Kescher - Abraham Geiger Kolleg
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Studenten, die Jüdische Studien in Berlin-<br />
Potsdam studieren hier ein Angebot bekommen,<br />
wie es sonst nirgendwo in Deutschland vorhanden<br />
ist. (...) Das wäre hier das Nonplusultra, um<br />
das mal so zu sagen.<br />
Das Bundesforschungsministerium fördert den<br />
Aufbau des Zentrums für Jüdische Studien mit<br />
knapp 7 Millionen Euro in den kommenden fünf<br />
Jahren. Geplant ist ein wissenschaftliches Dach<br />
mit dem Ziel einer stärkeren Vernetzung untereinander.<br />
Die Kapazitäten der einzelnen Fach bereiche<br />
an den Universitäten und Forschungs instituten<br />
sollen gebündelt werden. Ein starker Fokus wird<br />
dabei auf die Förderung des wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses gesetzt, durch die Etablierung einer<br />
Graduiertenschule als Kern des Zentrums. Auf<br />
lange Sicht soll es auch einen Masterstudiengang<br />
geben. Christina von Braun, Sprecherin und<br />
Mitinitiatorin des ambitionierten Vorhabens, sieht<br />
aber noch mehr Vorteile:<br />
von Braun: Was jetzt möglich sein wird ist, dass<br />
die Theologie jetzt auch mit der Kunstgeschichte<br />
oder der Literaturwissenschaft, der Philosophie<br />
zusammenarbeitet auf dem Gebiet der Jüdischen<br />
Studien, und da bieten sich sehr viele Brücken -<br />
schläge in diesen Disziplinen an, das eben jetzt<br />
ganz gezielt zu vernetzen, oder aber ein anderer<br />
Aspekt ist: Es kommen ohnehin sehr viele ausländische<br />
Wissenschaftler auf diesem Gebiet der<br />
Jüdischen Studien nach Berlin, und denen einen<br />
Ort zu bieten, wo wir sie schneller leiten können<br />
an Wissenschaftler hier in der Gegend, wird auch<br />
durch so ein Zentrum leichter möglich sein.<br />
Im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert<br />
zählte Berlin schon einmal zu den weltweit<br />
bedeutendsten Zentren jüdischer Gelehrsamkeit:<br />
Als Ort der akademischen Beschäftigung mit dem<br />
Judentum sowie der Rabbinerausbildung. Die<br />
1872 gegründete Hochschule für die Wissen schaft<br />
des Judentums, die bis zur ihrer Schlie ßung durch<br />
die Nationalsozialisten im Jahre 1942 einen hervorragenden<br />
Ruf besaß, dient jetzt denn auch als<br />
Vorbild:<br />
Schoeps: Es ist ein Anknüpfen an die Tradition,<br />
wenngleich man nicht mehr so ohne Weiteres an<br />
solche Traditionen anknüpfen kann, weil dazwi-<br />
<strong>Kescher</strong><br />
schen liegen eben die Jahre der Hitlerdiktatur, es<br />
liegt die Teilung Deutschlands dazwischen und<br />
mittlerweile auch durch die Zuwanderung von<br />
Juden aus der früheren Sowjetunion eine völlig<br />
andere Situation. Ein deutsches Judentum wie<br />
vor 1933 gibt es nicht mehr. Aber: Anknüpfen<br />
ZENTRUM<br />
JÜDISCHE<br />
STUDIEN<br />
BERLIN-BRANDENBURG<br />
kann man natürlich an bestimmte Traditionen,<br />
man muss sie aber vermitteln.<br />
Inhaltlich will das künftige Zentrum drei Schwer -<br />
punkte setzen: Zur Geschichte der Juden in<br />
Brandenburg-Preußen. Zum sogenannten Trialog<br />
zwischen Judentum, Christentum und Islam und<br />
zur Memorialkultur. Mit der Rabbiner- und<br />
Kantorenausbildung am Potsdamer <strong>Abraham</strong><br />
<strong>Geiger</strong> <strong>Kolleg</strong> gesellt sich zu dieser stark säkularen<br />
Ausrichtung zugleich eine bekenntnisgebundene<br />
Orientierung.<br />
Schoeps: Das ist ein Problem, das gelöst werden<br />
muss. Bei der bekenntnisgebundenen Wissen -<br />
schaft, (...) da handelt es sich um die Rabbiner -<br />
ausbildung, das muss so sein. Andererseits kann<br />
ein säkularer Student, also der Jüdische Studien<br />
studiert, zum Beispiel viel lernen, wenn er ein<br />
Seminar belegt über jüdisches Recht, das zum<br />
entsteht ein Ort, der richtig attraktiv ist<br />
Fotos: MMZ / Archiv<br />
Carsten Dippel sprach<br />
mit Christina von Braun<br />
und Julius H. Schoeps<br />
über das neue Zentrum<br />
für Jüdische Studien<br />
Berlin-Brandenburg, das<br />
am 30. Mai eröffnet<br />
wird.<br />
Beispiel der Rabbinerstudent als Pflicht haben<br />
wird.<br />
Das Zentrum für Jüdische Studien Berlin-<br />
Brandenburg wird seine Arbeit zum Winter -<br />
semester aufnehmen. Dann werden auch die<br />
ersten Fellows erwartet. Berlin erfährt damit eine<br />
deutliche Aufwertung gegenüber anderen Orten<br />
wie etwa Heidelberg mit der dortigen Hochschule<br />
für Jüdische Studien. Christina von Braun sieht<br />
darin aber keine Konkurrenz:<br />
von Braun: Es hat bis jetzt schon so viel gegeben<br />
hier in Berlin und Brandenburg auf dem Gebiet<br />
der Jüdischen Studien, dass man sich kaum vorstellen<br />
kann, dass das zusätzlich Wasser abgräbt.<br />
Das einzige, was jetzt passiert, ist, dass es jetzt<br />
etwas sichtbarer wird und das es besser gebündelt<br />
und strukturiert wird. Aber es hat genauso<br />
viel Forschung und Aktivitäten schon gegeben<br />
und insofern glaube ich keine Sekunde, dass<br />
Heidelberg darunter zu leiden hat.<br />
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