Vitalstoffe – Das Magazin für Mikronährstoffe und deren Wirkungen

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V italstoffe 36 Ferner ist festzustellen, dass Artikel 10 Abs. 3 in der Verordnung ausdrücklich Verweise auf allgemeine, nicht spezifische Vorteile eines Nährstoffs oder Lebensmittels für die Gesundheit im Allgemeinen oder das gesundheitsbezogene Wohlbefinden erlaubt, wenn ihnen eine in einer der Listen nach Artikel 13 oder 14 enthaltene speziell zugelassene gesundheitsbezogene Angabe beigefügt ist. Daraus folgt im Umkehrschluss, dass diese Verweise auf allgemeine, nicht spezifische Vorteile des Nährstoffs oder Lebensmittels für die Gesundheit im Allgemeinen oder das gesundheitsbezogene Wohlbefinden nicht von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) geprüft und zugelassen worden sein müssen. Auch hier bietet sich für die Lebensmittelindustrie eine Vielzahl von flexiblen Werbemöglichkeiten. Abschließend ist festzustellen, dass die mit der Verordnung 432/2012/EG zugelassenen gesundheitsbezogenen Angaben nicht zwingend in dem Wortlaut verwendet werden müssen, wie in der Verordnung vorgeschlagen. Wichtig ist vielmehr, dass der Wortlaut aus Verbrauchersicht gleichbedeutend ist mit dem Wortlaut einer spezifisch zugelassenen gesundheitsbezogenen Angabe, weil damit auf den gleichen Zusammenhang zwischen einer Lebensmittelkategorie, einem Lebensmittel oder einem Lebensmittelbestandteil und einer bestimmten Wirkung auf die Gesundheit hingewiesen wird. Dadurch wird den Werbewünschen der Lebensmittelindustrie ausreichend Rechnung getragen und eine gewisse Werbevielfalt bezüglich der zugelassenen gesundheitsbezogenen Angaben ebenfalls sichergestellt. Die Verordnung 432/2012/EG gilt ab dem 14. Dezember 2012. Es sollte sichergestellt werden, dass die Lebensmittelunternehmer sich an die entsprechenden Anforderungen anpassen können. Unklar bleibt aufgrund der unbestimmten Regelung, ob damit gemeint ist, dass bis zu diesem Zeitpunkt der Verordnung widersprechende gesundheitsbezogene Angaben überhaupt nicht mehr im Markt auffindbar sein dürfen, oder ob dies das erste Inverkehrbringen bzw. Bewerben durch ein Lebensmittel gemeint ist und auch nach Ablauf der Umsetzungsfrist ein Abverkauf im Handel weiterhin möglich ist. Es ist offensichtlich, dass bei Produkten mit längeren Mindesthaltbarkeitsdaten, wie z.B. Nahrungsergänzungsmitteln und diätetischen Lebensmitteln eine kurze Übergangsfrist von 6 Monaten in keiner Weise ausreicht, um der Lebensmittelindustrie eine angemessene Umstellung der Werbung zu ermöglichen. Eine solche kurze Übergangsfrist von 6 Monaten mag für Lebensmittel des Alltags zu realisieren sein, nicht jedoch für Produkte, die regelmäßig ein längeres Mindesthaltbarkeitsdatum aufweisen. Da die Verordnung klarstellt, dass der Geltungsbeginn so festgelegt wurde, um den Lebensmittelunternehmern eine Anpassung an die Anforderungen zu ermöglichen, muss für die Produkte mit einer längeren Haltbarkeit die Verordnung so interpretiert werden, dass der Abverkauf im Handel auch nach Ablauf dieser Fristen allein verhältnismäßig und damit rechtmäßig ist. Denn bei anderer Auslegung würde den Herstellern und Inverkehrbringern von Produkten mit längeren Mindesthaltbarkeitsdaten eine 6-monatige Übergangsfrist in keiner Weise einen angemessenen Übergang und Anpassungen an die Verordnung ermöglichen, da deren Produkte im Grunde sofort aus dem Handel zurückgerufen werden müssten. Abschließend ist festzustellen, dass die bisherige Verordnung 432/2012/EG erst einen kleinen Teil der zu bewertenden Claims erfasst. Die Europäische Kommission hat für eine Vielzahl von Lebensmittelzutaten, wie z.B. probiotischen Milchsäurebakterien, die Bewertung „on hold“ gestellt, so dass in der Zwischenzeit die noch nicht abschließend bewerteten Claims weiterhin verwendet werden können. Darüber hinaus hat die Europäische Kommission die Bewertung von Angaben, die sich auf die Wirkung pflanzlicher Stoffe beziehen (Botanicals) ebenfalls zurückgestellt, da hier erst noch auf europäischer Ebene Übereinstimmung erzielt werden muss, wie die entsprechende Bewertung zu erfolgen hat. In der Zwischenzeit können die entsprechenden Werbeaussagen gemäß Artikel 28 Abs. 5 der Verordnung weiterhin verwendet werden, sofern sie im Übrigen mit der Verordnung im Einklang sind und den einschlägigen nationalen Vorschlägen entsprechen. Im Ergebnis bleibt es dabei, dass die Health-Claims-Verordnung in unverhältnismäßiger Art und Weise in einer Vielzahl von Tatbeständen rechtswidrig in die grundrechtlich geschützten Rechtspositionen der Lebensmittelindustrie eingreift. Bis zur gerichtlichen Bestätigung einer entsprechenden Rechtswidrigkeit der Health-Claims-Verordnung oder zumindest Teilen der Health-Claims-Verordnung muss sich jedoch jeder Lebensmittelunternehmer mit den Vorgaben der Health-Claims-Verordnung intensiv auseinandersetzen. Bei vertiefter Betrachtung gibt es jedoch eine Vielzahl von rechtlichen Ansatzpunkten, um bereits den Anwendungsbereich der Health-Claims-Verordnung zu vermeiden und, falls das nicht gelingt, die oft unbestimmten Vorgaben der Health-Claims-Verordnung in einer Weise interpretieren zu können, dass die Interessen der Lebensmittelindustrie angemessen berücksichtigt werden. Gerne unterstützt Sie hierbei der NEM Verband und sein lebensmittelrechtlicher Beirat Dr. Thomas Büttner. Autoren: Manfred Scheffler, Präsident NEM e.V. Dr. Thomas Büttner Rechtsanwalt und Lebensmittelrechtlicher Beirat NEM e.V.
Rob Winwood Lebenserhaltende Fettsäuren DHA zur Aufrechterhaltung der Gesundheit von der frühen Kindheit bis ins hohe Alter Die Bewertung gesundheitsbezogener Angaben durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat wesentliche Veränderungen im Umfeld der Gesundheits- und Ernährungsindustrie zur Folge. Eine positive Bewertung versichert Lieferanten von Zutaten und Endproduktherstellern, dass die Aussagen auf Nahrungsmitteln sich auf solide wissenschaftliche Fakten stützen. Der Genehmigung einer gesundheitsbezogenen Aussage geht allerdings ein striktes Prozedere voraus, bei dem der EFSA ein beträchtlicher Umfang an wissenschaftlichen Belegen vorzulegen ist. An dieser Stelle wurden bislang die meisten Aussagen abgelehnt, da die bereitgestellte Dokumentation die Kriterien nicht erfüllte bzw. die Belege nach Ansicht des Panel eine Ursache-Wirkung-Beziehung nicht in ausreichendem Maße aufzeigten. Zu den positiv bewerteten Inhaltsstoffen zählen mehrfach ungesättigte, langkettige Fettsäuren insbesondere DHA (Docosahexaenoidsäure) und EPA (Eicosapentaensäure). Diese Makronährstoffe erhielten insgesamt positivere Beurteilungen als andere Inhaltsstoffe; gesundheitsbezogene Aussagen in Bezug auf ihre Wirkung auf die Gesundheit von Gehirn, Herz und Augen wurden alle zugelassen 1 . Im folgenden erörtert Rob Winwood, Scientific Communications, life’sDHA 2 , DSM Nutritional Products, DHA sowie die Gesundheitsvorteile für junge und ältere Menschen. Auf die richtige Versorgung kommt es an Die am meisten verbreiteten Omega-3 Fettsäuren sind DHA (Docosahexaenoidsäure), EPA (Eicosapentaensäure) und ALA (Alpha-Linolensäure). DHA wird im allgemeinen als die wichtigste Omega-3 Fettsäure betrachtet; es ist eine strukturbildende Fettsäure im Gehirn und in der Netzhaut und ein Hauptbestandteil des Herzgewebes. Obgleich der Juni 2012 Körper ALA in DHA umwandeln kann, ist der Prozess mit einer Umwandlungsrate von weniger als ein Prozent nicht wirklich effektiv. Diese Erkenntnis wurde durch Forschung belegt, die von der ISSFAL (International Society for the Study of Fatty Acids and Lipids) betrieben wurde. Die Ergebnisse der Studien zeigten, dass vorgeformte DHA sehr viel effektiver bei der Erhöhung der DHA-Spiegel im Blut und in der Muttermilch sind als ALA allein 3 . Omega-3 Fettsäuren sind vorwiegend in öligem Fisch zu finden, z. B. Lachs und Thunfisch. Das bedeutet, dass es für Vegetarier oder Personen, die es aus Umweltgründen vermeiden, Fisch zu essen, weniger Optionen gibt. Obgleich ALA in Leinsamen, Walnuss und Raps zu finden ist, sind diese Nahrungsmittel aufgrund der geringen Umwandlungsrate von ALA zu DHA keine gute Quelle für DHA. Es gibt jedoch eine kommerziell erhältliche Alternative. In den vergangenen Jahren sind Algen als wirksamer und umweltfreundlicher Lieferant von DHA in den Vordergrund getreten. Fische gewinnen DHA letztlich aus Algen. Indem man direkt zur Quelle geht, erhalten Verbraucher DHA auf dem gleichen, natürlichen Weg wie Fische. Für das Wachstum im Mutterleib unentbehrlich Was macht DHA eigentlich? Die Antwort ist einfach: DHA hilft dabei, dass einige der wichtigsten Organe des Körpers funktionieren und während Ihres gesamten Lebens gesund bleiben. Diese positive Wirkung beginnt bereits in der Gebärmutter, wo DHA zu der gesunden Entwicklung der Neuronen im fetalen Gehirn beiträgt. Besonders wichtig ist dies im letzten Schwangerschaftsdrittel, wenn das Gehirn sich schnell © nikkytok – Fotolia.com Omega-3 entwickelt und etwa 70% der aufgenommenen Nährstoffe für die Entwicklung des Gehirns verwendet werden. Da der Körper DHA nicht selbst synthetisieren kann, muss sie dem Fetus über die Plazenta zugeführt werden. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die werdende Mutter genügend DHA zuführt, um Reserven für den wachsenden Fetus aufzubauen und sicherzustellen, dass in der Muttermilch eine ausreichende DHA-Konzentration vorliegt. Obgleich die Vorteile dieses äußerst wichtigen Nährstoffs für die Gehirngesundheit in jeder Lebensphase immer bekannter werden, bleibt die Zufuhr von DHA in vielen Ländern immer noch relativ niedrig. Da viele Frauen nicht genügend DHA-reiche Nahrungsmittel zu sich nehmen, empfehlen Organisationen wie ISSFAL (International Society for the Study of Fatty Acids) und Peri- Lip (Perinatal Lipid Nutrition) in dieser wichtigen Phase eine Nahrungsergänzung. Bis in die Kindheit und darüber hinaus Eine ausreichende DHA-Zufuhr bleibt auch nach der Geburt für Mutter und Kind wichtig, weil sie nicht nur zu kognitiven Funktionen beiträgt, sondern auch zur Herzgesundheit und Sehleistung. Der Einfluss von DHA auf die Sehleistung ist die Grundlage einer von der Kommission genehmigten gesundheitsbezogenen Aussage, die die Vorteile von DHA mit einer normalen visuellen Entwicklung von Kleinkindern von Geburt bis zu 12 Monaten in Verbindung bringt 4 . Die Wirkungen von DHA gehen jedoch über die frühe Kindheit hinaus. Wenn stillende Mütter zusätzliches DHA erhalten, zeigt die Entwicklung ihrer Kleinkindern bessere Ergebnisse, so zum Beispiel die Augen-Hand-Koordination im Alter von zweieinhalb Jahren 5 und eine verbesserte Aufmerksamkeitsfähigkeit im Alter von fünf Jahren 6 . Obwohl 37
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