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Bildungssituation und Bildungsverhalten migrantischer Gruppen in ...

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wenn diese die Bildungsnormen <strong>und</strong> Bildungsvorstellungen der Zuwanderergesellschaft rasch<br />

übernehmen, denen gegenüber die Eltern aufgr<strong>und</strong> ihrer Vorerfahrung auch Zweifel haben.<br />

„In den modernen Gesellschaften wird e<strong>in</strong> großer Teil der erzieherischen Bee<strong>in</strong>flussung der<br />

K<strong>in</strong>der von den Bildungs<strong>in</strong>stitutionen übernommen, die sozial<strong>in</strong>tegrativ wirken, neben<br />

Kenntnissen auch die herrschenden gesellschaftlichen Werte <strong>und</strong> Normen vermitteln“. 75<br />

Erschwerend kommt h<strong>in</strong>zu, dass dabei der eben angesprochene gesellschaftliche Wandel der<br />

Zuwanderergesellschaft von zwei Generationen <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne „gleichzeitig“ wahrgenommen<br />

werden muss, dass darüber zeitnah adäquate Orientierungen gebildet werden müssen. „K<strong>in</strong>der<br />

der zweiten Migrantengeneration müssen, wenn sie aus traditionell orientierten Familien<br />

stammen, familistische E<strong>in</strong>flüsse <strong>und</strong> Erwartungen mit den säkularisierten E<strong>in</strong>stellungen bzw.<br />

Individualisierungstendenzen, die sie u. U. im deutschen Bildungssystem entwickeln,<br />

auszubalancieren versuchen“. 76 Den Migrantenfamilien bleibt buchstäblich weniger Zeit als<br />

den ansässigen Familien, Orientierung im Wandel zu f<strong>in</strong>den. Allerd<strong>in</strong>gs gilt das aufgr<strong>und</strong> der<br />

hohen sozioökonomischen <strong>und</strong> soziokulturellen Dynamik der westlichen<br />

Industriegesellschaften für die e<strong>in</strong>heimische Bevölkerung mittlerweile <strong>in</strong> ähnlicher Weise.<br />

F<strong>in</strong>den deshalb Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten ausreichende Möglichkeiten, diesen<br />

gesellschaftlichen Wandel, der sie gleichermaßen betrifft, mit zu gestalten? Die<br />

Forschungsergebnisse zur Wirkung sozialer Innovationen belegen z. B., dass sie erst dann<br />

wirklich produktiv für e<strong>in</strong>e Gesellschaft werden können, wenn sie e<strong>in</strong>e breite Diskurs-,<br />

Konflikt- <strong>und</strong> Konsensbildung zum Medium haben. Um das hier bisher gesagte zu<br />

veranschaulichen, wird folgendes Bespiel genannt.<br />

Im Verlauf der ersten „Bildungsoffensive“ <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik der 1960-er <strong>und</strong> 1970-er<br />

Jahre kam es <strong>in</strong> bis dah<strong>in</strong> weitgehend agrarisch strukturierten Gebieten des Nord-Westraums<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik nicht zu e<strong>in</strong>er sehr raschen Umorientierung <strong>in</strong> der Arbeiterschaft <strong>und</strong><br />

ehemaligen Landarbeiterschaft h<strong>in</strong>sichtlich des <strong>Bildungsverhalten</strong>s <strong>und</strong> der Wahrnehmung<br />

neuer Bildungs- <strong>und</strong> Aufstiegschancen, wie vermittels teilnehmender Beobachtung ermittelter<br />

empirischer Indizien festgestellt wurde. 77 Vielmehr wurden die neu eröffneten<br />

75<br />

76<br />

77<br />

Vgl. Sechster Familienbericht. Familien ausländischer Herkunft <strong>in</strong> Deutschland. Leistungen – Belastungen –<br />

Herausforderungen, 20.10.2000: Kapitel V.5 Migration <strong>und</strong> Bildung, S. 170.<br />

Vgl. Sechster Familienbericht. Familien ausländischer Herkunft <strong>in</strong> Deutschland. Leistungen – Belastungen –<br />

Herausforderungen, 20.10.2000: Kapitel V.5 Migration <strong>und</strong> Bildung, S. 171.<br />

Siehe Hachtmann, Götz, u. a. 1981: Zum Selbstverständnis e<strong>in</strong>es Dorfes – Am Beispiel von Jugend, Arbeit<br />

<strong>und</strong> Kommune, unveröffentlichte Diplomarbeit, Teil C, Jugend <strong>in</strong> Hooggast, Kapitel 3.1.4 „Die Schule blieb<br />

nicht im Dorf“, S. 298 f., Oldenburg.<br />

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