Festschrift-Helmholtz-Gemeinschaft-web
Festschrift-Helmholtz-Gemeinschaft-web
Festschrift-Helmholtz-Gemeinschaft-web
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
30<br />
„Als im Jahre 1995 die <strong>Helmholtz</strong>-<strong>Gemeinschaft</strong> Deutscher Forschungszentren<br />
gegründet wurde, ging es weder um mehr politische Einflussmöglichkeiten<br />
noch die Einschränkung der Souveränität der Forschungseinrichtungen.<br />
Es ging um mehr Autonomie für Hochschulen und<br />
außeruniversitäre Forschung, mehr Exzellenz, mehr Internationalität<br />
und die Überwindung der Trennung von grundlagen- und anwendungsorientierter<br />
Forschung. Die Politik sollte weniger durch den goldenen<br />
Zügel oder administrative Entscheidungen in Forschung und Lehre<br />
eingreifen können. Wir sind in den vergangenen Jahren bei diesen<br />
Reformen ein gutes Stück vorangekommen. Ich glaube aber, da geht<br />
noch mehr. Nur wer den Hochschulen und Forschungs einrichtungen<br />
vertraut, kann sich über exzellente Ergebnisse freuen.“<br />
JÜRGEN RÜTTGERS<br />
Bundesminister für Bildung, Wissenschaft,<br />
Forschung und Technologie<br />
von 1994 bis 1998<br />
gesell schafts politische Ausrichtung des Senats: Diese Komponente<br />
sollte „gleichgewichtig durch wissenschaftliche Kompetenz<br />
ergänzt werden, indem international herausragende<br />
Wissenschaftler berufen werden, welche die in den Großfor -<br />
schungs einrichtungen bearbeiteten Forschungsfelder im Weltmaßstab<br />
beurteilen und auf dieser Grundlage auch einen<br />
Rat geben können, welche Forschungsfelder sich die Großforschungs<br />
einrichtungen im Schwerpunkt sinnvollerweise zuwenden<br />
sollen“. 78<br />
Auf einer Klausurtagung der Vorstände der AGF-Mitglieder auf<br />
Schloss Ringberg kam es dann am 4. Februar 1995 „zum<br />
Schwur“. 79 Nach intensiver und auch vom AGF-Vorsitzenden<br />
Treusch selbst moderierten Diskussion zur Neuausrichtung der<br />
AGF folgten alle Zentren der Generallinie des Vorsitzenden und<br />
stimmten der Umwandlung in die „Hermann von <strong>Helmholtz</strong>-<br />
<strong>Gemeinschaft</strong> Deutscher Forschungszentren“ sowie vor allem<br />
der Berufung eines Senats zu. Die entsprechen de Satzungsänderung<br />
sollte mit Wirkung vom 13. November 1995 in Kraft treten.<br />
Diese Grundsatzentscheidung scheint ohne unmittelbare<br />
Mitwirkung der Politik erfolgt zu sein, denn der Vorsitzende<br />
wurde von der Klausurtagung dazu authorisiert, in Gesprächen<br />
mit Bundesforschungsminister Jürgen Rüttgers und seinen<br />
Staatssekretären „die Akzeptanz der auf der Klausur tagung entwickelten<br />
Vor stellungen zu eruieren“. Bereits zwei Tage nach<br />
Ringberg präsentierte Treusch die weitreichenden Beschlüsse<br />
der Klausur in einem kurzfristig anberaumten Treffen mit den<br />
zuständigen Staatssekretären und Abteilungsleitern des BMFT.<br />
Damit war die Reform der AGF irreversibel auf den Weg ge -<br />
bracht. In den Monaten bis zur Festveranstaltung im November<br />
ging es vor allem darum, die Mitglieder des neuen Senats zu<br />
rekru tieren. Der Senat hatte sich generell mit den Fragen der<br />
Forschungsstrategie zu befassen und der Politik wissenschaftliche<br />
Ziele von nationalem und globalem Interesse zu empfehlen,<br />
die dann von den Großforschungseinrichtungen autonom<br />
und auf hohem wissenschaftlichem Niveau bearbeitet würden.<br />
Damit sollte nicht nur die Freiheit der Forschung garantiert,<br />
sondern auch generell der direkte Zugriff der Politik bzw. konkret<br />
des Bundesforschungsministeriums auf die Tätigkeit<br />
der Groß forschungseinrichtungen gedämpft werden, was die<br />
Balance zwischen staatlicher Einflussnahme und wissenschaftlicher<br />
Auto nomie stabilisieren sollte. Nicht zuletzt wollte man<br />
mit einem hochrangig besetzten und selbstbewusst agieren -<br />
den Senat das Erscheinungsbild der Großforschungseinrichtungen<br />
verbessern und eine „größerer Geschlossenheit und<br />
Integra tion“ befördern. 80 Zudem hoffte man, mit der Berufung<br />
hochrangi ger Senatsmitglieder aus der Wirtschaft die strukturell<br />
schwierige und zuweilen sogar gestörte Zusammen arbeit<br />
mit der Industrie zu verbessern. Aus diesen allgemeinen<br />
Prä missen wurden konkret die folgenden Aufgaben für den<br />
Senat abgeleitet: 81<br />
Dieser<br />
– berät grundsätzliche Fragen der Forschungsstrategie<br />
und gibt Empfehlungen zu deren Umsetzung;<br />
– berät das Programmbudget der <strong>Gemeinschaft</strong><br />
und nimmt den Jahresbericht entgegen;