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Fruerlund

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FRUERLUND<br />

EINE NEUE HEIMAT<br />

Bebauungsplanskizze von Stadtplaner Berg, Stadt Flensburg, vom Dezember 1949 (Abb.1) . Pläne: Stadtarchiv<br />

<strong>Fruerlund</strong> – eine neue Heimat<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg werden die Barackenlager der Wehrmacht zu<br />

Flüchtlingsunterkünften. 1948 war jeder fünfte Vertriebene in Flensburg ein Lagerbewohner –<br />

und die Lebensumstände waren zum Teil erschreckend.<br />

Eines der größten Probleme<br />

Flensburgs in der Zeit nach<br />

dem Zusammenbruch des<br />

Dritten Reiches war die Lösung der<br />

Flüchtlings- und Wohnungsfrage.<br />

Nur allmählich sank die Bevölkerungszahl,<br />

die infolge des Zustroms<br />

der Flüchtlinge und<br />

Vertriebenen auf über 110.000 angestiegen<br />

war, durch Umsiedlung<br />

wieder ab. Zum Zeitpunkt der<br />

Währungsreform im Jahr 1948 hatte<br />

Flensburg noch 106.000 Einwohner,<br />

davon waren 36 Prozent<br />

Vertriebene.<br />

Per Zwangseinquartierung durch<br />

das Wohnungsamt konnte nur ein<br />

Teil der Vertriebenen in vorhandenen<br />

Wohnungen untergebracht<br />

werden. Andere mussten in Massenquartieren<br />

hausen oder bekamen<br />

einen Platz in einer Baracke.<br />

Durch die nationalsozialistische<br />

Aufrüstungspolitik gab es in Flensburg<br />

eine Vielzahl von Barackenlagern<br />

der Wehrmacht für Soldaten<br />

und Offiziere, aber auch für andere<br />

Zwecke: für Fremdarbeiter, für den<br />

Reichsarbeitsdienst, für Bombengeschädigte,<br />

Zwangsarbeiter,<br />

Kriegsgefangene. Sie wurden ab<br />

1945 zu Flüchtlingsunterkünften.<br />

Auch wenn durch die besonderen<br />

Umstände der Zeit statistische Angaben<br />

schwierig sind, ist davon<br />

auszugehen, dass es in Flensburg<br />

bis zu 26 Barackenlager mit weit<br />

über 8000 Lagerbewohnern gab.<br />

Jeder fünfte Vertriebene war 1948<br />

ein Lagerbewohner.<br />

Die Verhältnisse waren erschreckend:<br />

Die Räume waren teilweise<br />

mit 14 bis 19 Personen oder drei<br />

bis vier Familien belegt. Von 168<br />

16<br />

Baracken in den 22 Lagern, die<br />

1948 vom Ministerium für Arbeit,<br />

Soziales und Vertriebene des<br />

Landes Schleswig-Holstein inspiziert<br />

wurden, wurden 83 als<br />

„schlecht“ bezeichnet. Dächer und<br />

Fußböden waren reparaturbedürftig,<br />

es fehlten Aborte, Kochgelegenheiten,<br />

Möbel und<br />

1<br />

Glühlampen.<br />

Neben der Umsiedlung von Flüchtlingen<br />

gewann mit der Aufhebung<br />

des Neubauverbots durch die Militärregierung<br />

im Jahre 1948 der<br />

Wohnungsbau als Maßnahme gegen<br />

die Wohnungsnot an Bedeutung:<br />

Die interne Umsiedlung –<br />

von der Baracke in die Neubauwohnung<br />

– wurde ein wichtiges<br />

Thema. Mit Hilfe von Mitteln aus<br />

dem Marshallplan – offiziell „European<br />

Recovery Program“ – wurden<br />

in Schleswig-Holstein 1950/51

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