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The Red Bulletin August 2014 - DE

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„… denn die, die<br />

verrückt genug<br />

sind, zu denken,<br />

sie könnten die<br />

Welt verändern,<br />

sind die, die es tun.“<br />

in elektrischer Stuhl steht in<br />

der einen Ecke des Raums.<br />

Er ist erstaunlich groß, also<br />

zumindest für jemanden,<br />

der mit elektrischen Stühlen<br />

nicht regelmäßig zu tun hat.<br />

Er wirkt mehr wie ein bedrohlicher<br />

Thron mit Lederriemen.<br />

In der gegenüberliegenden<br />

Ecke des Raums<br />

steht ein Beichtstuhl, ebenfalls<br />

ein ziemlich gigantisches<br />

Ding aus dunkel gebeiztem Holz, aber<br />

reich verziert mit filigranen Schnitzereien.<br />

Der elektrische Stuhl stammt aus Robert<br />

Frank Millers „Sin Rodriguez’ Film „Sin City“ (2005), der Beichtstuhl<br />

City“-Comicreihe aus „Desperado“ (1995). Die beiden Requisiten<br />

erschien 1991 und<br />

im Besprechungszimmer seiner Troublemaker<br />

’92 bei Dark Horse.<br />

Robert Rodriguez’ Studios sind mehr als bloße Souvenirs: Sie stehen<br />

neuer Film basiert für Verderben und Erlösung. Und sie stehen einander<br />

so gegenüber, wie das diese beiden Grund-<br />

u. a. auf Band 2, „A<br />

Dame to Kill For“, themen in Rodriguez’ Filmen üblicherweise tun.<br />

aus dem in diesem Ganz allgemein wählt der 1968 in Texas ge-<br />

fünffache Vater die Innendekoration sei-<br />

Artikel zitiert wirdẸborene<br />

ner Arbeitsräume mit offensichtlichem Bedacht.<br />

Unmittelbar neben seiner Bürotür hängt zum<br />

Beispiel eine Reproduktion der legendären Apple-<br />

Kampagne des Jahres 1997:<br />

„An alle, die anders denken: die Rebellen, die<br />

Idealisten, die Visionäre, die Querdenker, die,<br />

die sich in kein Schema pressen lassen. (…) Und<br />

während einige sie für verrückt halten, sehen wir<br />

in ihnen Genies. Denn die, die verrückt genug<br />

sind, zu denken, sie könnten die Welt verändern,<br />

sind die, die es tun.“<br />

Robert Rodriguez, man kann das ruhig so<br />

sagen, hat die Welt des Filmemachens verändert.<br />

Und das nicht einmal vom Mega-Gelände<br />

einer Produktionsfirma in Los Angeles aus. Er<br />

betreibt seine Troublemaker Studios in Hangars<br />

des stillgelegten Flughafens von Austin, Texas.<br />

Sein neuer Film „Sin City 2: A Dame to Kill For“<br />

entstand sogar zur Gänze hier: Castings, Dreharbeiten,<br />

Kostümbildnerei, Requisite, Komposition<br />

der Filmmusik, Special Effects. Sogar<br />

die Plakate wurden in Austins ausrangierten<br />

Hangars designt.<br />

Der Film erscheint am 22. <strong>August</strong> und ist die<br />

Fortsetzung von „Sin City“, das international<br />

158 Millionen US-Dollar einspielte. Es geht also<br />

um ziemlich viel Geld. Aber Rodriguez schert<br />

das wenig. Er behauptet seine Autonomie, unabhängig<br />

davon, wie viel Geld auf dem Spiel steht.<br />

„Irgendjemand hat dieses System Hollywood<br />

geschaffen, dieses Film-Business“, sagt Rodriguez,<br />

und er betont Business ein wenig abfällig,<br />

„aber für kreative Leute ergibt dieses System<br />

nicht wirklich Sinn. Man braucht eine Art Brutkasten<br />

für Ideen, in dem man die Freiheit hat,<br />

Risiken einzugehen. In dem man die Freiheit<br />

hat, auch mal Fehler zu machen.“<br />

Wer den Nachspann seiner Filme liest, könnte<br />

auf den Gedanken kommen, dass die Stärken<br />

von Robert Rodriguez nicht gerade im Delegieren<br />

liegen: „Sin City 2“ etwa führt ihn als Co-Regisseur,<br />

Produzent, Komponist, Kameramann und<br />

Cutter.<br />

„Es geht nicht ums Delegieren“, sagt er. „Die<br />

Geschichte ist viel einfacher. Als ich aufwuchs,<br />

waren meine liebsten Hobbys Fotografieren,<br />

Zeichnen, Musik und Filmen. Ich habe mich fürs<br />

Filmemachen entschieden, weil ich im Rahmen<br />

eines Filmprojekts weiter alle meine Lieblingshobbys<br />

ausüben konnte. In meinen ersten Filmen<br />

habe ich also alles selbst gemacht. Und dann,<br />

als ich ins System Hollywood kam, verstand ich<br />

einfach nicht, warum ich daran etwas ändern<br />

sollte. Warum ich einige dieser Sachen aufgeben<br />

sollte, die ich so sehr mochte. Also tat ich es einfach<br />

nicht.“<br />

Man könnte es auch kürzer sagen: Rodriguez<br />

lernte, Filme schnell und billig zu machen.<br />

Sehr schnell sogar. Und sehr billig.<br />

Sein erster Streifen, „El Mariachi“ (1992),<br />

über einen Musiker, der mit einem Mörder verwechselt<br />

wird, kostete gerade mal 7000 US-<br />

Dollar. Columbia Pictures erstand die Vertriebsrechte<br />

und gab eine Million Dollar für die<br />

Vermarktung aus. Am Ende hatte „El Mariachi“<br />

zwei Millionen eingespielt – die Legende von<br />

Rodriguez als „Run and Gun“-Regisseur war geboren.<br />

Als jemand, der einen kompletten Spielfilm<br />

für wenig Geld in nur einem Monat drehen<br />

konnte.<br />

„Ich war der, der Filme so kostengünstig<br />

produzierte, dass sie zwangsläufig Gewinn ab-<br />

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