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stufen eigentlich T33/TT/3 lautet. Das Auto fuhr noch bis 1975<br />
die großen Rennen seiner Tage und wurde im Anschluss nach<br />
Griechenland verkauft, um letztlich über den Umweg Schottland<br />
im Jahr 2012 an die heutigen Besitzer zu gelangen. Fest steht:<br />
Der Preis des Geräts ist mit jedem Inhaberwechsel gestiegen.<br />
Die Sicherheit des Fahrers hingegen wird unverändert geringgeschätzt,<br />
ist er doch links und rechts von zwei 60-Liter-Benzintanks<br />
umgeben, während die vordere Crash-Struktur im Wesentlichen<br />
aus einem grob aus Alu geschnittenen Alfa-Romeo-Logo<br />
und den Fahrerschienbeinen besteht. Auch die Sitzposition spottet<br />
jeder Beschreibung: Der Gasfuß wird von einem Teil des Rahmens<br />
in seiner Arbeit behindert, während großgewachsene Fahrer darauf<br />
achten müssen, mit dem linken Knie nicht irrtümlich den<br />
Schalter für eine der Benzinpumpen zu betätigen. Die Kupplung<br />
ist eine streng eingestellte Beinpresse, das Lenkrad winzig klein<br />
und steht so flach wie bei einem Autoscooter. Geschaltet wird<br />
ganz normal mit Kupplung und einer H-Kulisse. „Nur in der<br />
Formel Ford bin ich einst so ein Schaltschema gefahren“, erzählt<br />
Ricciardo, „und ich war damit nicht besonders gut.“<br />
Das stimmt womöglich auch hier, doch weil es nicht um<br />
Zehntel- und Hundertstelsekunden geht, kann er das genießen:<br />
„Reine Handarbeit. Anstrengend, aber lustig.“ Hehrste Aufgabe<br />
der Fahrerfrauen der Generation Marko war es, ihren Helden<br />
die Hände mit Mullbinden zu verarzten, so schlimm waren<br />
die Vibra tionen der bis zu 300 km/h schnellen Autos auf den<br />
schlechten Straßen. Marko: „Nach einem Sportwagenrennen<br />
warst du am ganzen Körper zerschunden. Diese Autos zu fahren<br />
bedeutete höchste körperliche Anstrengung.“<br />
Dass der Alfa T33 richtig abgehen würde, hatte Daniel geahnt:<br />
Weniger als 700 Kilo treffen auf – je nach Drehzahllimit – über<br />
400 PS, dazu ein Fahrwerk auf der Höhe der damaligen Kunst:<br />
„Er macht, was man von ihm erwartet. Ein richtiges Rennauto!“<br />
Bei jedem Stopp, in jedem Dorf wird Ricciardo erkannt und<br />
steht innert Minuten inmitten von Tifosi. „Du bist einer von uns“,<br />
bedeuten sie ihm, „magst du etwas essen, und wann fährst du für<br />
Ferrari?“ Daniel sagt dann immer „Jaja“ und „Gut“ und „Schauen<br />
wir mal“. Die Liebe der Italiener zum Motorsport ist riesig und<br />
kann manchmal richtiggehend erdrückend sein. Aber zum Glück<br />
gibt es ja den Rennwagen als Rückzugsgebiet und weitere Meter<br />
geschichtsträchtiger Strecke.<br />
Eine komplette Targa-Florio-Runde im historischen Gefährt<br />
ist heute unmöglich. Die Straßen sind in einem fürchterlichen<br />
Während des Rennens säumten damals hunderttausende<br />
Zuschauer die sonst verschlafenen Hügel, Täler und Haine Siziliens.<br />
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