Fruerlund
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FRUERLUND<br />
S BV SCHREIBT GESCHICHTE<br />
Er gab der Genossenschaft ein Gesicht: Willi Sander mit seiner Frau Gertrud und ihren Kindern.<br />
Fotos: SBV-Archiv<br />
Der SBV schreibt Geschichte<br />
„Klein Königsberg“ oder „Sandershausen“ tauften die Flensburger das Stadtviertel, das nach dem Krieg<br />
zwischen Feldern und Förde entstand. Hier fanden Tausende Flüchtlinge eine neue Heimat. Nach dem<br />
Stadtumbau heißt das moderne Motto „Wohnen für Generationen“. Zeitzeugen berichten:<br />
<strong>Fruerlund</strong>? Mit <strong>Fruerlund</strong> hatte<br />
früher sogar manch alt<br />
eingesessener Flensburger<br />
seine Schwierigkeiten. „Wo liegt<br />
<strong>Fruerlund</strong>?“, hieß es dann. Rechts<br />
von der Mürwiker Straße. Also,<br />
Mürwik? Eben nicht. Nördlich der<br />
Nordstraße. Also, Engelsby? Nein,<br />
auch nicht. <strong>Fruerlund</strong> ist ein eigener<br />
kleiner Stadtteil, mit eigenen<br />
Einkaufsmöglichkeiten, einer intakten,<br />
aktiven Kirchengemeinde<br />
und einem völlig neu gestalteten<br />
Viertel im Süden – dem „Wohnen<br />
für Generationen“. Das endlich hat<br />
<strong>Fruerlund</strong> stadtweit bekannt werden<br />
lassen.<br />
<strong>Fruerlund</strong> – aus dem Plattdeutschen<br />
(„Frau“) und dem Dänischen<br />
(„lund“) übersetzt –<br />
bedeutet soviel wie Frauen-Wald.<br />
Für die Vermutung, dass damit ein<br />
Wäldchen gemeint war, das zur<br />
Kirchengemeinde St. Marien gehörte,<br />
gibt es indes keinen Beleg<br />
(s.S.8). Es war aber ein idyllisches<br />
Fleckchen nördlich der Bismarckbrücke,<br />
geprägt von Wiesen und<br />
Feldern, das nach dem Krieg zur<br />
neuen Heimat für tausende Menschen<br />
wurde, die als Vertriebene<br />
nach Flensburg gekommen waren.<br />
Durch den Flüchtlingsstrom aus<br />
dem Osten war die Zahl der Einwohner<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
von 62.000 auf rund 110.000<br />
gewachsen. Sie hausten zunächst in<br />
Baracken oder waren in den Häusern<br />
von Flensburger Familien untergebracht.<br />
Der Mangel an<br />
Wohnraum war, wie das Fehlen<br />
von Arbeitsplätzen, gewaltig. So<br />
kamen am 21. Juli 1949 mehr als<br />
100 Heimatvertriebene in der Gaststätte<br />
„Sanssouci“ – Sorgenfrei –<br />
in der Friesischen Straße zusammen,<br />
um eine Baugenossenschaft<br />
26<br />
zu gründen. Die Selbsthilfe-Bauverein<br />
eG, kurz SBV, war geboren.<br />
Heute ist sie mit mehr als 9000<br />
Mitgliedern Flensburgs größte<br />
Wohnungsbaugenossenschaft.<br />
Vor allem aus Schlesien und Ostpommern<br />
stammten ihre 38 Mitglieder<br />
der ersten Stunde, die im<br />
Juli 1950 mit den Arbeiten begannen.<br />
Ein Jahr später waren die ersten<br />
Wohnungen bezugsfertig. 1954<br />
hatte der SBV 1100, 1959 verfügte<br />
er über 1150 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern,<br />
Eigenheimen und<br />
Kleinsiedlungen. Treibende Kraft<br />
war maßgeblich der erste Vorstandsvorsitzende<br />
Willi Sander,<br />
nach dem der wachsende Stadtteil<br />
bald scherzhaft „Sanderup“ genannt<br />
wurde. In einem Gespräch<br />
für das Mitgliedermagazin der Genossenschaft,<br />
den SBV-Boten, erinnerte<br />
Gertrud Sander 1999 an