r1 - Geschichtsverein für den Landkreis Deggendorf
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Bild in der kleinen Kapelle befand und dort von <strong>den</strong> Gläubigen verehrt wurde, von besonderer<br />
Bedeutung. Das wahre Greisinger Wallfahrtsheiligtum war nicht die große<br />
Kapelle, die 1724/28 zu Kirche erweitert wurde, sondern das kleine, unscheinbare Capellel<br />
daneben. Und diese besondere Wertschätzung wirkte sich dann auch selbstverständlich<br />
im Opferstock dieser Kapelle aus. Zwei stichhaltige Argumente <strong>für</strong> die völlige<br />
Erneuerung des Oratoriums im Jahre 1725!<br />
Interessant ist weiterhin, daß Meister Schön diese Kapellenerneuerung gleichsam umsonst<br />
machen mußte. Vertraglich war hierüber nichts festgelegt wor<strong>den</strong>, und eine<br />
Überschreitung des Kostenvoranschlags gestattete man nicht. Für Georg Schön stan<strong>den</strong><br />
1725 noch folgende Arbeiten aus: neben der bereits erwähnten totalen Erneuerung des<br />
Vorzeichendachs (einschließlich Dachstuhl) und der Anfertigung der Turmkuppel waren<br />
dies noch zwei Hengtäcbeln zu bei<strong>den</strong> Seiten des Vorzeichens, die Erneuerung der<br />
Planckhen umb die Khürchen, eine neue Partille (Empore), in der Mitte halbRundt und<br />
aufbeede seithen ausgeschwaifft, die Stiege auf diese Partille und der Holzrost, auf dem<br />
dann die (neuen) Kirchenbänke aufgestellt wer<strong>den</strong> sollten.<br />
Welche Bedeutung dabei <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Hengtäcbeln, pultförmigen Dachvorsprüngen an<br />
der westlichen Kirchenmauer zukam, ist unklar. Ob Schutz <strong>für</strong> Durchreisende vor<br />
Wettereinflüssen oder nur optische Auflockerung der Westfassade bleibe dahingestellt.<br />
Sie bildeten im übrigen ein Charakteristikum der Greisinger Kirche bis in unser Jahrhundert<br />
herein (siehe Foto, vermutlich um 1940).<br />
Mit diesen Arbeiten erschöpfte sich aber die Tätigkeit von Georg Schön und seinen Gesellen<br />
in diesem Jahr noch nicht. Zu Bewahrung des Khürchen gewölbs brachten sie auf<br />
dem Langhausdach ein doppeltes Geländer an, damit das Dach in der schweren Winter<br />
Zeit heruntergebutzt werdten khann. Vom Aussehen dieses Geländers haben wir keine<br />
näheren Angaben; man geht aber wohl nicht fehl, darin eine zaunähnliche Sicherheitsvorkehrung<br />
zu sehen, die ein gefahrloses Abschaufeln des Schnees erlaubte.<br />
Und schließlich stand noch eine sicherlich recht zeitraubende und eintönige Arbeit aus,<br />
nämlich das Anstreichen des gesamten Kirchendachs (also auch der mit Ziegeln eingedeckten<br />
Bereiche) mit roter Ölfarbe, wo<strong>für</strong> man bey Herrn Eliassen Stichaimer handlsman<br />
zu <strong>Deggendorf</strong> 60 Pfd. Leinöihl iedes pr 10 kr erkhaufft und (ist ihm) sambt dem<br />
Benöttigt gewesten Silberglett und Rother Färb bonificirt wordten lauth Verzaichnus<br />
11 fl 38 kr (Rechnung No. 74/1725).<br />
Für diese ganzen hier aufgezählten Zimmerarbeiten stan<strong>den</strong> die fünf Gesellen von Georg<br />
Schön noch insgesamt 456 1/2 Tage in Arbeit, der hier<strong>für</strong> fällige Lohn betrug 152<br />
fl 5 X. Der Meister selbst erhielt 1725 wie im Vorjahr pro Woche 1 fl 30 X. Aus der<br />
Rechnung No. 73 dieses Jahres erfahren wir auch, daß in Greising auch ein Zimmerpolier<br />
tätig war. Es muß sich wohl um einen der fünf Gesellen gehandelt haben, dem<br />
diese besondere Aufgabe zufiel. Er hieß Hans Stadler und scheint in <strong>den</strong> Kirchenrechnungen<br />
nur deshalb auf, weil er während der 2 Jahr hero sonderbahren Vleis erzaigt:<br />
und die Ziiherleuth früh und Späth zur Arbeit angetrieben hatte. Diese lobenswerte Arbeitsmoral<br />
trug ihm zwei Extragul<strong>den</strong> ein.<br />
Nachdem nun die Zimmerleute ihre Arbeit an der Turmkuppel abgeschlossen hatten,<br />
konnte diese durch <strong>den</strong> <strong>Deggendorf</strong>er Spengler Georg Antonius Thanner mit Blech eingedeckt<br />
wer<strong>den</strong>. Seine Arbeit in luftiger Höhe, die noch dazu wegen dess imerzue ange-<br />
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