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„… denn die, die<br />
verrückt genug<br />
sind, zu denken,<br />
sie könnten die<br />
Welt verändern,<br />
sind die, die es tun.“<br />
in elektrischer Stuhl steht in<br />
der einen Ecke des Raums.<br />
Er ist erstaunlich groß, also<br />
zumindest für jemanden,<br />
der mit elektrischen Stühlen<br />
nicht regelmäßig zu tun hat.<br />
Er wirkt mehr wie ein bedrohlicher<br />
Thron mit Lederriemen.<br />
In der gegenüberliegenden<br />
Ecke des Raums<br />
steht ein Beichtstuhl, ebenfalls<br />
ein ziemlich gigantisches<br />
Ding aus dunkel gebeiztem Holz, aber<br />
reich verziert mit filigranen Schnitzereien.<br />
Der elektrische Stuhl stammt aus Robert<br />
Frank Millers „Sin Rodriguez’ Film „Sin City“ (2005), der Beichtstuhl<br />
City“-Comicreihe aus „Desperado“ (1995). Die beiden Requisiten<br />
erschien 1991 und<br />
im Besprechungszimmer seiner Troublemaker<br />
’92 bei Dark Horse.<br />
Robert Rodriguez’ Studios sind mehr als bloße Souvenirs: Sie stehen<br />
neuer Film basiert für Verderben und Erlösung. Und sie stehen einander<br />
so gegenüber, wie das diese beiden Grund-<br />
u. a. auf Band 2, „A<br />
Dame to Kill For“, themen in Rodriguez’ Filmen üblicherweise tun.<br />
aus dem in diesem Ganz allgemein wählt der 1968 in Texas ge-<br />
fünffache Vater die Innendekoration sei-<br />
Artikel zitiert wirdẸborene<br />
ner Arbeitsräume mit offensichtlichem Bedacht.<br />
Unmittelbar neben seiner Bürotür hängt zum<br />
Beispiel eine Reproduktion der legendären Apple-<br />
Kampagne des Jahres 1997:<br />
„An alle, die anders denken: die Rebellen, die<br />
Idealisten, die Visionäre, die Querdenker, die,<br />
die sich in kein Schema pressen lassen. (…) Und<br />
während einige sie für verrückt halten, sehen wir<br />
in ihnen Genies. Denn die, die verrückt genug<br />
sind, zu denken, sie könnten die Welt verändern,<br />
sind die, die es tun.“<br />
Robert Rodriguez, man kann das ruhig so<br />
sagen, hat die Welt des Filmemachens verändert.<br />
Und das nicht einmal vom Mega-Gelände<br />
einer Produktionsfirma in Los Angeles aus. Er<br />
betreibt seine Troublemaker Studios in Hangars<br />
des stillgelegten Flughafens von Austin, Texas.<br />
Sein neuer Film „Sin City 2: A Dame to Kill For“<br />
entstand sogar zur Gänze hier: Castings, Dreharbeiten,<br />
Kostümbildnerei, Requisite, Komposition<br />
der Filmmusik, Special Effects. Sogar<br />
die Plakate wurden in Austins ausrangierten<br />
Hangars designt.<br />
Der Film erscheint am 22. <strong>August</strong> und ist die<br />
Fortsetzung von „Sin City“, das international<br />
158 Millionen US-Dollar einspielte. Es geht also<br />
um ziemlich viel Geld. Aber Rodriguez schert<br />
das wenig. Er behauptet seine Autonomie, unabhängig<br />
davon, wie viel Geld auf dem Spiel steht.<br />
„Irgendjemand hat dieses System Hollywood<br />
geschaffen, dieses Film-Business“, sagt Rodriguez,<br />
und er betont Business ein wenig abfällig,<br />
„aber für kreative Leute ergibt dieses System<br />
nicht wirklich Sinn. Man braucht eine Art Brutkasten<br />
für Ideen, in dem man die Freiheit hat,<br />
Risiken einzugehen. In dem man die Freiheit<br />
hat, auch mal Fehler zu machen.“<br />
Wer den Nachspann seiner Filme liest, könnte<br />
auf den Gedanken kommen, dass die Stärken<br />
von Robert Rodriguez nicht gerade im Delegieren<br />
liegen: „Sin City 2“ etwa führt ihn als Co-Regisseur,<br />
Produzent, Komponist, Kameramann und<br />
Cutter.<br />
„Es geht nicht ums Delegieren“, sagt er. „Die<br />
Geschichte ist viel einfacher. Als ich aufwuchs,<br />
waren meine liebsten Hobbys Fotografieren,<br />
Zeichnen, Musik und Filmen. Ich habe mich fürs<br />
Filmemachen entschieden, weil ich im Rahmen<br />
eines Filmprojekts weiter alle meine Lieblingshobbys<br />
ausüben konnte. In meinen ersten Filmen<br />
habe ich also alles selbst gemacht. Und dann,<br />
als ich ins System Hollywood kam, verstand ich<br />
einfach nicht, warum ich daran etwas ändern<br />
sollte. Warum ich einige dieser Sachen aufgeben<br />
sollte, die ich so sehr mochte. Also tat ich es einfach<br />
nicht.“<br />
Man könnte es auch kürzer sagen: Rodriguez<br />
lernte, Filme schnell und billig zu machen.<br />
Sehr schnell sogar. Und sehr billig.<br />
Sein erster Streifen, „El Mariachi“ (1992),<br />
über einen Musiker, der mit einem Mörder verwechselt<br />
wird, kostete gerade mal 7000 US-<br />
Dollar. Columbia Pictures erstand die Vertriebsrechte<br />
und gab eine Million Dollar für die<br />
Vermarktung aus. Am Ende hatte „El Mariachi“<br />
zwei Millionen eingespielt – die Legende von<br />
Rodriguez als „Run and Gun“-Regisseur war geboren.<br />
Als jemand, der einen kompletten Spielfilm<br />
für wenig Geld in nur einem Monat drehen<br />
konnte.<br />
„Ich war der, der Filme so kostengünstig<br />
produzierte, dass sie zwangsläufig Gewinn ab-<br />
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