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Bildungssituation und Bildungsverhalten migrantischer Gruppen in ...

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Entwicklung der Beschäftigungssituation antizipiert werden. In deutschen <strong>und</strong> migrantischen<br />

Familien müssen sich die Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong>der h<strong>in</strong>sichtlich Neigung <strong>und</strong> Begabung mit der<br />

Frage ause<strong>in</strong>andersetzen, welcher Beruf für die K<strong>in</strong>der „Zukunft hat“:<br />

„In zeitgenössischen Gesellschaften kommt außerdem die Erwartung h<strong>in</strong>zu, dass die <strong>in</strong><br />

der K<strong>in</strong>dheit erhaltene Ausbildung bestenfalls partiell auf spätere E<strong>in</strong>tritte <strong>in</strong><br />

verschiedenartige <strong>Gruppen</strong> außerhalb der Familie vorbereitet. Alles<br />

zusammengenommen, vermittelt das Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sich wandelnden Kernfamilie <strong>und</strong><br />

der E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> neue <strong>Gruppen</strong> mit all se<strong>in</strong>en Konsequenzen dem Individuum den<br />

E<strong>in</strong>druck, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt zu existieren, die sich ständig wandelt. Je <strong>in</strong>tensiver der<br />

Generationenwandel <strong>in</strong> der Familie <strong>und</strong> der gesellschaftliche Wandel durch Beteiligung<br />

an neuen <strong>Gruppen</strong>erfahren werden, desto brüchiger wird das soziale System <strong>und</strong> desto<br />

größer dürfte die Unsicherheit des E<strong>in</strong>zelnen werden. Der Fortschrittsgedanke, der e<strong>in</strong>e<br />

Rechtfertigung für die ungefestigte Situation bietet, macht das erträglich“. 71<br />

Viertens erfolgt die Neubestimmung der erwähnten bisherigen ökonomischen, sozialen <strong>und</strong><br />

kulturellen Orientierungen <strong>in</strong> der spezifischen sozialstrukturellen Situation der Zugehörigkeit<br />

zu e<strong>in</strong>er sozialen Schicht der Zuwanderungsgesellschaft. Dazu Nuran Dönmez mit A.<br />

Kalpaka <strong>und</strong> N. Rätthzel: „Die K<strong>in</strong>der<br />

ausländischer Arbeiter werden <strong>in</strong> der<br />

E<strong>in</strong>wanderergesellschaft, <strong>in</strong> der Welt der Arbeiter sozialisiert, <strong>und</strong> zwar für e<strong>in</strong> Leben als<br />

Ausländer bzw. als Menschen nichtdeutscher Herkunft. In diese Sozialisation fließen neben<br />

den Normen <strong>und</strong> Werten des Heimatlandes auch erfahrene Diskrim<strong>in</strong>ierung, kollektive<br />

Träume, das Bewusstse<strong>in</strong> e<strong>in</strong>, Angehöriger e<strong>in</strong>er nationalen <strong>und</strong> sprachlichen M<strong>in</strong>derheit zu<br />

se<strong>in</strong>“. 72<br />

Im vorangegangenen Abschnitt wurden strukturell wirksame Diskrim<strong>in</strong>ierungen<br />

Jugendlicher h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Bildungsbereitschaft <strong>und</strong> erzielter Bildungserfolge aufgezeigt,<br />

die schichtspezifisch auf deutschstämmige sowie verstärkt auf migrantische Jugendliche<br />

wirken. So muss der sechste Familienbericht e<strong>in</strong>erseits feststellen, dass re<strong>in</strong> statistisch<br />

gesehen Chancengleichheit dann gegeben wäre, wenn die sozialen Schichten entsprechend<br />

ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung an den verschiedenen Bildungsbereichen teilhaben.<br />

Dies gilt aber schon für die deutsche Bevölkerung nicht: „1995 lernten von allen 17 – 18-<br />

71<br />

72<br />

Mead, Margaret (2006) Der Konflikt der Generationen – Jugend ohne Vorbild, S. 90, Eschborn bei Frankfurt<br />

a. M.<br />

Kalpake, Annita u. Räthzel, Nora (Hg.), 1986: Die Schwierigkeit, nicht rassistisch zu se<strong>in</strong>, Berl<strong>in</strong>. Zitiert<br />

nach: Dönmez, Nuran: „Kultur <strong>und</strong> Integration“. In: Gümrükcü, Harun, Gutmann Rolf (Hg.), Januar 2003:<br />

Globalisierung. Zuwanderung <strong>und</strong> Interkulturelle Kompetenz, ITES-Jahrbuch 2002-2003, Schriften des<br />

Instituts für Türkisch-Europäische Studien Bd. 16, Hamburg, S. 225. Anm.: Die von Dönmez<br />

vorgenommenen <strong>und</strong> gekennzeichneten Auslassungen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>fügungen im Zitat wurden vom Verfasser nicht<br />

übernommen.<br />

36

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