Fruerlund
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
FRUERLUND<br />
S BV SCHREIBT GESCHICHTE<br />
Vorstand 2002: v.l. Raimund Dankowski,<br />
Helmut Schumann, Peer Oberg.<br />
SBV-Archiv<br />
Wohnen für Generationen: Der Umbau<br />
ist beinahe abgeschlossen. Vorstandsvorsitzender<br />
Raimund Dankowski zeigt<br />
Schleswig-Holsteins damaligem Innenminister<br />
Andreas Breitner (SPD) 2014 den<br />
neu gestalteten Traditionsstadtteil (unten).<br />
Fotos: Dewanger<br />
Tatsächlich verfolgte Raimund<br />
Dankowski, der Helmut<br />
Schumann 2002 im<br />
Vorstandsvorsitz ablöste, die Idee<br />
des generationsübergreifenden<br />
Wohnens weiter. „Zuerst kommt<br />
der Mensch, dann das Geschäftsergebnis“,<br />
sagte er am Tag seiner<br />
Amtseinführung und signalisierte<br />
allen Mitgliedern und Kollegen:<br />
„Es wird weitergehen mit dem sozialen<br />
Leben in unserer Genossenschaft.“<br />
Doch neben „dem<br />
Menschlichen haben wir die<br />
Pflicht, guten und zukunftsfähigen<br />
Wohnraum für unsere Mitglieder<br />
zu schaffen und zu erhalten“, setzte<br />
er hinzu. Damit war die Marschroute<br />
klar.<br />
Der SBV-Aufsichtsratsvorsitzende<br />
Peer Oberg, damals nebenamtlicher<br />
zweiter Vorstand der Genossenschaft,<br />
erinnert sich an den Elan<br />
mit dem der neue Vorsitzende ans<br />
Werk ging: „Das Tempo, das Raimund<br />
vorlegte, war enorm.“ Die<br />
Genossenschaft baute in Flensburg<br />
die ersten Servicehäuser für Senioren,<br />
kaufte die kommunale Wo-<br />
Bau und gründete schließlich als<br />
größter Wohnungsanbieter der<br />
Stadt – inzwischen sind mehr als<br />
9000 Mitglieder in der Genossenschaft<br />
vereint – eine eigene Spareinrichtung.<br />
Peer Oberg: „Dass<br />
sich auch etwas für <strong>Fruerlund</strong> verändern<br />
musste, war ziemlich bald<br />
klar.“ Die Bausubstanz der Gebäude<br />
rund ums Mühlenholz war marode,<br />
die Wohnungen zu klein,<br />
Deckenhöhen zu niedrig, Bäder<br />
und Küchen veraltet, die Fassaden<br />
hoffnungslos wärmedurchlässig.<br />
Sanieren oder abreißen? Diese Frage<br />
stellte sich nicht nur der Führungsriege<br />
der Genossenschaft.<br />
Auch die Flensburger Stadtplaner<br />
und die Mitarbeiter des Sanierungsträgers<br />
machten sich Gedanken<br />
um den traditionsreichen<br />
Stadtteil. Ihr gemeinsames Ziel war<br />
es, das Viertel modernen Wohnansprüchen<br />
anzupassen und ihm dennoch<br />
nichts von seinem Charakter<br />
als Genossenschaftsdorf in der<br />
Stadt zu nehmen. 2006 einigten<br />
30<br />
sich die Verantwortlichen, <strong>Fruerlund</strong><br />
mit Hilfe von Geldern aus dem<br />
Förderprogramm Stadtumbau West<br />
„fit für die Zukunft“ zu machen.<br />
Grundlage war ein Wohnraumversorgungskonzept,<br />
das die Stadt<br />
Flensburg schon 2004 als erste<br />
Kommune in Schleswig-Holstein<br />
erarbeitet hatte und mit dem sie<br />
eine Pilotfunktion für andere Städte<br />
übernahm. Nun wurde der etwa<br />
neun Hektar große Stadtteil auf<br />
Herz und Nieren untersucht. Nicht<br />
nur die Gebäude selbst, auch Außenanlagen,<br />
Verkehrsanbindung,<br />
soziale Infrastruktur standen auf<br />
dem Prüfstand. Die Experten schüttelten<br />
bald den Kopf: „Mit den<br />
alten Häusern kommen wir nicht<br />
weiter: zu klein, zu niedrig, ungünstig<br />
zur Sonne angeordnet, verfallende<br />
Bausubstanz, veraltete<br />
Verkehrsführung.“ Ihr Vorschlag<br />
war eine Radikallösung: „Komplett<br />
abreißen und neu aufbauen.“ Nur<br />
einzelne Häuser sollten umgebaut<br />
und modernisiert werden.<br />
„Angesichts der rund 58 Millionen<br />
Euro Investitionsvolumen, haben<br />
wir damals tief durchatmen müssen“,<br />
sagt Peer Oberg heute. Und<br />
unter den Bewohnern im Stadtteil<br />
wurde heftig diskutiert. Mehr als<br />
750 Mieter und ihre Familien waren<br />
von den Plänen betroffen und<br />
viele bekamen es mit der Angst zu<br />
tun: Was würde mit ihrem Zuhause<br />
passieren? „Werden wir hier jetzt<br />
ein zweites Mal vertrieben?“, fragte<br />
jemand auf einer der zahlreichen<br />
Informationsveranstaltungen, die<br />
nun folgten. Klaus Hartwig erinnert<br />
sich an die anfängliche Verunsicherung.<br />
„Wir hatten es ja mit<br />
gewaltigen Veränderungen und einer<br />
enormen Entwicklung zu tun“,<br />
sagt der inzwischen pensionierte,<br />
langjährige Aufsichtsratsvorsitzende,<br />
der selbst noch als SBV-Kind<br />
„bei Oma Nielsen die Haare geschnitten<br />
bekam“.<br />
Wie er und Britta Zemke lebten<br />
viele Menschen seit Jahrzehnten<br />
fest verwurzelt in ihrem <strong>Fruerlund</strong>.<br />
Gerade hatten sie erlebt, dass ihre<br />
kleine Genossenschaft die kommu-