r1 - Geschichtsverein für den Landkreis Deggendorf
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Nach Kuchler (1972) sollen Rieger und Reithmayr in Greising als Stukkateure und Maler<br />
gearbeitet haben. Sie waren aber Bildhauer, und als solche haben sie auch in Greising<br />
gearbeitet. Und schließlich gab es damals in <strong>Deggendorf</strong> keinen Goldschmied namens<br />
Balthasar Küprehler, wohl aber einen Balthasar Khuepichler oder Khiepichler. Auch<br />
die 1050 Marmorkirchenpflastersteine aus Kelheim hätten bestimmt nicht zur vollständigen<br />
Auspflasterung der Kirche gereicht. Über die Dimensionen der Kirche nach dem<br />
Erweiterungsbau wurde bereits auf S. 14 berichtet.<br />
4. Der so weit hocbpergig: und Steinige gefährliche Weg<br />
Anders als beim Bau der ersten gemauerten Kapelle von 1691/92 sind wir beim Erweiterungsbau<br />
von 1724/28 in der glücklichen Lage, auf die vollständigen Rechnungsunterlagen<br />
zurückgreifen zu können. Damit besitzen wir nicht nur präzise und vollständige<br />
Angaben über sämtliche Baumaterialien, Preise, Handwerker- und Arbeitslöhne, sondern<br />
erfahren darüber hinaus manchmal sogar etwas über die Arbeitsmoral. Vor allem<br />
erhalten wir aus <strong>den</strong> Unterlagen der Kirchenrechnungen des Pfleg- und Landgerichts<br />
<strong>Deggendorf</strong> sehr eindrucksvolle Informationen über die topographisch bedingten Probleme<br />
beim Erweiterungsbau.<br />
Erinnern wir uns an die Begründung, die der <strong>Deggendorf</strong>er Pfleger Hans Christoph<br />
von Asch seinerzeit <strong>für</strong> die doch sehr erhebliche Kostenüberschreitung beim Bau der<br />
Kapelle in <strong>den</strong> Jahren 1691 und 1692 gegeben hatte: er führte sie im wesentlichen auf<br />
seiner Meinung nach unerwartete Schwierigkeiten beim Antransport der Baumaterialien<br />
zurück. Sie schlugen nach Angabe des Pflegers am kräftigsten zu Buche, rechtfertigen<br />
auf keinen Fall aber Preissteigerungen bei <strong>den</strong> Baumaterialien und gestiegene Lohnkosten.<br />
Diese Komponenten blieben damals, auch darauf wurde schon hingewiesen,<br />
über viele Jahrzehnte weitgehend stabil. Eine andere Sache waren die z. T. sehr unsorgfältig<br />
(absichtlich?) angefertigten Kostenvoranschläge der Handwerksmeister.<br />
Im Zeitalter moderner Verkehrswege und ebenso moderner und leistungsfähiger Transportmittel<br />
ging uns der richtige Blick <strong>für</strong> die oft wahrhaft unmenschlichen Strapazen im<br />
Verkehrswesen früherer Jahrhunderte größtenteils verloren. Dies ist Grund genug, um<br />
sich einmal eingehender mit der Beschaffung der <strong>für</strong> <strong>den</strong> Erweiterungsbau erforderlichen<br />
Materialien und deren Transport an die Baustelle in Greising zu beschäftigen. Eine<br />
Zusammenschau in dieser Hinsicht ergibt folgendes Bild:<br />
— 85 Dreyling Kalch (Kalk):<br />
Für die insgesamt 85 Dreyling Kalk, von <strong>den</strong>en 70 Dreyling und 5 Schaffe! (Scheffel) im<br />
Jahre 1724 und 14 Dreyling im Jahre 1725, sowie 1726 noch der Rest von 5 Schaffe! verarbeitet<br />
wur<strong>den</strong>, errechnen sich rund 189 m 3 . Der gesamte Kalk wurde bei der Ziegelei<br />
des Ziegelmeisters Georg Zizlsberger in Schäching (Schaching) gekauft. Der Transport<br />
dieses gebrannten Kalks erfolgte in großen Holzfässern, von <strong>den</strong>en man 1724 eigens 10<br />
Stück beim <strong>Deggendorf</strong>er Pmdter (Faßbinder) Hanns Paur anfertigen ließ. Sie wur<strong>den</strong><br />
beim Kalktransport offensichtlich arg in Mitlei<strong>den</strong>schaft gezogen, <strong>den</strong>n Paur mußte sie<br />
<strong>den</strong> ganzen Somer hindurch villfelttig mit neuen Raiffn ausbessern (Rechnung No. 87/<br />
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