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The Red Bulletin März 2015 - DE

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Die Strecke führte einst<br />

durch Dörfer und Städtchen.<br />

Selbst wer es nicht<br />

live erlebt hat, vermeint das<br />

Lied des V8 zu hören, wie<br />

er durch die Gassen hetzt.<br />

welche die Anrainer dazu aufforderten, „Kinder und Tiere einzusperren“.<br />

Nicht alle hielten sich daran, im Gegenteil: Hunderttausende<br />

säumten die Straßen, das Menschenmeer öffnete sich<br />

vor den Rennautos und schloss sich hinter ihnen wieder. Die<br />

Sizilianer wollten die Autos nicht nur sehen, sondern berühren,<br />

am liebsten in voller Fahrt. (Was die Tiere geritten haben mag,<br />

weiß man nicht.)<br />

Da das Rennen zur Sportwagen-WM zählte, eskalierte zwangsläufig<br />

die Performance der Autos. Die großen Hersteller jener<br />

Tage stellten Werksteams, allen voran natürlich Porsche, Ferrari<br />

und der damalige Staatskonzern Alfa, der die Renn-Aktivitäten<br />

dem legendären Carlo Chiti und dessen Firma Autodelta übertragen<br />

hatte. Im Jahr 1972, aus dem der Typ T33 stammt, in dem<br />

sich Daniel gerade festschnallt, lautete das Match um den Sieg<br />

Ferrari (ein Auto mit den Fahrern Arturo Merzario und Sandro<br />

Munari) gegen nicht weniger als vier Alfa. In den frühen 1970er<br />

Jahren begann sich die Bedeutung von Sportwagenrennen und<br />

Formel 1 erst langsam in Richtung Monopostos zu verschieben.<br />

Alle guten Rennfahrer (mit der bemerkenswerten Ausnahme von<br />

Jackie Stewart) fuhren in beiden Kategorien. Bei der 72er-Targa<br />

waren etwa Nino Vaccarella, Rolf Stommelen, Vic Elford und<br />

natürlich Helmut Marko am Start. Die Fahrer waren speed<br />

merchants, fahrende Händler, die ihren lauten Gasfuß verkauften,<br />

daher auch besagter Filmtitel.<br />

Marko deutete während der Trainingsfahrten 1972 an, nicht<br />

gerade der größte Fan des Rennens zu sein: „Die ersten Runden<br />

waren ein Schock. Toine Hezemans hatte im Training einen Auffahrunfall<br />

mit einem Esel, Reiter inklusive. Er wurde über den<br />

Heckspoiler katapultiert. Nino Vaccarella ist mit seinem Auto<br />

unter einem LKW verschwunden. Die Einheimischen haben als<br />

Sicherheitsmaßnahme Türen und Fenster vernagelt. Oben in den<br />

Bergen ist einst ein Auto verlorengegangen. Es hat einen halben<br />

Tag gedauert, um es überhaupt zu finden. Leitschienen gab es<br />

nicht, bloß hie und da überdimensionierte Heuballen.“<br />

Wie überwindet man sich als vernunftbegabter Mensch, unter<br />

diesen Bedingungen Vollgas zu geben? „Als Rennfahrer vergisst<br />

32 THE RED BULLETIN

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