„Einen Playboy erkennt man daran, dass er kein Boy mehr ist.“ Frank Sinatra Die neue Ausgabe jetzt am Kiosk! Als Print- und Digital-Edition auch unter playboy.de/magazin
READ BULL HEJI SHIN Im schönen Haus Von Daniel Kehlmann Daniel Kehlmann Geboren 1975 als Sohn des Regisseurs Michael Kehlmann und der Schauspielerin Dagmar Mettler in München. 1981 kam er mit seiner Familie nach Wien, wo er das Kollegium Kalksburg, eine Jesuitenschule, besuchte und danach an der Universität Wien Philosophie und Germanistik studierte. 1997 erschien sein erster Roman „Beerholms Vorstellung“. Daniel Kehlmann hatte Poetikdozenturen in Mainz, Wiesbaden und Göttingen inne und wurde mit einer Vielzahl von Preisen ausgezeichnet, seine Rezensionen und Essays erschienen in zahlreichen Magazinen und Zeitungen. Sein Roman „Ich und Kaminski“ war bereits ein internationaler Erfolg, der Nachfolger „Die Vermessung der Welt“ wurde – in bisher 40 Sprachen übersetzt – zu einem der erfolgreichsten deutschen Romane. Kehlmann lebt als freier Schriftsteller in Wien und Berlin. Nachdem seine Frau ihn mit der schwer abweisbaren Begründung verlassen hatte, daß er zwar liebenswürdig sei, aber für ein erfülltes Leben zu langweilig, beschloß der Steuerberater Karl Kredel aus Duisburg, alleine Ferien zu machen. Es war das erste Mal in seinem Leben: Als Kind war er mit den Eltern gereist, später mit seinen Freunden Martin und Klaus (Klaus war inzwischen Anwalt in Köln, Martin hatte er schon lange aus den Augen verloren), dann mit seiner ersten Freundin und danach, als er seine erste Freundin geheiratet hatte, mit seiner Frau. Sie hatten keine Kinder gehabt. Die Jahre waren schnell vergangen. Er war weder glücklich gewesen noch besonders unglücklich. Das unerwartete Alleinsein hatte auch Vorteile: Zum Beispiel war da jetzt morgens keine Person, die er Tag für Tag fragen mußte, ob sie gut geschlafen hatte. Andererseits fiel es ihm unerwartet schwer, sich daran zu gewöhnen, daß er jetzt überall hindurfte, ohne jemand anderem die Entscheidung überlassen zu können. Aber irgendwohin mußte man ja reisen im Sommer, also flog er, ohne eigentlich selbst zu wissen, warum, nach Kopenhagen. Dort tat er alles, was ihm der Lonely Planet vorschlug. Er spazierte zwischen den bunten Gebäuden von Christiania, er besuchte Museen, die aussahen wie alle Museen, in denen er gewesen war, und natürlich machte er eine Führung durch den königlichen Palast. Er nahm einen Bus und fuhr eine Dreiviertelstunde zu jenem Kunstmuseum am Meer, von dem der Lonely Planet sagte, daß man es auf keinen Fall versäumen dürfe, aber leider zeigte die Ausstellung bloß Ziegelsteine, die ein Konzeptkünstler in einer gewaltigen Halle verteilt hatte. Nicht weit vom Museum konnte man das Haus einer großen dänischen Dichterin besichtigen; der Lonely Planet gab ihm bloß zwei von fünf Sternen, aber Karl ging hin, kaufte einer ältlichen Frau, die mit hochgesteckter Frisur an der Kasse saß, eine Eintrittskarte ab und schlenderte durch die Räume. Es war ein schönes Haus. Nicht zu groß war es und nicht zu klein, alles darin fühlte sich richtig und passend an. Die große Dichterin hatte noch vor nicht allzu langer Zeit hier gelebt, eine berühmte und gefürchtete Dame, sehr alt, sehr dünn, geistreich, exzentrisch und reich. Es gab alte Fotos von ihr als Mädchen im kolonialen Burma, es gab ein Bild von ihr mit Ernest Hemingway, es gab Urkunden in fünf Sprachen, und es gab Vitrinen mit Manuskriptblättern in spinnwebdünner Handschrift. Die Sofas waren bespannt mit teuer aussehendem Stoff. Da war ein sehr weich aussehender Polsterstuhl und natürlich ein Schreibtisch, von dem aus ein Fenster den Blick aufs weit aus gespannte Blau des Meeres freigab. An den Decken hingen Luster, auf Tischchen standen chinesische Lampen, und weil kein Wächter zu sehen war, faßte Karl sich ein Herz und schaltete eine davon ein. Zu seiner Überraschung leuchtete die Glühbirne folgsam auf. Karl wußte selbst nicht, was ihn überkam. Er war sonst immer so zurückhaltend. Doch plötzlich setzte er sich in den Lehnstuhl. Er schloß die Augen. Ganz still war es. Er war der einzige Besucher. Draußen hörte man ein Auto starten, hupen, davonfahren. Ein Vogel schrie. Dann hörte man nichts, für eine ganze Weile. Knarrendes Parkett weckte ihn. Eine junge Frau ging langsam vorbei. Sie betrachtete die Blätter in der Vitrine, betrachtete ein Bild an der Wand, betrachtete ihn einen Augenblick mißbilligend, betrachtete die Lampe und ging in den nächsten Raum. Fünf Minuten später ging sie wieder durchs Zimmer, auf dem Weg zum Ausgang. Karl sah auf die Uhr. Er hatte über eine Stunde geschlafen. Er fühlte sich ausgeruht und fast zufrieden. Zögernd stand er auf. Er dachte an seine Frau, er dachte an die letzten Ferien, die sie in Neapel verbracht hatten. Es war viel zu heiß gewesen. Aus Gewohnheit versuchte er, sie zu vermissen, THE RED BULLETIN 93
- Seite 1 und 2:
DEUTSCHLAND ABSEITS DES ALLTÄGLICH
- Seite 3:
st. Eis. Q5 mit wegweisender quattr
- Seite 6 und 7:
JANUAR 2015 AUF EINEN BLICK BULLEVA
- Seite 8 und 9:
CONTRIBUTORS MIT AN BORD IM JANUAR
- Seite 11 und 12:
KALAHARI-WÜSTE, SÜDAFRIKA BLITZST
- Seite 14:
YUCATÁN, MEXIKO FALL-STUDIE Ein gi
- Seite 17 und 18:
BULLEVARD Sexy Seitenwechsel NIMM E
- Seite 19 und 20:
BULLEVARD 4 5 6 7 DONNERSTAG FREITA
- Seite 21 und 22:
24 Stunden. 20 Weltrekorde. 1 Team.
- Seite 23 und 24:
Schneeweisse Glücksgefühle! • 4
- Seite 25 und 26:
RASSIGE LEISTUNG INFINITI Q50 EAU R
- Seite 27 und 28:
Berlin Oberhausen Stuttgart Hamburg
- Seite 29 und 30:
ANTARCTICA EISBERGE RUNTERZUFAHREN
- Seite 31 und 32:
„Wir hatten Christoph dabei, eine
- Seite 33 und 34:
„DER KAPITÄN WAR NICHT BEGEISTER
- Seite 35 und 36:
„Wir sind meist ein oder zwei Tag
- Seite 37 und 38:
„IN DIESER LANDSCHAFT SIEHT JEDER
- Seite 39 und 40:
„Das Schlauchboot bei der Rückke
- Seite 41 und 42: Oben: „Xavier bei einer Abfahrt a
- Seite 44 und 45: „Abgesehen von seinen Ernährungs
- Seite 46 und 47: Mann mit Ausdauer: Seinen Durchbruc
- Seite 48 und 49: 7 5 H A H N E N K A M M - R E N N E
- Seite 50 und 51: „Da hilft nur Gift.“ Der Zweitp
- Seite 52 und 53: Ein Sturz an der Hausbergkante 1999
- Seite 54 und 55: 59. 65. KITZBÜHELER STREIF-SCHUSS
- Seite 56 und 57: Name Stéphane Peterhansel Geburtsd
- Seite 58 und 59: YUSSUF POULSEN „Weltklasse-Stürm
- Seite 61 und 62: 5305,745 KILOMETER AN EINEM EINZIGE
- Seite 63 und 64: ERST MONATE SPÄTER WIRD DER REKORD
- Seite 65: Je höher oben im Oval, desto schne
- Seite 69 und 70: Das sind Ihre Begleiter, wenn es ma
- Seite 71 und 72: ACTION! WORKOUT Warum Harrison Barn
- Seite 73 und 74: ´ ACTION! MY CITY Sopot 1 GDAŃSK
- Seite 75 und 76: ITS A BRAND OF GRÖSSTER SNOWPARK E
- Seite 77 und 78: PARTY 200.000 Bass-Drum-Schläge, 8
- Seite 79 und 80: 01:15 Raum 1 ist das Zentrum der Pa
- Seite 81 und 82: 21:05 Ein Hase betritt die Bühne u
- Seite 83 und 84: SASHA EISENMAN, WARNER MUSIC, ROGER
- Seite 85 und 86: Love is a beast. BEAUTY & THE BEAST
- Seite 88 und 89: ACTION! EVENTS Benny Urban, Red Bul
- Seite 90 und 91: ACTION! TV-HIGHLIGHTS Volles Progra
- Seite 94 und 95: READ BULL aber auf einmal fehlte si
- Seite 96 und 97: Editorial Director Robert Sperl Che
- Seite 98 und 99: MAGIC MOMENT Golden, British Columb
- Seite 100: www.volkswagen-amarok.de Felix Baum