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156 IV.1. Beobachtungsprotokoll zum Interview 2: Petra Wiesow Tag ...

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dass der Vater ihrer Tochter schon früher ausreiste und ihre Tochter nun, durch<br />

ihren Entschluss erst mal zu bleiben, wie sie selbst ohne Vater aufwachsen<br />

wird: „was für mich oder mein Leben entscheidend war dass ich auch selber nie<br />

mit einem Vater aufgewachsen bin“(47/8).<br />

Der Partner ihrer Mutter tritt als Auslöser für eine erwünschte Veränderung in<br />

ihr Leben. Ihre Hoffnungen auf gute partnerschaftliche Vaterbeziehungen<br />

zerschlagen sich bald, denn ein Kontakt <strong>zum</strong> Stiefvater kommt nicht zustande;<br />

´er interessierte sich nicht so für sie`. Die Art ihrer Darstellung, die Wahl von<br />

Erzählgerüstsätzen, vor allem aber die ständig im Erzähltext eingelagerten<br />

Erklärungstheorien, weisen auf die heute noch bestehende emotionale<br />

Verbundenheit mit dem in ihrer Kindheit nicht zu realisierenden Vaterbild hin 3 .<br />

Während zehn Jahren Zusammenseins hatte ihre Mutter einen Partner und sie<br />

einen Stiefvater - trotz allem empfindet sie diese Zeit als vaterlos und als<br />

entscheidend für sich und für ihr Leben. Gerade weil in dieser Zeit der Vater für<br />

sie zwar real, aber nicht gefühlsmäßig vorhanden war, grenzt sie sich ihm<br />

gegenüber ab. Sie verlässt auch hier wieder die Ebene der Erzählung. Der<br />

Erzähldruck scheint gerade in dieser Passage nicht durch die<br />

Ausgangsfragestellung entstanden zu sein; eher gleichen ihre Ausführungen<br />

Fragen, die sie an sich selber stellt. Ausgelöst durch ihren immer wieder<br />

erhobenen Autonomieanspruch -“ganz bewusst entschieden“ (21/2), -“ich<br />

nach... entschieden habe“ (34/5), manövriert sie sich in den eigenen Zugzwang<br />

der Handlungsplausibilität. <br />

. Der fehlende Vater, bzw. die von ihr als Kind stillschweigend<br />

erhoffte, aber misslungene Stiefvaterbeziehung wird <strong>zum</strong><br />

erklärungstheoretischen Versuch, warum ein Partner schon immer nicht die<br />

Rolle in ihrem Leben gespielt hat (52/3). Diese familiale ´Bruchfläche`, <strong>Petra</strong>s<br />

negative Vater-/(Partner-)beziehung, scheint einen nicht unwesentlichen Beitrag<br />

zu ihren Entschluss für ein Leben allein mit ihrem Kind geliefert und außerdem<br />

auch den Grundstein für eine Prozessstruktur ihrer Partnerbeziehung gelegt zu<br />

3 Schütze, Fritz (1987): a. a. O. 131.

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