17 •4 Lessons Learned“ und Maßnahmen zu einer weiteren Verbesserungder servergestützten Hochschullehre1. Der Beratungsaufwand für Studierende, die mit einer Seminarverwaltung auf OpenUSSkonfrontiert werden, hat im Evaluationszeitraum erheblich abgenommen. Hilfestellung überdie Einführung im Seminarkontext hinaus, wie sie zu Anfang des Berichtszeitraums nochgegeben wurde (Login, Einrichten des persönlichen Arbeitsplatzes – daher verstehen sichdie teils hohen Abo-Zahlen in den am weitesten zurückliegenden Semestern, die zur geringenAnzahl an Einträgen in die Mailingliste und an Diskussionsbeiträgen in seltsam erscheinendemKontrast stehen) wurde im Wintersemester 2006/7 lediglich noch von einer Personin Anspruch genommen. Dies korreliert mit Daten zur Ausstattung von Haushalten mit elektronischenInformations- und Kommunikationstechniken [SB05] sowie zur Nutzung dieserTechniken seitens der Studierenden (vgl. Einleitung).Der Befund, dass Studierende im Grundstudium während des Berichtszeitraums häufigerOpenUSS als seminarbegleitende Plattform benutzt haben als Studierende im Hauptstudium,dürfte sich also tendenziell erledigen.Hinsichtlich des Einsatzes von Lernplattformen in der Erziehungswissenschaft lässt sichfesthalten: Dieser erfordert nicht (mehr) zwingend mediendidaktische Vorkennnisse. Er stelltfür die Studierenden keine lernbehindernde Barriere (mehr) dar. Zunehmend weniger Zeitwird absorbiert für eine von der eigentlichen Seminarthematik wegführende Einweisung indie Arbeit mit der Lernplattform. Dies dürften wichtige Argumente für Dozenten sein, zukünftigdie Nutzung einer Lernplattform in Betracht zu ziehen.2. Trotz vorhandener Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit Browser basierten Angebotenbetrachten Studierende bei Seminarbeginn die Verpflichtung zur Nutzung vonOpenUSS immer noch als Zusatzanforderung des Dozenten mit dem Effekt, dass nur aufexplizite Ein- und Anweisung hin zumindest das Login vorgenommen wird und zwar mit dem(einzigen) Ziel die Download-Funktion unter „Materialien“ wahrzunehmen. Logins undDownloads sind für den Inhaber einer Institution auf OpenUSS nicht nachzählbar, die Auswertungdes Fragebogens aus dem Wintersemester 2006/7 ergibt jedoch Anhaltspunkte dafür,dass dieses Nutzerprofil am stärksten vertreten ist (fast 100%). Zahlenmäßig belegt istdie Nutzung der Plattform durch die Einträge in die Mailingliste. Die relativ hohen Wertedürften sich dem Nachdruck seitens der Dozentin verdanken. Zu Anfang wurde der Eintragim Seminar ausführlich gezeigt oder gleich durchgeführt, in den späteren Semestern zusätzlichdurch eine Seminarorganisation in Blockform begünstigt; bei Veranstaltungen, die ausmehreren Blöcken besteht, ist der Eintrag in die Mailingliste wichtig, weil die Dozentin zwischenzeitlichdarüber wichtige Informationen abwickelte.3. Veranstaltungen, die einen handlungsorientierenden Ansatz haben (Bildungsszenarien,Planspielmethode, Medienprojekte) zeigen keine eindeutige Korrelation zur Nutzungshäufigkeitvon OpenUSS. Wo Korrelationen festzustellen sind, werden diese überlagert mit derBlockorganisation der Veranstaltung. So hatte das Seminar im Grundstudium „PISA und dieFolgen“ im Sommersemester 2003 in wöchentlichem Turnus gegenüber derselben Thematikin einem geblockten Hauptseminar im darauf folgenden Semester deutlich weniger Diskussionsbeiträgeund Einträge in der Studentenliste. Außerdem überlagert sich der Zusam-
18 •menhang teilweise noch mit dem Lebensalter der Studierenden. In dem in Kooperation mitdem Institut für berufliche Lehrerbildung der FH Münster z. T. geblockt und handlungsorientiertdurchgeführten Hauptseminar „Konzepte intergestützten Lernens und Lehrens“ zeigtsich eine deutlich geringere Nutzungshäufigkeit als im wöchentlich und in Frontallehre stattfindendenHauptseminar „Lernsoftware und Lerntheorien“. Vermutlich ist dieser Unterschiedauf das relativ hohe Alter beim Quereinstieg für das Lehramt am Berufskolleg zurückzuführen.Auch in anderen Seminaren und Semestern gibt es vergleichbare Nutzungstiefen intraditionell angelegtem Seminardesign. Die im Vorfeld des Projektes aufgestellte Prämisseeiner Korrelation von handlungsorientierendem Design und Nutzungshäufigkeit von OpenUSSlässt sich also nicht aufrecht erhalten. Verallgemeinert bedeutet dies, dass für einenEinsatz von OpenUSS in der Erziehungswissenschaft kein neues didaktisches Designzwingend, sondern auch in einem traditionellen Lehrdesign sinnvoll ist.4. In jedem Seminar wurde einleitend das Konzept vorgestellt, durch Vorbereitung der Präsenzzeitüber die Plattform mehr Zeit für Diskurs zu gewinnen. D. h., Input soll überOpenUSS stattfinden und zwar so rechtzeitig, dass er für die Seminarsitzung vorbereitetwerden kann. Im Seminar werden Nachfragen geklärt, Kritiken besprochen, Vertiefungenvorgenommen, was häufig zu kurz kommt, wenn die Stoffdarbietung im Seminar erfolgt.Trotz allgemeiner Zustimmung ließ die praktische Durchführung auf Seiten der Studierenden,sowohl was die Vorbereitung der Dozentenmaterialien anbelangt wie auch den Uploadeigener Materialien, zu wünschen übrig. Verarbeiten von und Nachdenken über in der Literaturrecherchierte Konzepte und Theorien scheint kein selbstverständlicher Vorgang in einemStudium zu sein, in dem es um das Ableisten von Workloads und das Bestehen vonPrüfungen geht, in denen die Reproduktion oder Reorganisation von vorgegebenen Theorienverlangt ist. Die weitere Verschulung des Studiums dürfte auch in Zukunft keine Verbesserungdieser Einstellung beim Großteil der Studierenden erwarten lassen. Insofernbleibt die kollaborative Nutzung von Lernplattformen wohl eher auf eine Minderheit von Studierendenbeschränkt, die Interesse an der reflexiven Auseinandersetzung mit den Studieninhaltenaufbringen (siehe 5.).5. Die Bereitschaft, die vom Veranstalter verwalteten Funktionen („Information“, „Mail-ingliste“,„Materialien“) zu nutzen und die „Diskussion“ wahrzunehmen, steht in direktem Zusammenhangmit dem Interesse an den Seminarinhalten. Negativ ausgedrückt: Eine Nutzung derPlattform lässt sich weder durch die Organisationsform der Veranstaltung (Blöcke) nochdurch ein handlungsorientierendes Design steuern. Dies zeigen die „Ausreißer“ in der Erhebung,z. B. das geblockte und handlungsorientierende Seminar „Bildungsszenarien“ im Wintersemster2006/7, in dem sich von 45 Studierenden lediglich 10 in die Studentenliste und12 in die Mailingliste eingetragen haben. Positiv zeigt sich dieser Zusammenhang z. B. imSeminar „Gewalt in den Medien – PC-Spiele“, das im Sommersemester 2005 durchgeführtwurde. Die Anzahl der Diskussionsbeiträge (96) entspricht fast den Einträgen in die Studentenliste(110), die Diskussionsbeiträge gelten den im Seminar behandelten Inhalten und eswurden Materialien eingestellt, die nicht für den Erwerb von Leistungsnachweisen gedachtwaren. Allerdings gab es 368 Einträge in der papiernen Anwesenheitsliste und 207 in derMailingliste auf OpenUSS. Darin spiegelt sich wieder der Zusammenhang von Interesse amInhalt und Häufigkeit der Servernutzung: Diejenigen Studierenden, die lediglich einen„Schein“ erwerben wollen und dafür das unbedingt erforderliche Maß an Einsatz zeigen o-der wie in großen Veranstaltungen üblich eigentlich eine Klausur schreiben woll(t)en, lassensich nicht auf Zusatzanstrengungen wie Servernutzung ein.
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