OPAC 2015 02
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FAKTENCHECK BENUTZER/INNEN<br />
Die oberösterreichische Bibliotheksstatistik unterscheidet<br />
vier Altersgruppen, bei denen Kinder<br />
und Erwachsene ungefähr gleich stark mit je rund<br />
60.000 Personen vertreten sind. Jugendliche und<br />
Senior/innen hingegen scheinen hier „nur“ mit<br />
12.000 und 18.000 aktiven Benutzer/innen auf.<br />
Ein auf den ersten Blick (siehe Grafik) eindeutiger<br />
Befund, wer die stärksten Gruppen in den öffentlichen<br />
Bibliotheken des Landes sind.<br />
Eine genauere Analyse (siehe Grafik) aber zeigt,<br />
dass offensichtlich starke Gruppen in Relation zur<br />
gesamten Bevölkerung eher unterrepräsentiert<br />
sind und jene, die vermisst werden, relativ gut<br />
vertreten sind. Kinder sind in den Büchereien über<br />
zweieinhalb Mal stärker vertreten als in der oberösterreichischen<br />
Bevölkerung und Jugendliche<br />
sind doppelt so stark repräsentiert. Erwachsene,<br />
die 57 Prozent der Bevölkerung ausmachen, sind<br />
nur mehr 41 Prozent der Benutzer/innen und Menschen<br />
über 60 Jahre sind nur mehr halb so stark<br />
in der Bibliothek vertreten wie in der Gesamtbevölkerung.<br />
Der Befund zeigt ganz klar, es gibt ein<br />
Gefälle, bei dem mit zunehmendem Alter die Nutzung<br />
von Bibliotheken abnimmt.<br />
DIE GROSSE FRAGE<br />
Während die Jugend im Gegensatz zum subjektiven<br />
Empfinden in Bibliotheken gut vertreten ist,<br />
trügt das Gefühl, ältere Semester werden von deren<br />
Angebot weniger angesprochen, nicht. Bibliothekarinnen<br />
und Bibliothekare stellen sich die Frage:<br />
„Warum kommen betagte Menschen weniger<br />
in die Bücherei?“<br />
Vielleicht lesen Menschen dieses Alters einfach<br />
weniger, weil in ihrer Kindheit das Lesen als „Luxus“<br />
galt, gab es doch genug Arbeit, die erledigt<br />
werden musste. Andererseits ist das Lesen eine<br />
Freizeitbeschäftigung, die unabhängig von körperlicher<br />
Fitness und Mobilität ausgeübt werden<br />
kann.<br />
Oder ist das Angebot nicht auf diese Zielgruppe<br />
zugeschnitten? Die meisten Bibliotheken bieten<br />
sehr viel Literatur und Aktivitäten für Kinder an.<br />
Das hat klarerweise Auswirkungen auf die Benutzerstruktur,<br />
wenn auf 15 Prozent der Bevölkerung<br />
mehr als die Hälfte des Angebots zugeschnitten<br />
ist. Öffentliche Bibliotheken sind Orte für die ganze<br />
Gesellschaft. Die Veränderung in der Altersstruktur<br />
muss darum in den Angeboten der Büchereien<br />
angemessenen Ausdruck finden.<br />
Möglicherweise besteht auch ein Zusammenhang<br />
mit den Öffnungszeiten, weil sich durch mehr Öffnungsstunden<br />
auch die Qualität der Bibliothek als<br />
Treffpunkt erhöht. Tendenziell lässt sich aus der<br />
Statistik herauslesen, dass Bibliotheken, die über<br />
15 Stunden offen haben einen höheren Anteil, im<br />
Bereich von 15 bis 20 Prozent, Senior/innen haben.<br />
SENIOR/INNEN – 50+ ODER ÄLTER?<br />
Um auf eine Zielgruppe aktiv zugehen zu können,<br />
muss man wissen, wer diese Menschen sind. Während<br />
das in jungen Jahren relativ leicht ist – Kindergartenalter,<br />
Volksschulzeit, … – und klare Entwicklungsphasen<br />
benannt werden können, fällt<br />
eine Definition bei älteren Semestern wesentlich<br />
schwerer.<br />
In der Bibliotheksstatistik werden Menschen über<br />
60 Jahre dieser Gruppe zugeordnet, was einerseits<br />
notwendig ist, aber andererseits auch zu kurz<br />
greift. Abseits einer Altersgrenze ist der endgültige<br />
Ausstieg aus dem Beruf ein Kennzeichen dieser<br />
Lebensphase ebenso wie die abgeschlossene Zeit<br />
der Kindererziehung. Diese Menschen verfügen<br />
über ein hohes Maß an Freizeit, sind meist körperlich<br />
noch fit und oft auf der Suche nach neuen,<br />
sinnerfüllten Aufgaben. Durch die steigende Lebenserwartung<br />
und einen oft frühen Pensionsantritt<br />
ist das eine rasant wachsende Gruppe der<br />
Gesellschaft.<br />
Ein weiteres Merkmal dieses Lebensabschnitts ist<br />
die Sorge um die eigene Gesundheit, das Dasein<br />
für die Enkelkinder und ein ruhigerer Lebensstil.<br />
Nicht zuletzt gehören zu dieser Gruppe auch jene<br />
Menschen, die altersbedingte gesundheitliche<br />
oder geistige Schwächen aufweisen.<br />
Eine klare Abgrenzung dieser Phasen mithilfe des<br />
kalendarischen Alters ist nicht möglich, vielmehr<br />
werden sie individuell sehr unterschiedlich wahrgenommen<br />
und gelebt.<br />
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