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156 IV.1. Beobachtungsprotokoll zum Interview 2: Petra Wiesow Tag ...

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In ihrer Partnerschaft ist sie selber, nicht ihr Partner, diejenige, die die sozialen<br />

Kontakte besitzt, pflegt und auch genau weiß, wie solche Verbindungen zu<br />

fördern sind. Interessanter Weise erfährt die Darstellung der Möglichkeiten<br />

durch die Verwendung des Wortes „eigentlich“ weiß sie es... Einschränkungen.<br />

Nach drei verbalen Anläufen erhalten diese Kontakte das Prädikat „sozial“.<br />

Dann folgt im Ablauf der Erzählung die Darstellung der Förderung und Pflege<br />

dieser Kontakte ohne handlungsimmanente Notwendigkeit, quasi als<br />

Möglichkeit,... die eigene Identität durch eine bestimmte Überlegenheit über<br />

einen anderen zu verwirklichen... in relativ unwichtigen Angelegenheiten 15 .<br />

<strong>Petra</strong> W´s Intention zu verdeutlichen, dass sie selber schon in Kleinigkeiten<br />

anders als ihre Mutter handelt, die über diese sozialen Kompetenzen nicht<br />

verfügt, wird deutlich.<br />

Durch diese verbal geschilderten Handlungsvollzüge erfährt die These von der<br />

verlorenen Persönlichkeit, vom Menschen, der unter allen Umständen anders<br />

sein möchte, als der Rest, neue Impulse. Im Prozess der Abgrenzung zur<br />

Mutter liefert <strong>Petra</strong> W. nicht nur die Hintergründe für ihre Desintegration,<br />

sondern auch für ihre bewusste Abkehr vom jeweils herrschenden<br />

Gesellschaftssystem, in dem sie lebt. Als Individuum, über dessen Abgrenzung<br />

sie ihren eigenen Standort definiert, wählt sie überwiegend ihre Mutter aus, die<br />

wie <strong>Petra</strong> W. meint, am Ende ihrer Lebenszeit noch immer im sozialen Statusund<br />

Gesellschaftsgefüge der Unterschicht verharrt. Indem <strong>Petra</strong> W. diese<br />

Selektion präsentiert, sich bewusst vom Individuum der Mutter distanziert und<br />

damit der Matrophobie unterliegt, legt sie ein Steinchen in den Kreis, der sich<br />

um ihre eigene Person schließt. Sie verortet sich selber nicht nur in ihrem<br />

Herkunftsmilieu, sondern legt darüber hinaus auch dar, warum sie nicht Teil<br />

dieses Milieus ist. Weitere Steine folgen in der Untersuchung über den Umgang<br />

mit fremden Einflüssen.<br />

Strainger-Stigma<br />

15 Mead, George Herbert ([1934] 1995): a. a. O. 363.

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