156 IV.1. Beobachtungsprotokoll zum Interview 2: Petra Wiesow Tag ...
156 IV.1. Beobachtungsprotokoll zum Interview 2: Petra Wiesow Tag ...
156 IV.1. Beobachtungsprotokoll zum Interview 2: Petra Wiesow Tag ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
172<br />
haben. Die Kindheitserlebnisse mit ihrem Stiefvater dienen <strong>Petra</strong><br />
möglicherweise als Bestimmungsfaktor ihrer Entscheidung, erst mal mit der<br />
Tochter allein zu leben, obwohl ihre Worte -“emh ja da hatte ich mich ebend<br />
auch entschieden“ (54/5) eher die Bandbreite von Rechtfertigung bis zu<br />
schicksalhaftem Ergeben in die Situation aufzeigen.<br />
58<br />
59<br />
60<br />
61<br />
62<br />
63<br />
64<br />
65<br />
66<br />
67<br />
68<br />
69<br />
70<br />
71<br />
72<br />
73<br />
74<br />
75<br />
76<br />
irgendwie Vaterrolle Partner und von daher (2)<br />
emh ja da hatte ich mich ebend auch<br />
entschieden das Leben erst mal mit meiner<br />
Tochter hier alleine neu zu gestalten dazu kommt<br />
das ich ebend auch wirklich teilweise das Gefühl<br />
habe (lacht) das Leben hat erst angefangen mit<br />
Grenzöffnung et is so also es ist viel intensiver<br />
geworden (.) und obwohl ik natürlich auch gute<br />
Erfahrungen mit der DDR gemacht habe und<br />
gerade im zwischenmenschlichen Bereich ,die<br />
mir wichtig sind, und nach wie vor noch wichtig<br />
aber aber die Intensität des Lebens hat eigentlich<br />
jetzt erst angefangen auch durch die Tochter (2)<br />
und für mich hat sich vieles positiv entwickeltwas<br />
sich jetzt nicht so positiv entwickelt hat is die<br />
Arbeitsmarktsituation für mich (.) aaber das is<br />
auch eine die ich teilweise selbst (.)in die ich<br />
mich selbst manövriert habe-das ist<br />
wahrscheinlich im Moment auch mein größtes<br />
(54-62) Intensität des Lebens<br />
Dieses ´Leben`, emphatisch unterstrichen durch ihr Lachen, beginnt und<br />
intensiviert sich erst nach der Grenzöffnung (60; 64/5), entwickelt sich positiv<br />
(66), im späteren Text reflektiert durch das Stilmittel der begrifflichen<br />
Verdichtung („lieben ... ganz DOLL“, 119). ´Leben` steht als Synonym für<br />
selbständig agieren, sich entfalten können in der beruflichen Arbeit, Träume<br />
realisieren (Hausbau des Partners, 182) und im späteren Text Produkte kaufen,<br />
ohne anstehen zu müssen, verreisen, also zusammengefasst neue Grenzen<br />
finden und ziehen- <strong>Petra</strong> schließt die Informationskette ihrer<br />
Wertigkeitsskala ´Leben` sehr langsam, indem sie immer wieder<br />
Hintergrundkonstruktionen und kritische Retrospektiven in den Handlungsstrang<br />
einflechtet. Die von ihr gegenwärtig als größtes Problem gesehene<br />
Arbeitslosigkeit wird zurückhaltender, mittels schnellem sprachlichen Anschluss<br />
an das Positive vorgebracht; fast schleicht es sich als etwas, „was sich jetzt<br />
nicht so positiv entwickelt hat“ (66/7), in den Kontext ein. Inwieweit und ob<br />
überhaupt die Arbeitslosigkeit <strong>Petra</strong>s größtes Problem ist, wäre zu diesem