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Bildungssituation und Bildungsverhalten migrantischer Gruppen in ...

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statische Größe zu betrachten. Das könnte dazu verführen, alle mit der Migration<br />

verb<strong>und</strong>enen Vorgänge nur e<strong>in</strong>seitig als Anpassungsleistungen der Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Migranten an das zeitlich gerade Vorgegebene der Gesellschaft zu verstehen. „Ist es aber<br />

überhaupt möglich, dass die e<strong>in</strong>heimische Bevölkerung vom Prozess der Migration unberührt<br />

bleibt? Kann man der ausländischen Bevölkerung e<strong>in</strong>fach sagen, dass sie sich an die Werte<br />

des Aufnahmelandes bed<strong>in</strong>gungslos anpassen muss, da sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gastland lebt, oder ihr<br />

mit großer Gleichgültigkeit sagen, dass sie ansonsten <strong>in</strong> ihre Heimat zurückkehren sollte,<br />

wenn sie nicht bereit wäre, e<strong>in</strong>e solche Anpassung zu akzeptieren?“, 4 fragt z. B. Nuran<br />

Dönmez.<br />

Zuwanderung f<strong>in</strong>det statt <strong>in</strong> den gesellschaftlichen Raum e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>wanderungsgesellschaft<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> dessen Dynamik. Die hier zugr<strong>und</strong>e gelegte Vorstellung von Zuwanderung versucht,<br />

Zuwanderung als E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en gesellschaftlichen Raum <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e gesellschaftliche Zeit zu<br />

verstehen. In diese Eigendynamik treten migrantische <strong>Gruppen</strong> e<strong>in</strong> <strong>und</strong> bee<strong>in</strong>flussen diese<br />

Dynamik ihrerseits als Subjekte, als handelnde Menschen. Vom Theorieverständnis der<br />

sozialen Innovation her könnte man sagen, dass sie E<strong>in</strong>fluss nehmen auf bestehende<br />

spezifische Pfadabhängigkeiten der E<strong>in</strong>wanderergesellschaft. Pfadabhängig me<strong>in</strong>t, dass die<br />

bestehenden Verhältnisse den Weg der Gesellschaft <strong>in</strong> die Zukunft h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> eher <strong>in</strong> die e<strong>in</strong>e<br />

oder eher die andere Richtung bee<strong>in</strong>flussen, ohne dass diese Richtung dadurch <strong>in</strong> Gänze<br />

vorherbestimmt oder <strong>in</strong> Gänze prognostizierbar wäre. 5 E<strong>in</strong>e ganz allgeme<strong>in</strong>e, aber treffende<br />

Def<strong>in</strong>ition von Innovation <strong>und</strong> sozialer Innovation 6 lautet: „Do<strong>in</strong>g new th<strong>in</strong>gs or do<strong>in</strong>g th<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong> a new way“ (Alois Schumpeter). Neues kann also auch durch Rekomb<strong>in</strong>ation z. B.<br />

bestehender Regeln, bestehender Beziehungsmuster usw. entstehen, mit der neue, bisher nicht<br />

vorhandene Perspektiven h<strong>in</strong>sichtlich gesellschaftlicher Entwicklung gebildet werden. Dies<br />

braucht notwendiger Weise die Kommunikation <strong>und</strong> Interaktion der gesellschaftlichen<br />

<strong>Gruppen</strong> untere<strong>in</strong>ander. Voraussetzung gel<strong>in</strong>gender Kommunikationsvorgänge ist auch die<br />

Bereitschaft, <strong>in</strong> der Argumentation nicht die Macht- <strong>und</strong> Dom<strong>in</strong>anzgefälle, die aus den<br />

gesellschaftlichen Strukturen resultieren, auszuspielen. Nach Jürgen Habermas ist<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Dönmez, Nuran, „Kultur <strong>und</strong> Integration“. In: Gümrükcü, Harun; Gutmann, Rolf (Hg.), Januar 2003:<br />

Globalisierung. Zuwanderung <strong>und</strong> Interkulturelle Kompetenz, ITES-Jahrbuch 2002-2003, Schriften des<br />

Instituts für Türkisch-Europäische Studien Bd. 16, Hamburg, S. 236-237.<br />

Vgl. Zapf, Wolfgang, 1989: „Über soziale Innovationen“. In: Soziale Welt, 40. Jg., H. 1-2. Dort S. 177: Nach<br />

Zapf s<strong>in</strong>d soziale Innovationen „neue Wege [um] Ziele zu erreichen, <strong>in</strong>sbesondere neue<br />

Organisationsformen, neue Regulierungen, neue Lebensstile, die die Richtung des sozialen Wandels<br />

verändern, Probleme besser lösen als frühere Praktiken <strong>und</strong> die deshalb wert s<strong>in</strong>d, nachgeahmt <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong>stitutionalisiert zu werden“.<br />

E<strong>in</strong>e systematische E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> Begriff <strong>und</strong> Theorie der sozialen Innovation gibt Katr<strong>in</strong> Gillwald, 2000:<br />

Konzepte sozialer Innovation. Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong> für Sozialforschung WZB, Abteilung<br />

Sozialstruktur <strong>und</strong> Sozialberichterstattung des Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong>. L<strong>in</strong>k:<br />

http://bibliothek.wzb.eu/pdf/2000/p00-519.pdf, Zugriff: 04.12.09.<br />

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