EINFACH ≠ EINFACH
Querspur: Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC Ausgabe 07/2015
Querspur: Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC
Ausgabe 07/2015
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alle Richtungen<br />
MARLENE WIRD DIESEN SOMMER ACHT. 2035 WIRD SIE 28 SEIN, WOMÖGLICH<br />
EINE SEHR BESCHÄFTIGTE FRAU, DENN BIOLOGIE IST SCHON HEUTE IHR DING.<br />
WIRD SIE DANN NOCH NACH BÜROSCHLUSS IN DEN SUPERMARKT HETZEN<br />
MÜSSEN, UM EINKÄUFE ZU ERLEDIGEN? IN DER TELEFONISCHEN<br />
WARTESCHLEIFE DES FACHARZTES HÄNGEN, UM EINEN TERMIN ZU<br />
ERGATTERN? DIE CHANCEN STEHEN GUT, DASS SIE NEUE SERVICES<br />
NÜTZT, DIE IHR ALLTAGSLEBEN <strong>EINFACH</strong>ER MACHEN ALS DAS DER<br />
HEUTIGEN GENERATION. Von Gertraud Leimüller<br />
Man muss sich 2035 in etwa so<br />
vorstellen wie 2015. Das Tempo<br />
wird genauso hoch sein, wenn nicht<br />
noch höher, sodass man mitunter<br />
das Gefühl hat, zwischen Frühstück<br />
und am Abend ins Bett fallen lägen<br />
bloß drei Stunden. Nicht weniger<br />
Multitasking, sondern zwanzig<br />
Aufgaben parallel. Und doch wird<br />
Marlene, heute Volksschülerin und<br />
dann womöglich eine vielbeschäftigte<br />
Biologin, eines gar nicht erleben:<br />
die Diskussion um den Segen und<br />
Fluch der Digitalisierung, die in der<br />
Erwachsenenwelt anno dazumal für<br />
jeden Schrecken herhalten musste:<br />
Werteverfall, Vereinsamung und<br />
Individualisierung, Arbeitslosigkeit,<br />
Abwanderung von Fabriken, was<br />
wurde damals nicht alles vorhergesagt.<br />
Die allvernetzte Computerwelt<br />
als Krake gesehen, die sich alles<br />
greift. Genauso, wie in den 1990er-<br />
Jahren die Globalisierung als Sündenbock<br />
für alles und jedes galt.<br />
TELEMEDIZIN WIRD<br />
NICHTS BESONDERES<br />
MEHR SEIN<br />
2035 werden Staunen und Empörung<br />
nicht nur verebbt, sondern vergessen<br />
sein: Von Digitalisierung und<br />
Industrie 4.0 wird niemand mehr<br />
reden, weil online und offline im<br />
Alltag stark verwoben und somit<br />
Normalität sind: Marlenes Zahnarzt<br />
wird Behandlungstermine über ein<br />
Online-Portal vergeben. Sie selbst<br />
muss ihrem elektronischen Assistenten<br />
am Handgelenk nur sagen,<br />
dass ein Termin fällig ist, schon<br />
gleicht dieser Marlenes Kalender<br />
mit dem des Arztes ab und schlägt<br />
selbstständig Termine vor. Würde sie<br />
mehr Wert auf Techno-Chic legen,<br />
könnte sie sich dafür wie manche<br />
ihrer Kollegen auch einen Chip<br />
unter die Haut pflanzen lassen. In<br />
der Telefon-Warteschleife der Arztordination<br />
zu hängen wird jedenfalls<br />
Vergangenheit sein. Die Wartezimmer<br />
der meisten Ärzte sind nur<br />
noch sehr klein und meistens leer,<br />
weil Patienten generell nicht mehr<br />
warten. Viele Ärzte teilen sich Ordinationsräume<br />
und Assistenz, weil<br />
vieles von intelligenter Software erledigt<br />
wird und Arzt und Patient online<br />
in engem Austausch sind. Gesundheitsberufe<br />
unterschiedlicher<br />
Art sind auf Professional Social<br />
Networks eng miteinander vernetzt<br />
und tauschen sich über Diagnosen<br />
und Therapien mit ihren Peers aus.<br />
Das erspart den Patienten die Rennerei<br />
von Arzt zu Arzt und bringt<br />
mehr Qualität in das Gesundheitswesen.<br />
Allerdings verlangen diese<br />
modernen Services auch Offenheit<br />
von Medizinern und das Eingeständnis,<br />
selbst nicht alles zu wissen.<br />
Ähnlich wie bei der Software, die<br />
aufgrund der Symptome eines Patienten<br />
Vorschläge für eine wahrscheinliche<br />
Diagnose erstellt und<br />
die standardmäßig in Spitälern<br />
eingesetzt wird, um treffsicherere<br />
Diagnosen zu stellen als in der Zeit<br />
vor der Digitalisierung: Bei Tausenden<br />
von unterschiedlichen Erkrankungen,<br />
wie soll ein Arzt jede einzelne<br />
im Kopf haben und auch noch erkennen?<br />
DER KUNDE ERHÄLT<br />
INSTANT-INFORMATIONEN<br />
ZUR BESSEREN PLANUNG<br />
Bevor Marlene ihren Arbeitsplatz<br />
verlässt und zum Zahnarzt geht,<br />
erhält sie eine Push-Mitteilung über<br />
eine aktuelle Verspätung des Arztes.<br />
Sie fährt also erst später los, um<br />
Zeit zu sparen. Wäre es nicht gerade<br />
der Zahnarzt, der ein Loch im<br />
<strong>EINFACH</strong> <strong>≠</strong> <strong>EINFACH</strong><br />
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