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The Red Bulletin März 2015 - DE

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stufen eigentlich T33/TT/3 lautet. Das Auto fuhr noch bis 1975<br />

die großen Rennen seiner Tage und wurde im Anschluss nach<br />

Griechenland verkauft, um letztlich über den Umweg Schottland<br />

im Jahr 2012 an die heutigen Besitzer zu gelangen. Fest steht:<br />

Der Preis des Geräts ist mit jedem Inhaberwechsel gestiegen.<br />

Die Sicherheit des Fahrers hingegen wird unverändert geringgeschätzt,<br />

ist er doch links und rechts von zwei 60-Liter-Benzintanks<br />

umgeben, während die vordere Crash-Struktur im Wesentlichen<br />

aus einem grob aus Alu geschnittenen Alfa-Romeo-Logo<br />

und den Fahrerschienbeinen besteht. Auch die Sitzposition spottet<br />

jeder Beschreibung: Der Gasfuß wird von einem Teil des Rahmens<br />

in seiner Arbeit behindert, während großgewachsene Fahrer darauf<br />

achten müssen, mit dem linken Knie nicht irrtümlich den<br />

Schalter für eine der Benzinpumpen zu betätigen. Die Kupplung<br />

ist eine streng eingestellte Beinpresse, das Lenkrad winzig klein<br />

und steht so flach wie bei einem Autoscooter. Geschaltet wird<br />

ganz normal mit Kupplung und einer H-Kulisse. „Nur in der<br />

Formel Ford bin ich einst so ein Schaltschema gefahren“, erzählt<br />

Ricciardo, „und ich war damit nicht besonders gut.“<br />

Das stimmt womöglich auch hier, doch weil es nicht um<br />

Zehntel- und Hundertstelsekunden geht, kann er das genießen:<br />

„Reine Handarbeit. Anstrengend, aber lustig.“ Hehrste Aufgabe<br />

der Fahrerfrauen der Generation Marko war es, ihren Helden<br />

die Hände mit Mullbinden zu verarzten, so schlimm waren<br />

die Vibra tionen der bis zu 300 km/h schnellen Autos auf den<br />

schlechten Straßen. Marko: „Nach einem Sportwagenrennen<br />

warst du am ganzen Körper zerschunden. Diese Autos zu fahren<br />

bedeutete höchste körperliche Anstrengung.“<br />

Dass der Alfa T33 richtig abgehen würde, hatte Daniel geahnt:<br />

Weniger als 700 Kilo treffen auf – je nach Drehzahllimit – über<br />

400 PS, dazu ein Fahrwerk auf der Höhe der damaligen Kunst:<br />

„Er macht, was man von ihm erwartet. Ein richtiges Rennauto!“<br />

Bei jedem Stopp, in jedem Dorf wird Ricciardo erkannt und<br />

steht innert Minuten inmitten von Tifosi. „Du bist einer von uns“,<br />

bedeuten sie ihm, „magst du etwas essen, und wann fährst du für<br />

Ferrari?“ Daniel sagt dann immer „Jaja“ und „Gut“ und „Schauen<br />

wir mal“. Die Liebe der Italiener zum Motorsport ist riesig und<br />

kann manchmal richtiggehend erdrückend sein. Aber zum Glück<br />

gibt es ja den Rennwagen als Rückzugsgebiet und weitere Meter<br />

geschichtsträchtiger Strecke.<br />

Eine komplette Targa-Florio-Runde im historischen Gefährt<br />

ist heute unmöglich. Die Straßen sind in einem fürchterlichen<br />

Während des Rennens säumten damals hunderttausende<br />

Zuschauer die sonst verschlafenen Hügel, Täler und Haine Siziliens.<br />

38 THE RED BULLETIN

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