156 IV.1. Beobachtungsprotokoll zum Interview 2: Petra Wiesow Tag ...
156 IV.1. Beobachtungsprotokoll zum Interview 2: Petra Wiesow Tag ...
156 IV.1. Beobachtungsprotokoll zum Interview 2: Petra Wiesow Tag ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
157<br />
Alle mir sichtbaren Teile der Wohnung sind sehr gepflegt - herumliegenden<br />
Nippes oder auch zurückgelassene Gegenstände, die Rückschlüsse auf die<br />
Bewohner eröffnen, kann ich nicht entdecken.<br />
Auf einem kleinen dunklen Holztischchen stehen zwei Kaffeegedecke, 1<br />
Milchkännchen und 1 Zuckerdose, die zusammen mit einer kleinen<br />
Gebäckschale einen Halbkreis formen.<br />
Eigentlich ist das Zimmer sehr gemütlich, und doch kann ich nicht sagen,<br />
warum es auf mich kalt und unbewohnt wirkt. Selbst die Knicke in den<br />
Sofakissen lassen die Wohnung weder kleinbürgerlich noch spießig wirken.<br />
Zur Person<br />
<strong>Petra</strong> <strong>Wiesow</strong> wirkt auf den ersten Blick sympathisch. Sie ist schlank und weiß,<br />
welche Kleidungsstücke ihre Figur betonen. Die mittellangen schwarzen Haare<br />
werden durch ein weißes Stirnband gehalten; gleichzeitig betont das Band ihr<br />
Gesicht. Offensichtlich freut sie sich auf das <strong>Interview</strong> - wenngleich sie ein<br />
wenig nervös wirkt. Diese Unbestimmtheit legt sich schon nach wenigen<br />
einführenden Sätzen. Mein erster Eindruck beim Betreten der Wohnung war<br />
richtig: <strong>Petra</strong> <strong>Wiesow</strong> hat, bevor ich kam, Kaffee gekocht, den sie mir nun<br />
anbietet.<br />
Mir wird deutlich, wie wichtig für die Einstiegssituation bei einem <strong>Interview</strong><br />
Sympathie und Antipathie sein können.<br />
Als im Nachfrageteil des <strong>Interview</strong>s die Sprache gezielt auf ihren Partner<br />
kommt, lässt sich die psychische Belastung, der wohl gerade durchlebten<br />
Situation am Gesicht von <strong>Petra</strong> <strong>Wiesow</strong> ablesen. Während des Erzählvorgangs<br />
verändert sich öfter ihr Gesicht; sie wechselt in kritischen Momenten spontan<br />
ihre Sitzhaltung, neigt sich abrupt nach vorne oder nach hinten, dreht ihre<br />
Haarsträhnen mit den Händen zu Schillerlocken, sodass ich für einen Moment<br />
denke, sie erwägt, von meinem eingangs immer gemachten Angebot, jederzeit<br />
das <strong>Interview</strong> abzubrechen zu können, Gebrauch zu machen. Es scheinen sich