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CRUISER Edition <strong>April</strong> <strong>2011</strong><br />
Prominent<br />
Charlie Sheen<br />
Auf die Lieblingsserie ist Verlass. Sie kommt bestimmt,<br />
täglich oder wöchentlich. Selbe Zeit,<br />
selber Kanal. Ebenso zuverlässig sendet der ausser<br />
Rand und Band geratene «Two and a Half<br />
Men»-Schauspieler Charlie Sheen Schlagzeilen<br />
aus dem wahren Leben. Er feiert mit Drogenbaronen<br />
und Pornoqueens, er zerstört Hotelsuiten,<br />
seine Liebhaberinnen flüchten in den Kleiderschrank.<br />
Sein Heimatsender CBS hat nun<br />
genug von Charlies Eskapaden, setzt die erfolgreiche<br />
Serie ab und Sheen auf die Strasse. Nach<br />
neun Staffeln und einem Einkommen von 2<br />
Mio. Dollar (pro Folge!) verklagt Sheen seinen<br />
Arbeitgeber auf 300 Mio., feiert gleichzeitig seine<br />
neue Freiheit in bizarrer Art mit Machete<br />
und Tigerblut und will mit seinem Bühnenprogramm<br />
«Mein gewalttätiger Torpedo der<br />
Wahrheit» auf Tour gehen. Hierzulande ist die<br />
Sendung weiterhin regelmässig zu sehen, aber<br />
vielleicht lohnt es sich, schon mal nach Alternativen<br />
Ausschau zu halten. Der perfekte Zeitpunkt,<br />
von «Two and a Half Men» auf «How I Met<br />
Your Mother» umzusteigen. Der Obermacker<br />
dieser Sitcom, Barney, heisst real Neil Patrick<br />
Harris, lebt mit Partner David, adoptierten Zwillingen<br />
und ohne Ausschweifungen. Zu einer Homo-Adoption<br />
ist es derweil auch an der Wisteria<br />
Lane gekommen, zwischen Katastrophen- und<br />
Highlightfolge tut sich ein Abgrund nach dem<br />
andern auf. Oder wie wär‘s mal mit einer Folge<br />
«Hung – um Längen besser», wo die Hauptfigur<br />
mit den Vor- und Nachteilen einer Überlänge<br />
unter der Gürtellinie konfrontiert wird? So<br />
oder so: Der Serienabend braucht wegen Charlies<br />
Ausstieg nicht gekürzt zu werden. (rg)<br />
Anton Hysén<br />
«Wo zum Teufel sind die andern?», fragte der<br />
schwedische Viertligist Anton Hysén in seinem<br />
Comingout-Interview mit einem Fussballmagazin.<br />
Ein grosser Skandal, eine kleine Sensation.<br />
Ob Hyséns Spielzug zum Steilpass für schwule<br />
Profikicker oder zum Eigentor für seine Sportkarriere<br />
wird, ist noch unentschieden. Schon<br />
2007 ging der Erfuter Mittelfeldspieler Marcus<br />
Urban in die Offensive, outete sich, schrieb seine<br />
Biografie «Versteckspieler» und hängte die Fussballschuhe<br />
an den Nagel. Er kenne mindestens<br />
drei schwule Spieler in der deutschen Bundesliga,<br />
sagte er. Immer wieder wird vorgerechnet,<br />
dass sich in jeder Mannschaft ein Schwuler befindet,<br />
statistisch gesehen. In der SF-Sportlounge<br />
wurde darüber diskutiert, auch die Tatort-Folge<br />
«Mord in der ersten Liga» nahm das Thema auf<br />
und sorgte für lautes Medienecho. Über schwule<br />
Fussballer gibt’s Schlagzeilen, Sondersendungen<br />
und Doktorarbeiten. Zweifellos brisant, aber wie<br />
wär‘s zur Abwechslung mit schwulen Formel1-<br />
Piloten, mit lesbischen Eiskunstläuferinnen, mit<br />
bisexuellen Boxern? Das Outing auf Teufel komm<br />
raus ist ein erfolgloser Trainer. Zur Spielwiese der<br />
Metrosexualität ist die Heterohochburg längst<br />
geworden, und wenn man wieder etwas leichtfüssiger<br />
mit Bällen, Skandalen und Klischees<br />
jongliert, wenn in ferner Zukunft ganz selbstverständlich<br />
ein heisser Spielermann neben zehn<br />
coolen Spielerfrauen sitzt, dann wird das 1:10<br />
ein umso grösserer Triumph sein, das 1:1 ein<br />
Sieg. Bis dahin werden zwischen homophoben<br />
Fan-Parolen und Gay-Fanclubs im Abseits noch<br />
einige Fouls vorkommen. (rg)<br />
Alfons Haider<br />
Die C-Prominenz tanzt wieder! Auf RTL fegen diverse<br />
Sternchen derzeit jeden Mittwoch in «Let’s<br />
Dance» übers Parkett. Und auch in den Staaten<br />
und weiteren Ländern erfreuen sich die Fernsehzuschauer<br />
an der amüsanten Schwoferei.<br />
Doch den Vogel schoss der ORF ab. In der österreichischen<br />
Variante «Dancing Stars» zeigt der<br />
Sender ein tanzendes Männerpaar. Dies stellt<br />
sogar die einbeinige Heather Mills in den Schatten,<br />
welche bei der amerikanischen Version für<br />
Furore sorgte. Der Moderator und Schauspieler<br />
Alfons Haider, welcher sich unverblümt und<br />
bewundernswert offen schwul gibt, wollte nur<br />
mit einem Mann tanzen. Dies war die Bedingung<br />
seiner Teilnahme. Also widmet sich nun<br />
ein reines Männerpaar dem Standarttanz. Jury<br />
wie Publikum sind jedenfalls entzückt. Anders<br />
sieht das ein Teil der österreichischen Promi-<br />
Elite. Ex-Rennfahrer Niki Lauda sprach gemäss<br />
News.at von einer «quotengeilen Schwulennummer».<br />
Weiter wolle er seinen Kindern einen<br />
solchen Anblick nicht zumuten. Und Sängerin<br />
Dagmar Koller findet die tanzenden Männer<br />
einfach «unappetitlich». Auch das RTL Jury-<br />
Mitglied Joachim Llambi meldete sich zu Wort:<br />
«Wir haben ganz viele Homosexuelle im Tanzsport.<br />
Aber Mann und Frau sollten zusammen<br />
tanzen und nicht Mann und Mann oder Frau<br />
und Frau.» Bleibt abzuwarten, wie weit sich Alfons<br />
Haider mit seinem Partner in der Show zu<br />
behaupten weiss. Bis Redaktionsschluss war der<br />
smarte Österreicher noch dabei. (dd)<br />
Dana International<br />
Harte Konkurrenz für unsere Anna Rossinelli<br />
am Eurovision Song Contest. In der israelischen<br />
Vorentscheidung gewann eine alte Bekannte:<br />
Dana International. Die transsexuelle Sängerin<br />
erreichte mit ihrem Song «Ding Dong» die meisten<br />
Stimmen. Nun wird Dana International<br />
diesen Mai in Düsseldorf antreten. Ein Déjà-vu<br />
in doppelter Hinsicht: 1998 gewann Dana International<br />
mit dem Lied «Diva» den Gesangswettbewerb.<br />
Als überhaupt erste Transsexuelle<br />
sorgte die Sängerin für rote Köpfe. Ihren<br />
Sieg widmete sie liebevoll der Gay-Community.<br />
Doch auch der Siegertitel ist nicht neu, zumindest<br />
dessen Worte nicht. «Ding-Dong» erinnert<br />
klar an «Ding-A-Dong» der niederländischen<br />
Gruppe «Teach-in», welche im Jahre 1975 den<br />
Wettbewerb gewann. Nichts Neues aus Israel,<br />
dafür eine überglückliche Dana International.<br />
Sie freue sich wie ein kleines Kind, gab sie gegenüber<br />
der israelischen Presse bekannt. Es sei<br />
wichtig für sie, gerade in Deutschland das Land<br />
Israel zu vertreten. Und eine zweite Chance für<br />
die als Mann geborene Dana International, um<br />
nochmals als Frau die Hitparaden zu erobern.<br />
Nach ihrem Sieg wurde die Sängerin damals geradezu<br />
boykottiert. MTV beispielsweise weigerte<br />
sich standhaft, ein Video von Dana International<br />
zu zeigen. Erfolge gab es nur noch vereinzelt<br />
in Israel. Beispielsweise als Komponistin und<br />
Texterin. Dafür war die transsexuelle Schönheit<br />
häufig an CSDs in Europa zu Gast. Dana<br />
International lieh auch Amnesty International<br />
ihre Stimme im Kampf gegen die Verfolgung<br />
von Schwulen, Lesben und Transsexuellen. Wir<br />
wünschen Dana International besonders viel<br />
Glück! (dd)<br />
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