156 IV.1. Beobachtungsprotokoll zum Interview 2: Petra Wiesow Tag ...
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leben als in einer der elterlichen ähnlich, konstatiert <strong>Petra</strong> W. und zieht<br />
gleichzeitig Parallelen zwischen ihrem und dem Leben der Mutter.<br />
Voller Wut schildert sie ihre mühevolle Reinigung eines Teppichbodens und den<br />
Umstand, dass ihr Partner, genau wie ihr Stiefvater es der Mutter verweigerte,<br />
keinen neuen Teppichboden finanzieren will.<br />
Wut oder das Gefühl der Ohnmacht veranlassen <strong>Petra</strong> W. den immer als<br />
Partner beschriebenen Lebensgefährten in diesem Zusammenhang plötzlich<br />
<strong>zum</strong> Freund zu degradieren. Hierauf bezieht sich ihre Erwägung, auf eine<br />
Beziehung, in der solche als erniedrigend empfundenen Tätigkeiten verrichtet<br />
werden müssen, zu verzichten. Die Frage drängt sich auf, wann ein<br />
Lebensgefährte in die Funktion eines Partners, wann in die Funktion eines<br />
Freundes gelangt und ob diese Klusterung von finanziellen Zuwendungen<br />
abhängt. Hieraus würde die Gleichsetzung von Partnerschaft mit<br />
Versorgungsinstitution und demzufolge entstehender finanzieller Abhängigkeit<br />
vom Partner resultieren. Deutlich weist <strong>Petra</strong> W. auf Gegensätze zwischen<br />
ihrem Leben und dem der Mutter hin. Allerdings betrachtet sie deren Leben als<br />
abgeschlossen, wohingegen das ihrige noch über genügend zeitlichen<br />
Spielraum verfügt, um es anders gestalten zu können. Das gedankliche<br />
Engagement, ihre Verwobenheit mit der Problematik ´Partnerschaft als<br />
Versorgungsinstitution und Individualität` unterstreicht ihre spontane<br />
Verwendung des Kiezdialektes bei diesem Thema.<br />
Im gleichen Atemzug verurteilt <strong>Petra</strong> W. einerseits die Lebensart der Mutter und<br />
berichtet andererseits von deren Mitfinanzierung ihres Autos, um am Ende zu<br />
konstatieren, dass sie, <strong>Petra</strong> W., es doch verstehe, aus wenig Geld noch eine<br />
ganze Menge zu machen – eine sehr individuelle Interpretation der eigenen<br />
Fähigkeiten.<br />
Das Verhältnis zwischen Tochter und Mutter scheint nicht nur angesichts von<br />
<strong>Petra</strong> W´s mehrfacher Betonung, „nie werden zu wollen wie ihre Mutter“,<br />
gespannt zu sein. Geringschätzig mit „ach die“ charakterisiert sie die Mutter als<br />
lebensfremd, als eine, die der Arbeitslosigkeit der Tochter positiv