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Es ist die Eröffnungsnacht<br />
seiner „Mothership“-Tour,<br />
auf der er das Album<br />
vorstellt: 23 Konzerte im<br />
Frühjahr und Sommer in<br />
den USA, danach Europa.<br />
„Ich bin seit vier Jahren<br />
fast ständig unterwegs“,<br />
sagt Skrillex. „Es gibt für mich nichts<br />
Tolleres, als zu sehen, wie Leute zu meiner<br />
Musik abgehen.“<br />
Für Skrillex bedeutet ein DJ-Gig mehr,<br />
als mit Plattenspielern auf der Bühne zu<br />
stehen. Skrillex liebt die Show, er liebt<br />
das Spektakel. Das war schon 2011 bei<br />
seinen ersten größeren Konzerten so, als<br />
er mit Licht- und Pyro-Effekten für Aufmerksamkeit<br />
sorgte.<br />
Dieses Mal gingen er und seine Crew<br />
noch einen Schritt weiter: Im Zentrum<br />
der Bühne steht ein mit Laserkanonen<br />
ausgerüstetes Raumschiff. Im Cockpit:<br />
Skrillex. Hydraulikpumpen bringen den<br />
kantigen grauen Metallpanzer zum<br />
Schweben. Nebel steigt auf, die riesigen<br />
Leinwände flackern wie wild.<br />
Ein halbes Jahr lang tüftelten Skrillex<br />
und sein Team an der neuen Show. In<br />
einer 1000-Quadratmeter-Lagerhalle in<br />
Downtown Los Angeles wurde das Raumschiff<br />
von der Größe eines Helikopters<br />
gebaut. Die Leinwand ist drei Stockwerke<br />
hoch und wirkt wie ein glühender Monolith.<br />
Auf Metallgerüsten zischen automatisierte<br />
Scheinwerfer über die Bühnendecke,<br />
Laserblitze entladen sich über<br />
dem Raumschiff in Regenbogenfarben.<br />
An der vorderen Bühnenkante sind sechs<br />
Kanonen angebracht, die Feuer und Nebel<br />
ins Publikum schießen. Acht Trucks sind<br />
nötig, um die Bühne von Stadt zu Stadt<br />
zu transportieren.<br />
Zurück in den Backstage-Bereich: Aus<br />
der verschlossenen Garderobe dringt<br />
dumpfes, rhythmisches Poltern – der<br />
Meister ist offenbar noch am Tüfteln.<br />
Skaruse nützt die Zeit, um die Abreise<br />
zu planen. Sofort nach der Show wird die<br />
Bühne in die LKW verpackt. Abfahrt:<br />
22.50 Uhr. Schlafen wird die Crew samt<br />
Skrillex im Tourbus. Ankunft in Cleveland,<br />
Ohio: vier Uhr früh. Fünf Stunden später<br />
finden sich Techniker und Bühnenhelfer<br />
wieder zum Aufbau am Konzertort ein.<br />
Bleibt bei diesem streng geregelten<br />
Tagesablauf eigentlich Zeit zum Feiern?<br />
„Sehr selten“, erklärt Skrillex, als er aus<br />
der Garderobe kommt. „Morgens gehe ich<br />
oft joggen, abends esse ich meist nur Salat.<br />
Auf Tour muss ich mit den Kräften haushalten.“<br />
Einige seiner Crew-Mitglieder<br />
wollten ihn gestern zum Ausgehen überreden.<br />
Um den Tour-Start zu feiern. Doch<br />
er sagte ab. Gute Entscheidung, wie ihm<br />
die Kollegen beim Frühstück bestätigten:<br />
Man war in einer heruntergekommenen<br />
Strip-Bar mit nur einer Tänzerin und betagten<br />
Oben-ohne-Kellnerinnen gelandet.<br />
Nur noch wenige Minuten bis zur Show<br />
– die Anspannung ist Skrillex ins Gesicht<br />
geschrieben. Während er am Nachmittag<br />
noch aufgekratzt mit den Roadies scherzte,<br />
wirkt er nun ruhig, ja ernst. Kein Wunder,<br />
meint Skaruse. „Es ist das erste Konzert<br />
der Tour, und Skrillex ist Perfektionist. Da<br />
muss alles passen.“ Das war am Nachmittag<br />
beim Licht-Check nicht zu übersehen:<br />
Konzentriert hockte er in seinem DJ-Cockpit,<br />
paffte an einer Zigarette und starrte<br />
zum Techniker am Bühnenrand.<br />
Ein blauer Scheinwerfer ging an. Skrillex<br />
hielt sich die Hand vors Gesicht: „Das<br />
76 the red bulletin