den Punkt ihres Einstiegs festlegt, statt die gestellte Eingangsfrage zu beantworten. Expressiv verbal unterstreicht sie im nachfolgenden Text immer wieder und auffällig häufig habituelle Elemente, wie die ihrer Entscheidungskompetenz und ihr ´bewusstes Entscheiden` (21/2, 35, 55) in bestimmten Situationen. Mittels dieses Bewusstseins erhebt sie einen Reflexionsanspruch, der ihrzum Zeitpunkt der Erzählung, als theoretisch reflexive Durchdringung der Geschehnisse, nicht streitig gemacht werden kann. Statt jedoch auf einen durch die Eingangsfrage ausgelösten Erzähldruck zu reagieren, verlässt sie so gut wie permanent und nicht nur nach gestellter Ausgangsfrage die Ebene der Erzählung, wechselt systematisch auf die Ebene der Entscheidungsdarstellung über (35, 55, 102/3). Die sehr wenigen reinen Erzählpassagen geraten durch derart eingelagerte Beschreibungen ins Hintertreffen. In diesen Darstellungen werden die Schwierigkeiten zwar voneinander abgegrenzt, eine zu erwartende Plausibilisierung erfolgt jedoch entweder gar nicht oder nicht hinreichend. Den Theorien Fritz Schützes 1 zufolge weist dies auf einen Verdrängungsmechanismus von Realitas hin. Der Weg ihrer Betrachtungen führt so gut wie immer zum Gegenüber, um dann als Reaktion des Gegenübers wieder in ihr individuelles Abgrenzungs- /Beurteilungsraster und damit zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Auf diese Weise entsteht die Fiktion einer Reportage, in der Befindlichkeiten anderer Menschen übermittelt werden. Erst im zweiten Anlauf wird diese Berichterstattung von Quasi-Befindlichkeiten der Beteiligten aufgedeckt; handelt es sich doch nur um Implementate eigener Sichtweisen. 1 vgl. Schütze, Fritz (1982): a. a. O. 575ff.
166 Im Ergebnis führt diese Art, Probleme und Situationen darzustellen, zu einer sehr einseitigen Bewertung aller Geschehnisse, da hierdurch auf die Wiedergabe der Perspektiven des Partners und der Tochter verzichtet wird.
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