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Starke Kids - AWO

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mangelnder Deutschkenntnisse häufig von der<br />

Einschulung zurückgestellt.<br />

Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Integration<br />

in das deutsche Bildungssystem.<br />

Fast ein Drittel der Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />

bleibt ohne Ausbildung. Am<br />

stärksten betroffen sind Jugendliche türkischer<br />

Herkunft (40%), sie erhalten nicht die Chance<br />

auf eine qualifizierte Berufsausbildung, sie<br />

bleiben Ungelernte. Die Ausbildungsquote von<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergrund entspricht<br />

in kaum einem Wirtschaftsbereich ihrem<br />

Bevölkerungsanteil an der Altersgruppe. 31<br />

Vor allem die Sprache spielt in diesem Zusammenhang<br />

eine entscheidende Rolle. Die<br />

meisten Kinder und Jugendliche, deren Eltern<br />

aus einem anderen Land kommen, sprechen<br />

zu Hause eine andere Sprache als die des<br />

Aufnahmelandes. So stehen sie nicht nur hinsichtlich<br />

der Kultur zwischen zwei Stühlen,<br />

sondern ebenfalls in Hinblick auf die Sprache<br />

und die damit verbundene Kommunikationsfähigkeit.<br />

Vorteilhaft ist es für diese Kinder und Jugendliche,<br />

sich mit anderen zusammenzufinden, die<br />

in ähnlichen Verhältnissen aufwachsen. Viele<br />

von ihnen fühlen sich als „irgendwie dazwischen“<br />

und können sich so untereinander austauschen.<br />

Ein positiver Aspekt dieses Austauschs<br />

ist vor allem die Zusammengehörigkeit<br />

und die Tatsache, dass die Kinder und Jugendlichen<br />

sich durch derartige Kontakte nicht<br />

mehr allein fühlen und jemanden an ihrer Seite<br />

haben, der sie versteht. Häufig sieht es allerdings<br />

von außen so aus, als ob die Kinder und<br />

Jugendlichen, deren Eltern aus anderen Ländern<br />

kommen, nur unter sich bleiben und sich<br />

nicht integrieren wollen. Welche Schwierigkeiten<br />

dahinter stecken und welchen Teil auch die<br />

Aufnahmegesellschaft zu einer guten Integration<br />

beitragen kann, wird häufig nicht berücksichtigt.<br />

31 ebenda<br />

Die Kinderlobby OWL<br />

Einer der wichtigen Schritte, den die Aufnahmegesellschaft<br />

machen sollte, liegt in der Akzeptanz<br />

der kulturellen Vielfalt der Mädchen<br />

und Jungen. In anderen Ländern wurde im<br />

Sinne der eigenen Zukunft längst gehandelt.<br />

Auch bei uns muss sich die Erkenntnis durchsetzen,<br />

dass Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund<br />

und/oder aus prekären Lebensverhältnissen<br />

nicht nur defizitär sind, sondern<br />

Potenziale und Kompetenzen entwickeln<br />

mussten, die als Gewinn auch für die Gesellschaft<br />

gesehen, anerkannt und wertgeschätzt<br />

werden sollten.<br />

Die Debatten und Diskurse um und über Menschen<br />

mit Einwanderungserfahrungen sollten<br />

endlich neu geführt werden. „Berichte über<br />

‚Migranten‘ befassen sich meist mit ‚Problemlagen‘<br />

und stehen damit von vorneherein im<br />

Horizont einer Defizitperspektive, meist mit der<br />

Frage nach der (mangelnden) Integration,<br />

scheinbar getrieben von der Sorge um Anomie,<br />

Devianz und Parallelwelten, im weiteren<br />

gespeist von Ängsten vor Fundamentalismus,<br />

Gewalt, Unkontrollierbarem.“32<br />

Statt sie als eine große Problemgruppe unter<br />

dem Titel „Migranten“ und „integrationsunfähig“<br />

zu stigmatisieren, sollten endlich ihre Vielfalt,<br />

ihre unterschiedlichen Lebensentwürfe, Lebensstile<br />

und –formen, ihre Kompetenzen und<br />

der damit verbundene gesellschaftliche Mehrwert<br />

in den Mittelpunkt gerückt werden.<br />

In diesem Zusammenhang sind auch die Ergebnisse<br />

der Sinus-Studie über Migrantenmilieus<br />

in Deutschland zu sehen. 33<br />

32 Flaig, B.B.; Wippermann, C.: Lebenswelten von Migrantinnen<br />

und Migranten. In: Bundeszentrale für politische Bildung<br />

(Hrsg.).APuZ, 5/2009. Frankfurt a. M. 2009.<br />

33 SINUS Sociovision: SINUS-Studie Migranten-Milieus in<br />

Deutschland 2008. Heidelberg. 2009.<br />

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