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Mann mit Ausdauer:<br />
Seinen Durchbruch<br />
als Schauspieler<br />
feierte Mads<br />
Mikkelsen erst mit<br />
siebenunddreißig im<br />
dänischen Dogma-<br />
Streifen „Für immer<br />
und ewig“.<br />
… nicht bis in die letzte Konsequenz, natürlich.<br />
Abgesehen von seinen Ernährungsgewohnheiten, ist<br />
er kein klassischer Psychopath. Hannibal Lecter ist<br />
keine eindimensionale Bestie. Machen Sie nicht den<br />
Fehler, ihn zu reduzieren. Er liebt Kunst, Musik,<br />
Essen, Sprachen – und eben auch das Töten. Das ist<br />
eine Leidenschaft für ihn. Es liegt sogar eine gewisse,<br />
hm, Liebe darin. Die versuche ich auch zum Ausdruck<br />
zu bringen … Klingt das jetzt zu verrückt?<br />
Vielleicht wollen Sie diesen Gedanken ja ein wenig<br />
erläutern.<br />
Er ist eines der schrecklichsten Monster, die wir je<br />
gesehen haben. Klar. Aber wir können, abgesehen von<br />
dieser Grausamkeit, viel von Hannibal lernen. Dass<br />
das Leben an der Schwelle zum Tod interessanter ist,<br />
zum Beispiel. Weil wir uns dadurch bewusst werden,<br />
dass wir das Leben jeden Tag voll auskosten sollen.<br />
Hannibal hat auch keine Zeit für Banalitäten, er verschwendet<br />
keine Zeit für dumme Menschen. Von<br />
einer solchen Einstellung kannst du lernen. Dazu<br />
kommt, dass mich persönlich sein immenses Selbstbewusstsein<br />
einfach fasziniert.<br />
Wieso?<br />
Weil ich ein unsicherer Mensch bin. Ich bin unsicher,<br />
jedes Mal, wenn ich etwas ausprobiere, jedes Mal,<br />
wenn ich arbeite. Das Gefühl der Unsicherheit ist ein<br />
ständiger Begleiter.<br />
Jetzt flunkern Sie.<br />
Nein, keineswegs!<br />
„Wenn ich merke, dass ich nachzudenken<br />
beginne: ganz schlecht. Dann<br />
muss ich die Einstellung wiederholen.<br />
Egal was der Regisseur sagt.“<br />
Unsicherheit könnte ja hilfreich sein, wenn Sie<br />
ängstliche, zweifelnde Typen spielen. Aber Sie<br />
spielen Helden. Wie können Sie zugleich unsicher<br />
sein und einen Helden darstellen?<br />
Ich muss die Unsicherheit vergessen. Ich weiß, das<br />
klingt einfacher, als es ist. Mein Weg ist, zu versuchen,<br />
beim Spielen in eine Art Flow-Zustand zu kommen.<br />
Dann denke ich nicht, dann bin ich. Wenn ich nachzudenken<br />
beginne, wenn mir bewusst wird, was ich<br />
tue: ganz schlecht. Sobald ich merke, dass so etwas<br />
passiert, muss ich die Einstellung wiederholen.<br />
Außer der Regisseur ist begeistert.<br />
Keine Ausnahme, nein, ich bestehe darauf, sie zu<br />
wiederholen. Ich weiß dann, dass es nicht gut war.<br />
Ich weiß das, verstehen Sie? Da kann der Regisseur<br />
noch so zufrieden sein.<br />
Neigen Sie ein wenig zum Einzelgängertum?<br />
46 THE RED BULLETIN