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Die Strecke führte einst<br />
durch Dörfer und Städtchen.<br />
Selbst wer es nicht<br />
live erlebt hat, vermeint das<br />
Lied des V8 zu hören, wie<br />
er durch die Gassen hetzt.<br />
welche die Anrainer dazu aufforderten, „Kinder und Tiere einzusperren“.<br />
Nicht alle hielten sich daran, im Gegenteil: Hunderttausende<br />
säumten die Straßen, das Menschenmeer öffnete sich<br />
vor den Rennautos und schloss sich hinter ihnen wieder. Die<br />
Sizilianer wollten die Autos nicht nur sehen, sondern berühren,<br />
am liebsten in voller Fahrt. (Was die Tiere geritten haben mag,<br />
weiß man nicht.)<br />
Da das Rennen zur Sportwagen-WM zählte, eskalierte zwangsläufig<br />
die Performance der Autos. Die großen Hersteller jener<br />
Tage stellten Werksteams, allen voran natürlich Porsche, Ferrari<br />
und der damalige Staatskonzern Alfa, der die Renn-Aktivitäten<br />
dem legendären Carlo Chiti und dessen Firma Autodelta übertragen<br />
hatte. Im Jahr 1972, aus dem der Typ T33 stammt, in dem<br />
sich Daniel gerade festschnallt, lautete das Match um den Sieg<br />
Ferrari (ein Auto mit den Fahrern Arturo Merzario und Sandro<br />
Munari) gegen nicht weniger als vier Alfa. In den frühen 1970er<br />
Jahren begann sich die Bedeutung von Sportwagenrennen und<br />
Formel 1 erst langsam in Richtung Monopostos zu verschieben.<br />
Alle guten Rennfahrer (mit der bemerkenswerten Ausnahme von<br />
Jackie Stewart) fuhren in beiden Kategorien. Bei der 72er-Targa<br />
waren etwa Nino Vaccarella, Rolf Stommelen, Vic Elford und<br />
natürlich Helmut Marko am Start. Die Fahrer waren speed<br />
merchants, fahrende Händler, die ihren lauten Gasfuß verkauften,<br />
daher auch besagter Filmtitel.<br />
Marko deutete während der Trainingsfahrten 1972 an, nicht<br />
gerade der größte Fan des Rennens zu sein: „Die ersten Runden<br />
waren ein Schock. Toine Hezemans hatte im Training einen Auffahrunfall<br />
mit einem Esel, Reiter inklusive. Er wurde über den<br />
Heckspoiler katapultiert. Nino Vaccarella ist mit seinem Auto<br />
unter einem LKW verschwunden. Die Einheimischen haben als<br />
Sicherheitsmaßnahme Türen und Fenster vernagelt. Oben in den<br />
Bergen ist einst ein Auto verlorengegangen. Es hat einen halben<br />
Tag gedauert, um es überhaupt zu finden. Leitschienen gab es<br />
nicht, bloß hie und da überdimensionierte Heuballen.“<br />
Wie überwindet man sich als vernunftbegabter Mensch, unter<br />
diesen Bedingungen Vollgas zu geben? „Als Rennfahrer vergisst<br />
32 THE RED BULLETIN