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The Red Bulletin Januar 2015 - DE

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Mann mit Ausdauer:<br />

Seinen Durchbruch<br />

als Schauspieler<br />

feierte Mads<br />

Mikkelsen erst mit<br />

siebenunddreißig im<br />

dänischen Dogma-<br />

Streifen „Für immer<br />

und ewig“.<br />

… nicht bis in die letzte Konsequenz, natürlich.<br />

Abgesehen von seinen Ernährungsgewohnheiten, ist<br />

er kein klassischer Psychopath. Hannibal Lecter ist<br />

keine eindimensionale Bestie. Machen Sie nicht den<br />

Fehler, ihn zu reduzieren. Er liebt Kunst, Musik,<br />

Essen, Sprachen – und eben auch das Töten. Das ist<br />

eine Leidenschaft für ihn. Es liegt sogar eine gewisse,<br />

hm, Liebe darin. Die versuche ich auch zum Ausdruck<br />

zu bringen … Klingt das jetzt zu verrückt?<br />

Vielleicht wollen Sie diesen Gedanken ja ein wenig<br />

erläutern.<br />

Er ist eines der schrecklichsten Monster, die wir je<br />

gesehen haben. Klar. Aber wir können, abgesehen von<br />

dieser Grausamkeit, viel von Hannibal lernen. Dass<br />

das Leben an der Schwelle zum Tod interessanter ist,<br />

zum Beispiel. Weil wir uns dadurch bewusst werden,<br />

dass wir das Leben jeden Tag voll auskosten sollen.<br />

Hannibal hat auch keine Zeit für Banalitäten, er verschwendet<br />

keine Zeit für dumme Menschen. Von<br />

einer solchen Einstellung kannst du lernen. Dazu<br />

kommt, dass mich persönlich sein immenses Selbstbewusstsein<br />

einfach fasziniert.<br />

Wieso?<br />

Weil ich ein unsicherer Mensch bin. Ich bin unsicher,<br />

jedes Mal, wenn ich etwas ausprobiere, jedes Mal,<br />

wenn ich arbeite. Das Gefühl der Unsicherheit ist ein<br />

ständiger Begleiter.<br />

Jetzt flunkern Sie.<br />

Nein, keineswegs!<br />

„Wenn ich merke, dass ich nachzudenken<br />

beginne: ganz schlecht. Dann<br />

muss ich die Einstellung wiederholen.<br />

Egal was der Regisseur sagt.“<br />

Unsicherheit könnte ja hilfreich sein, wenn Sie<br />

ängstliche, zweifelnde Typen spielen. Aber Sie<br />

spielen Helden. Wie können Sie zugleich unsicher<br />

sein und einen Helden darstellen?<br />

Ich muss die Unsicherheit vergessen. Ich weiß, das<br />

klingt einfacher, als es ist. Mein Weg ist, zu versuchen,<br />

beim Spielen in eine Art Flow-Zustand zu kommen.<br />

Dann denke ich nicht, dann bin ich. Wenn ich nachzudenken<br />

beginne, wenn mir bewusst wird, was ich<br />

tue: ganz schlecht. Sobald ich merke, dass so etwas<br />

passiert, muss ich die Einstellung wiederholen.<br />

Außer der Regisseur ist begeistert.<br />

Keine Ausnahme, nein, ich bestehe darauf, sie zu<br />

wiederholen. Ich weiß dann, dass es nicht gut war.<br />

Ich weiß das, verstehen Sie? Da kann der Regisseur<br />

noch so zufrieden sein.<br />

Neigen Sie ein wenig zum Einzelgängertum?<br />

46 THE RED BULLETIN

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