Kescher - Abraham Geiger Kolleg
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Auf Wunsch der Israelitischen Kultusgemeinde<br />
Wien wurde von der österreichischen Bundes -<br />
regierung ein neues Israelitengesetz vorgelegt.<br />
Leider stellt dieses neue Gesetz gegenüber dem<br />
bestehenden aus dem Jahre 1890 einen religionspolitischen<br />
Rückschritt dar. So schreibt die<br />
Novelle unter anderem fest, dass nicht mehr der<br />
Staat, sondern die Israelitische Religionsgesell -<br />
schaft über Neugründungen von Kultusgemein -<br />
den entscheidet. Auch wenn auf erste Proteste<br />
hin nun ein zusätzlicher Satz die „angemessene<br />
Vertretung aller innerhalb der Religionsgesell -<br />
schaft vertretenen Traditionen“ fordert, wird mit<br />
der Schaffung einer neuen Zentralautorität – der<br />
Israelitischen Religionsgesellschaft – der Fort -<br />
bestand des nicht-orthodoxen Judentums in<br />
Österreich gefährdet. Die World Union for<br />
Progressive Judaism und die Allgemeine Rabbi -<br />
nerkonferenz Deutschlands waren unter den<br />
ersten, die an die österreichische Bildungs -<br />
ministerin Claudia Schmied wandten. Sie warnen<br />
vor massiven Diskriminierungen der liberalen<br />
Juden durch den orthodoxen Mehrheitsflügel in<br />
Österreich, der etwa keine Frauen als Rabbiner<br />
anerkennt; auch bei der rechtlichen Anerken -<br />
nung von Übertritten gebe es Differenzen.<br />
<strong>Kescher</strong><br />
Das Ende der jüdischen<br />
Einheitsgemeinde in Österreich?<br />
Die Novellierung des<br />
Israelitengesetzes diskriminiert<br />
das nicht-orthodoxe<br />
Judentum<br />
„Das System stößt an seine Grenzen“, meint der<br />
Rechtsexperte Richard Potz. „Das neue Israeli -<br />
tengesetz offenbart entscheidende Defizite im<br />
gesamten österreichischen Religionsrecht.“<br />
Dass eine liberale Gemeinde innerhalb der Reli -<br />
gionsgesellschaft akzeptiert wird, zweifelt der<br />
Professor Richard Potz an. Der Vorstand des<br />
Instituts für Rechtsphilosophie, Religions- und<br />
Kulturrecht an der Universität Wien befand dazu:<br />
„Die Wahrscheinlichkeit scheint derzeit nicht<br />
hoch, wenn man weiß, wie groß die Spannungen<br />
zwischen Liberalen und Orthodoxen sind." Die als<br />
Verein organisierte und schon über 20 Jahre<br />
bestehende liberale jüdische Gemeinde Or<br />
Chadasch hat deshalb noch auf Grundlage des<br />
bisherigen Israelitengesetzes die Errichtung<br />
einer Jüdischen Liberalen Kultusgemeinde beantrag:<br />
„Wir wollen eine echte Einheitsgemeinde,<br />
die auch dem liberalen Judentum einen sicheren<br />
Platz innerhalb der Wiener jüdischen Gemein -<br />
schaft gibt.“<br />
29<br />
Schreiben der Central Conference of American<br />
Rabbis an Bundesministerin Dr. Claudia Schmied<br />
vom 3. Mai 2012<br />
Dear Dr. Schmied<br />
The Central Conference of American Rabbis<br />
(CCAR) represents 2,000 Reform Rabbis in North<br />
America and throughout the world; these rabbis<br />
serve and lead communities representing more<br />
than 1,5 million members of the Jewish community.<br />
As the world’s largest group of Jewish clergy, we<br />
write to you in support of our Jewish community<br />
in Vienna, the liberal congregation Or Chadasch,<br />
and their application for recognition as a Kultus -<br />
gemeinde under public charter. The new Israeli -<br />
tengesetz as passed in the Nationalrat on April<br />
19 discriminates against Progressive Judaism,<br />
the largest denomination worldwide.<br />
An application for a Jewish liberal Kultusgemein -<br />
de under the Israelitengesetz of 1890 was submitted<br />
to the Kultusamt in March. Since the<br />
newly passed Israelitengesetz takes away the<br />
right to apply for a Kultusgemeinde with the<br />
Ministry, we urge you to approve the application<br />
under the current law.<br />
We express our hope that Progressive Judaism<br />
will receive the same legal status as all other<br />
expressions of the Jewish religious tradition, as<br />
an authoritative and authentic interpretation of<br />
Judaism.<br />
Sincerely yours<br />
Foto: Parlamentsdirektion / Peter Korrak<br />
Rabbi Jonathan Stein Rabbi Steven Fox<br />
President Chief Executive