Kescher - Abraham Geiger Kolleg

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Das Abraham Geiger Kolleg veranstaltete am 10. April gemeinsam mit dem Institut für Jüdische Studien an der Universität Potsdam seine diesjährigen Emil Fackenheim Lecture. Mit der jährlichen Vorlesung wird jeweils eine Persönlichkeit geehrte, deren wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet des Judentums für die Verbindung von Tradition und Moderne in Forschung und religiöser Praxis steht. Dieses Jahr eröffnete Professorin Hanna Liss (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg) mit der Fackenheim Lecture das Sommersemes - ter. Ihrem Vortrag ging ein Workshop unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Witte (Inhaber des Lehrstuhls für Exegese und Literaturgeschichte des Alten Testaments an der Humboldt-Univer - Kescher Hebraica Veritas? Fackenheim Lecture 2012: Herausforderungen an eine jüdische Bibelwissenschaft heute sität Berlin) voraus, der sich mit Benno Jacob beschäftigte. „Die Kommentare des einst in Göttingen und Dortmund tätigen Bibelwissen - schaftlers und Rabbiners Benno Jacob (1862- 1945) zu den Büchern Genesis (1934) und Exodus (1943) stellen“, so Witte, „ eine monumentale Summe rabbinischer Gelehrsamkeit, philologischer Kenntnis und exegetischer Intuition dar.“ Im Workshop wurde an ausgewählten Beispielen aus den beiden genannten Kommentaren der besondere Charakter der Bibelauslegung Jacobs herausgearbeitet. Hanna Liss (im Foto unten mit Rabbiner Walter Homolka), die derzeit als Professorin für das Fach Bibel und Jüdische Bibelauslegung an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg Jüdische Bibelauslegung und Jüdische Theologie Jüdische Bibelauslegung wird von einer intensiven theoretischen Durchdringung der eigenen Text- und Lebenstradition getragen, ein philologischer Diskurs, der hierin die jüdische Bibel - auslegung zu einem Teil, wenn nicht sogar zur Voraussetzung der jüdischen Theologie werden lässt. Jüdische Theologie deshalb, weil das, was wir hier vorfinden, nichts anderes ist als ein Diskurs der Reflexivität und damit ein genuiner Teil eines Prozesses, der innerhalb der hebräischjüdischen Tradition durch Verifizierungs- und Falsifizierungsprozesse Wissen generiert und ausdifferenziert, und zwar mit dem Ziel, ausgehend von der hebräischen Texttradition den jüdischen Glaubenshorizont in Auseinandersetzung mit dem nicht-jüdischen intellektuellen Kontext immer wieder in Frage zu stellen, diskursiv aus- von Prof. Dr. Hanna Liss (Heidelberg) zuloten und gegebenenfalls zu stabilisieren. Selbst-Distanzierung nach innen. Bereits an dieser Stelle wird also deutlich, dass die heute so gerne aufgebotene Unterscheidung zwischen Theologie und Philologie künstlich und der jüdischen Geistesgeschichte nicht angemessen ist, denn ungeachtet aller philologischen oder philosophischen Waffen kämpften schon die jüdischen Intellektuellen des Mittelalters und der Neuzeit vor allem gegen die Dummheit in den eigenen Reihen, gegen dogmatische Dunkel - männer wie gegen philologisch nicht versierte Hohlköpfe (reqe moach). Exegese und Theologie gehören damit zusammen, denn die Beschäfti - gung mit den hebräischen Texten, das Lernen, das Beten, aber damit eben auch das richtige 13 lehrt zeichnet die Geschichte der wissenschaftlichen Bibelauslegung im 19. und 20. Jh. nach und entwarf dabei Perspektiven für die aktuelle jüdische Bibelwissenschaft heute. „Bibelauslegungen sind ein Produkt der Heraus - forderung von innen und von außen, des Re - flexiv werdens der eigenen Überzeugungstraditionen und der Schärfung der exegetischen, religiösen und sozio-kulturellen Position. Was aber bedeutet eigentlich konfessionelle Bibelaus - legung im Kontext der akademischen Disziplinen, Theologie und Jüdische Studien?“ Wir bringen an dieser Stelle eine Zusammenfassung ihres Vortrages. Foto: Tobias Barniske
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