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Kescher - Abraham Geiger Kolleg

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Wege der Zusammenarbeit Vor der Schoa lebten<br />

rund 3,5 Million Juden in Polen, heute zählt die<br />

Union jüdischer Religionsgemeinden in Polen um<br />

die 8.000 Mitglieder. Daneben gibt es noch weitere<br />

Zehntausende Menschen jüdischer Herkunft,<br />

von denen sich zunehmend mehr auf ihre jüdischen<br />

Wurzeln besinnen. Die ARK-Delegation<br />

kam in Krakau und Warschau auch mit einer<br />

Reihe von <strong>Kolleg</strong>en zusammen, die dafür Sorge<br />

tragen, dass jüdisches Leben in Polen wieder eine<br />

Zukunft hat, darunter Rabbinerin Tanya Segal<br />

und Rabbiner Boaz Pash in Krakau und Ober -<br />

rabbiner Michael Schudrich und sein liberaler<br />

<strong>Kolleg</strong>e Rabbiner Stas Wojciechowicz von der<br />

Gmina Wyznaniowa Żydowska w Warszawie. Zu<br />

dem weiteren Stationen im Besuchsprogramm<br />

gehörten das säkular ausgerichtete Jewish Cul -<br />

tural Center (JCC) in Krakau sowie die Stiftung<br />

Beit Warszawa, die sich als progressives Forum<br />

außerhalb der etablierten jüdischen Gemeinde<br />

versteht und Mitglied der World Union for Pro -<br />

gressive Judaism ist.<br />

Im Anschluss an die achttägige Reise erklärte<br />

Rabbiner Henry G. Brandt als Vorsitzender der<br />

Allgemeinen Rabbinerkonferenz: „Wir sind zu der<br />

Überzeugung gekommen, dass wir unseren jüdischen<br />

Schwestern und Brüdern, die direkt vor<br />

unserer Tür leben, Hilfestellung leisten müssen.“<br />

Dabei gehe es etwa um die Klärung von Status -<br />

fragen zur Gemeindezugehörigkeit. Dem<br />

Deutschlandfunk gegenüber formulierte Brandt<br />

dies so: „Von dem sehr Wenigen, was ich jetzt<br />

schon erfahren habe, zeigt sich mir auf, dass die<br />

Möglichkeit existiert, dass hier viel, viel mehr<br />

Menschen mit jüdischen Wurzeln leben als wir<br />

denken und bestimmt mehr als in den jüdischen<br />

Gemeinden registriert sind. Es ist ein bisschen<br />

ähnlich wie in Deutschland, wo wir die Herzen<br />

der Menschen, die zu uns aus der ehemaligen<br />

Sowjetunion gekommen sind, wieder fürs<br />

Judentum gewinnen müssen.“ Nach seiner Überzeugung<br />

sind hier gerade die liberalen Strömun -<br />

<strong>Kescher</strong><br />

gen innerhalb des Judentums gefordert: „Zum<br />

Einen bei Gottesdiensten und religiösen Veran -<br />

staltungen, Bildungsveranstaltungen und<br />

besonders im jüdischen Kultus. Für jüdische<br />

Kultur und Geschichte, da gibt es hier Personal,<br />

da gibt es Professoren und Lehrstühle. Aber was<br />

den Kultus angeht, scheint das sehr, sehr dünn<br />

vertretent zu sein. Und wenn überhaupt, dann<br />

noch in der althergebrachten orthodoxen Form.<br />

Ich habe nichts gegen Orthodoxie als solche,<br />

aber ich glaube ich nicht, dass diese Form dazu<br />

angetan ist, diesen versteckten jüdischen Ele -<br />

mente herauszukitzeln. Dazu braucht es eine<br />

moderne, neue, auch psychologische Hinwen -<br />

dung, und da muss auch das Judentum in entsprechender<br />

Art und Weise präsentiert werden.<br />

Ich glaube, da haben wir als Liberale doch eher<br />

das Instrumentarium dazu. Aber auch im Fest -<br />

legen von Status, im gegebenen Fall bei Konver -<br />

sionen. Da ist der etwas verbindlichere, ich<br />

würde sagen menschlichere und verständnisvollere<br />

Zugang, den wir zu dieser Problematik<br />

haben, ohne dabei Minimalisten zu sein, eher<br />

geeignet, die Probleme hier anzupacken als alte<br />

traditionelle Vorgehensweisen.“ „Natürlich ist es<br />

ein Wagnis für uns polnische Juden, demnächst<br />

mit den deutschen Juden enger zusammenzuarbeiten“,<br />

befand dazu Grazyna Pawlak, die dem<br />

Vorstand der Jüdischen Gemeinde Warschau<br />

angehört und das Rabbiner Moses-Schorr-Zen -<br />

trum leitet, gegenüber der Jüdischen Allge -<br />

meinen. „Aber den liberalen Juden in Polen wird<br />

der Kontakt mit ihren <strong>Kolleg</strong>en in Deutschland<br />

helfen, ihre eigene Identität zu finden und zu<br />

festigen.“ Foto: Sjaak Samshuijzen<br />

Der nahe und<br />

der ferne<br />

Andere<br />

Häretiker und Heiden in den Religionen<br />

Religionen, die eine Wahrheit behaupten,<br />

haben einen Begriff vom Ungläubigen. Dieser<br />

muss um die Andersgläubigen erweitert werden,<br />

wenn Mitglieder der eigenen Religion die<br />

heiligen Texte oder Rituale mit einer anderen<br />

Auslegung verwenden. Die Ringvorlesung<br />

unter Leitung von Prof. Dr. Johann Ev. Hafner<br />

und Ercan Karakoyun fragt, ob und warum<br />

eine Religion einen pauschalen oder differenzierten<br />

Begriff des Anderen besitzt und welche<br />

Sanktionen sie ihm auferlegt (Toleranz,<br />

Mission, Verfolgung, ...).<br />

29.05. Wahrheit und Toleranz im<br />

Judentum (Rabbiner Prof. Dr. Dr. h.c. Walter<br />

Homolka, <strong>Abraham</strong> <strong>Geiger</strong> <strong>Kolleg</strong>)<br />

05.06. Konfessionen im Islam (Yasin<br />

Cakír, Frankfurt a. M.)<br />

12.06. Spaltungen und Unionsversuche<br />

am Beispiel der syrisch-orthodoxen Christen<br />

(Dr. Amill Georgi / Murat Üzel, Berlin)<br />

19.06. Neuoffenbarungen als Träger<br />

esoterischen Gedankenguts (Patrick Diemling<br />

MTh, Potsdam)<br />

26.06. Orthodoxe Religiosität und familiäre<br />

Frömmigkeit im Alten Israel (Prof. Dr.<br />

Rüdiger Liwak, Benno-Jacob-Gastprofessur,<br />

<strong>Abraham</strong> <strong>Geiger</strong> <strong>Kolleg</strong>)<br />

03.07. Sikhismus (Dr. Gabriele Yonan,<br />

Berlin)<br />

10.07. Abwege, Umwege, Irrwege. Von<br />

den Grenzen buddhistischer Toleranz gegenüber<br />

Anders- und Ungläubigen (Prof. Dr.<br />

Christoph Kleine, Leipzig)<br />

17.07. Orthodoxes Judentum (Dr. Hans-<br />

Michael Haußig, Potsdam)<br />

Die Ringvorlesung findet dienstags von 18 -<br />

20 Uhr in Raum: 1.09.1.14, Am Neuen Palais<br />

10 in 14469 Potsdam statt.<br />

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