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The Red Bulletin August 2014 - DE

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getan habe. Dass ich mich schon x-mal<br />

von dieser Stelle abgeseilt habe. Dass<br />

ich jeden Stein und jeden Strudel<br />

kenne. Dass ich vor jedem Sprung zur<br />

Sicherheit einen Tauchgang an der<br />

Landestelle mache, auch wenn ich da<br />

schon oft gefahrlos gelandet bin.“<br />

Verboom hat eine verspielte, draufgängerische<br />

Seite, aber er ist auch ein<br />

kühler Stratege.<br />

Das gilt nicht nur für seine unmittelbaren<br />

sportlichen Ziele, sondern auch<br />

für den Masterplan, mit dem er Freestyle-Canyoning<br />

als neue Extremsportart<br />

etablieren will. Vor drei Jahren<br />

scharte er eine Crew aus ehemaligen<br />

Cliffdivern, Freerunnern und Kunstturnern<br />

um sich – das „deap“-Team.<br />

2012 zog er Sponsoren an Land, drehte<br />

mit der deap-Crew „<strong>The</strong> Beginning“<br />

und stellte schwindelerregende Trailer<br />

auf YouTube. Jetzt veröffentlicht er<br />

seinen zweiten Film „Continue“. Und<br />

als Nächstes will er professionelleres<br />

Equipment für Canyonauten entwerfen<br />

und herstellen lassen.<br />

„Ich meine, sieh uns doch an“,<br />

sagt er und breitet die Arme aus, „wir<br />

sehen aus wie Clowns. Neoprenanzüge<br />

von Tauchern, Helme von Wakeboardern,<br />

Gurtzeug von Kletterern<br />

und nichts davon ideal für unsere<br />

Ansprüche.“<br />

Präzisionslandung<br />

„Den meisten Spaß macht es“, sagt<br />

Warren Verboom, „wenn man in einem<br />

Run mehrere Elemente kombiniert.“<br />

Diesmal steht er achtzehn Meter<br />

oberhalb des Beckens und blickt von<br />

einer waagrechten Platte auf den Wasserfall,<br />

der rechts neben ihm ins Tal<br />

donnert. Er stößt sich ab und springt,<br />

die Beine voran, drei Meter weit in<br />

eine glatt gewaschene Rinne, die wie<br />

die Abenteuerrutsche im Freibad fast<br />

senkrecht nach unten führt.<br />

Um die Aufprallenergie zu verteilen,<br />

muss er in der Rinne gleichzeitig auf<br />

Schultern, Rücken und Beinen aufschlagen<br />

und dabei den Kopf anheben.<br />

„Etwa so“, sagt er, „wie ein Judoka<br />

beim Schulterwurf.“<br />

Verboom gelingt es, genau an der<br />

richtigen Stelle zu landen:<br />

Etwas weiter oben ist es zu flach<br />

und etwas weiter unten zu steil.<br />

Etwas weiter links ist eine scharfe<br />

Kante.<br />

Und etwas weiter rechts würde es<br />

ihn aus der Rinne katapultieren.<br />

Wenn er nicht<br />

genug Speed<br />

draufhat, schlägt<br />

er gegen einen<br />

Fels.<br />

Er übt die Präzision seiner Tricks<br />

im Schwimmbad und am Trampolin,<br />

denn im Wasserfall ist kein Platz mehr<br />

für Fehler.<br />

Die Rinne spült ihn mit dem<br />

reißenden Wasser ein paar Meter weit<br />

nach unten und katapultiert ihn dann<br />

über einen Kicker. Wenn er jetzt<br />

nicht genug Speed draufhat, schlägt<br />

er gegen einen Fels. Doch Verboom<br />

wird weit hinaus in die Luft geschleudert,<br />

zeigt noch einen Gainer Grab Flip<br />

und taucht dann in das große Becken,<br />

in dem der Wasserfall am Ortsrand<br />

von Osogna mündet.<br />

Als er aus dem Wasser klettert,<br />

muss er ständig nach oben schauen.<br />

„Dort oben, dieser andere Felsvorsprung“,<br />

sagt er.<br />

Wenn er von dem rückwärts<br />

abspringen würde, dann könnte sich<br />

vor der Landung in der Rinne noch ein<br />

Cork ausgehen.<br />

„Das traust du dich nie“, sagt der<br />

kleine Junge in ihm.<br />

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