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EINFACH ≠ EINFACH

Querspur: Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC Ausgabe 07/2015

Querspur: Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC
Ausgabe 07/2015

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WAS HINTER DEN DINGEN<br />

DES ALLTAGS STECKT<br />

Die Wissenschaft macht das Leben einfacher – sagen 86 Prozent der Österreicher und 79 Prozent der US-Amerikaner 1 .<br />

Welche Komplexität hinter so manch einfach erscheinendem Alltagsphänomen steht und wie die Waschmaschine der<br />

Zukunft aussehen könnten. Von Silvia Wasserbacher-Schwarzer<br />

DATEN & FAKTEN<br />

Quellen: 1 Österr. Wissenschaftsmonitor; Pew Research Center.<br />

2 Krups Consultants<br />

3 Spiegel.de<br />

Phänomen: Ein Obsthändler stapelt<br />

seine Orangen in versetzten Reihen<br />

in Form einer Pyramide übereinander.<br />

Erklärung: Dadurch bringt er die<br />

meisten Orangen auf vorhandenem<br />

Platz unter (74 % Raumnutzung). Die<br />

Vermutung dazu stellte schon Johannes<br />

Kepler vor 400 Jahren an (Keplerschen<br />

Vermutung). Den Beweis lieferte der<br />

US-Mathe matiker Thomas C. Hales 1998.<br />

Phänomen: Es heißt, die Waschmaschine gehöre zu<br />

jenen Erfi ndungen, die das Leben im letzten Jahrhundert<br />

am meisten vereinfacht hat. Aus Sicht der Nutzer schon:<br />

Brauchte man bis ca. 1960 mehrere Tage und bis zu<br />

15 Arbeitsschritte, um die Wäsche zu waschen, sind<br />

es seither nur einige Minuten zum Befüllen der Waschmaschine.<br />

Auf Seiten der Waschmaschinenerzeuger<br />

gibt es die one-fi ts-all Lösung jedoch nicht.<br />

Erklärung: Sie müssen sich an die weltweit<br />

unterschiedlichen Waschvorlieben anpassen:<br />

Spanier waschen ihre Wäsche am liebsten kalt, Griechen<br />

heiß. In Frankreich befüllt man die Maschine von oben,<br />

in Deutschland von vorn. Russen mögen schmale Geräte,<br />

Amerikaner große. Chinesen haben gleich zwei Maschinen<br />

im Haushalt, weil sie zwischen Männer- und Frauenkleidung<br />

trennen. 3<br />

Phänomen: Beim Kauf von<br />

Staubsaugerbeuteln das richtige<br />

Modell zu erwischen, ohne es sich<br />

zuvor notiert zu haben, liegt die<br />

Wahrscheinlichkeit bei unter einem<br />

Promille.<br />

Erklärung: Für ca. 42.000<br />

Staubsaugermodelle, die es am<br />

Markt gibt, liegt eine Auswahl<br />

von 1.120 verschiedenen Beutel-<br />

Modellen vor. 2<br />

Phänomen: In einem Fast-Food-Restaurant,<br />

in dem der Kunde sein Sandwiches<br />

individuell zusammenstellen lassen kann,<br />

ist so manch einer überfordert.<br />

Erklärung: Die Zutaten sind auf den ersten<br />

Blick überschaubar: Art des Brotes (4 Brotsorten,<br />

wahlweise getoastet), seine Größe (15 oder<br />

30 cm), der Belag (13 Fleisch- und 3 Käsesorten,<br />

8 Beläge wie z.B. Tomaten) und die Sauce<br />

(7 Saucen). Hochgerechnet erlauben sie doch<br />

1.113.840 Kombinationsmöglichkeiten. 2<br />

Phänomen: Zwar sind zum Wäschewaschen im Vergleich zu früher<br />

heute nur mehr minimale menschliche Anstrengungen nötig, natürliche<br />

Ressourcen werden jedoch weiter bemüht: Ein Waschgang, der<br />

ein bis zwei Stunden dauert, braucht rund 60 Liter (Trink-)Wasser.<br />

Ressourcen, die durch eine komplexe Erfi ndung womöglich bald nicht<br />

mehr verbraucht werden.<br />

Erklärung: Die französische Industriedesignerin Elie Ahovi<br />

entwickelte „Orbit“, die Waschmaschine der Zukunft. Ein Waschgang<br />

dauert fünf Minuten und verbraucht keinen Tropfen Wasser: Während<br />

des Waschvorgangs schwebt eine (tragbare) Trommel aus supraleitendem<br />

Metall in einem Ring. Dieser besteht aus einer Batterie, die Strom<br />

leitet. Sobald der elektrische Widerstand auf Null fällt, gleitet die<br />

Trommel im Ring. Um den Schmutz zu lösen, wird der Wäsche Trockeneis<br />

(Kohlenstoffdioxid) hinzugefügt, das mit dem Schmutz reagiert und<br />

diesen auswäscht; ein Vorgang, der auch in der Industrie zur<br />

Oberfl ächenreinigung gebräuchlich ist. 3<br />

<strong>EINFACH</strong> <strong>≠</strong> <strong>EINFACH</strong><br />

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