156 IV.1. Beobachtungsprotokoll zum Interview 2: Petra Wiesow Tag ...
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IV.5. Fallinterne Kontrastierung, biographische Gesamtformung <strong>Petra</strong><br />
<strong>Wiesow</strong> (im weiteren Text mit ´<strong>Petra</strong> W.` abgekürzt)<br />
Die mögliche, bzw. erwartete Beantwortungsstrategie, nach einer kurzen<br />
Statusbestimmung mit der chronologischen Schilderung ihres Lebens die<br />
Eingangsfrage zu beantworten, verwirft <strong>Petra</strong> W. Stattdessen versucht sie, den<br />
von ihr vermuteten situationsimmanenten Erwartungen bezüglich Umfang,<br />
Detaillierung und eigenen Abgrenzungsvorstellungen vordergründig zunächst<br />
gerecht zu werden – und dies obwohl in einem Vorgespräch alle diese Punkte<br />
bereits in ihr Ermessen gestellt worden sind. Mit diesem Verhalten deutet sie<br />
bereits zu Beginn des <strong>Interview</strong>s auf einen Persönlichkeitszug hin, der in der<br />
nun folgenden fallinternen Kontrastierung ihres <strong>Interview</strong>s zu bestätigen oder zu<br />
verwerfen sein wird: sie möchte als Person anerkannt werden, ohne gleichzeitig<br />
Abstriche an ihrem Selbstbild machen zu müssen.<br />
Familienthema<br />
<strong>Petra</strong> W. eröffnet ihre Erzählung - nach der Rückversicherung <strong>zum</strong><br />
<strong>Interview</strong>ablauf - nicht mit einer Chronologie ihres Lebens, sondern greift<br />
rhetorisch geschickt ein Kernwort der Eingangsfrage auf: ´Partner`. Sie setzt die<br />
relativ kurze Dauer der jetzigen Partnerschaft in Beziehung zu der weit vor<br />
deren Bestehen liegenden Geburt ihrer Tochter und der expliziten Betonung<br />
fehlender familialer Beziehungen zwischen derzeitigem Partner und Tochter.<br />
Nachdrücklich unterstreicht sie ihre Entscheidung, dieses Kind überhaupt und<br />
alleine, nicht in einer Partnerschaft lebend, bekommen zu haben. Im<br />
chronologischen Ablauf folgt in sehr kurzer Darstellungsform der frühere<br />
Ausreisewunsch aus der damaligen DDR, dessen vermeintliche Vereitelung, die<br />
Wiedervereinigung beider deutscher Staaten sowie deren Auswirkung auf die<br />
eigene Lebensplanung, gefolgt von einer relativ langen Passage über ihr Leben<br />
ohne Vater, über das menschliche Versagen ihres Stiefvaters und erst in der<br />
68. Zeile der <strong>Interview</strong>mitschrift als weniger positive Entwicklung die knapp<br />
gehaltene Erwähnung ihrer mehrfachen Arbeitslosigkeit.