Kescher - Abraham Geiger Kolleg
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Der Wissenschaftsrat hat 2010 „Empfehlungen<br />
zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen<br />
Wissenschaften“ veröffentlicht.<br />
Sie richten sich sowohl an die christlichen<br />
Kirchen als auch an die jüdischen und muslimischen<br />
Religionsgemeinschaften.<br />
Aus den Empfehlungen des Wissenschaftsrates<br />
ergeben sich folgende Fragen: Welche Rolle spielt<br />
die Theologie in einer religiös pluralen Gesell -<br />
schaft? Welches Interesse hat der Staat an theologischer<br />
Forschung? Wie und zu welchem Zweck<br />
können staatliche Universitäten das Gespräch<br />
zwischen den verschiedenen theologischen<br />
Disziplinen und Fakultäten fördern? Wie kann<br />
das Zusammenspiel der verschiedenen Religi ons -<br />
gemeinschaften für eine moderne Religions -<br />
forschung innerhalb der staatskirchenrechtlichen<br />
Vorgaben gestaltet werden? Welche zusätzlichen<br />
Expertisen der Religionswissenschaften können<br />
eingebracht werden?<br />
Diese und weitere Fragen wurden am 28. März auf<br />
der Berliner Tagung „Theologie im öffentlichen<br />
Raum“ behandelt, zu der die Konrad-Adenauer-<br />
Stiftung in Zusammenarbeit mit der Europä -<br />
ischen Akademie für Wissenschaft und Kunst, der<br />
Eugen-Biser-Stiftung und der Universität<br />
Potsdam eingeladen hatte.<br />
Rabbiner Brandt fordert zügige Gründung einer<br />
Jüdischen Fakultät<br />
Der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonfe -<br />
renz (ARK), Rabbiner Henry G. Brandt (Foto<br />
rechts), sprach sich für die zügige Gründung<br />
einer jüdisch-theologischen Fakultät an einer<br />
staatlichen Universität aus. „Wir brauchen sie,<br />
und es wäre auch eine Vervollständigung der<br />
deutschen Geschichte“. Solch eine Fakultät sei<br />
eine „qualitative Bereicherung für die Renais -<br />
sance des Judentums in Deutschland" und nicht<br />
zuletzt auch für den Wissenschaftsbetrieb. Der<br />
Frankfurter Jurist Hermann Weber betonte, wenn<br />
es bei der neuen Imam-Ausbildung an staatlichen<br />
Universitäten bleibe, wie sie jetzt mit den<br />
<strong>Kescher</strong><br />
Theologie im öffentlichen Raum<br />
Zentren für Islamische Studien anlaufe, führe<br />
kein Weg an einer jüdisch-theologischen Fakultät<br />
für die Rabbiner-Ausbildung vorbei. Dies müsse<br />
allein schon aus paritätischen Gründen erfolgen.<br />
Die Potsdamer Neuesten Nachrichten fassten den<br />
Tagungsverlauf und die aktuelle Diskussion um<br />
die Gleichstellung der jüdischen Theologie unter<br />
der Überschrift: „Konstruktive Gespräche.<br />
Positiver Verlauf bei den Verhandlungen zur jüdischen<br />
Theologie an der Universität Potsdam“:<br />
zusammen. Der damalige Vizepräsident für Lehre<br />
und Studium der Universität, Thomas Grünewald,<br />
sagte dazu, dass die Universität eine wissenschaftsadäquate<br />
Organisation der jüdischen<br />
Theologie innerhalb der Hochschule verwirklichen<br />
will. Der Fakultätsbegriff sei allerdings ein<br />
Arbeitstitel, er werde unter Vorbehalt benutzt:<br />
„Wir werden erst zum Schluss entscheiden, ob<br />
dies im klassischen Sinne eine Fakultät sein<br />
muss“, erklärte Grünewald den PNN am Rande<br />
der Veranstaltung.<br />
Stärkere Öffnung der Theologien zu anderen<br />
Disziplinen<br />
Grünwald, der seit Anfang Mai als Beauftragter<br />
der Landesregierung für die Hochschulregion<br />
Lausitz tätig ist, zeigte sich optimistisch, bis zur<br />
Jahresmitte einen Organisationsvorschlag für die<br />
jüdische Theologie zu präsentieren, der von den<br />
anderen Fakultäten mitgetragen wird. „Ich bin<br />
relativ zuversichtlich, dass wir das schaffen werden.“<br />
An der Potsdamer Universität könne die<br />
Diskussion um das Vorhaben ohne größere<br />
Vorbelastungen geführt werden, weil es kein<br />
Konfliktpotenzial mit einer bereits bestehenden<br />
Fakultät für Theologie gibt. Grünewald betonte<br />
auch, dass eine jüdisch-theologische Fakultät<br />
anders konstruiert werden müsse als eine christliche.<br />
„Es geht nicht darum einen Klerikalisie -<br />
rungsprozess zu übertragen“, erklärte er gegenüber<br />
dem Wissenschaftsredakteur der PNN, Jan<br />
Kixmüller. Es solle etwas Eigenständiges entste-<br />
Tagung der Konrad-<br />
Adenauer-Stiftung zur<br />
Rolle der Universitäten<br />
hen. Die jüdische Theologie solle in einer Quer -<br />
struktur an der Uni etabliert werden: Es gibt<br />
viele Personen und Disziplinen an der Universi -<br />
tät, die kooperieren wollen.“ Das reiche von der<br />
Religionssoziologie bis zur Physik. Zu den klassischen<br />
jüdischen Theologen sollen „affine<br />
<strong>Kolleg</strong>en“ hinzukommen, die das Spektrum<br />
erweitern. Das läge ganz im Sinne von Wissen -<br />
schaftsministerin Susannen Kunst, die auf der<br />
Theologie-Konferenz eine stärkere Öffnung zu<br />
den anderen Disziplinen und eine größere wissenschaftliche<br />
Sichtbarkeit der deutschen<br />
Theologien gefordert hatte.<br />
Die jüdische Theologie soll nach Grünewalds<br />
Vorstellungen mitten in der Hochschule platziert<br />
werden: „Damit soll der Universität durchaus ein<br />
religionswissenschaftlich-theologischer Schwer -<br />
punkt gegeben werden.“ In der Universität gebe<br />
es viel Sachverstand für das Thema. „Wenn wir<br />
das geschickt neu zusammenführen, dann können<br />
wir mit vergleichsweise begrenzten Mitteln<br />
beginnen“, sagte Grünewald. Er plädierte dafür,<br />
nicht zu warten, bis eine gut ausgestattete<br />
Fakultät auf den Beinen steht, sondern mit dem,<br />
was vorhanden ist, das Projekt umgehend zu<br />
beginnen.<br />
Der vollständige Bericht der Potsdamer Neuesten<br />
Nachrichten vom 30. März 2012 ist nachzulesen<br />
unter http://www.pnn.de/campus/636012/.<br />
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