r1 - Geschichtsverein für den Landkreis Deggendorf
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halten Rögenwötters und zu Zeiten eruolgt grossen Sturmb Windten (Rechnung No. 76/<br />
1725) sehr erschwert wurde, war überwiegend eine Ein-Mann-Angelegenheit. Lediglich<br />
ein abgerichteter Tagwerker als „Bo<strong>den</strong>personal" und Zuträger stand ihm bei seiner<br />
nicht ungefährlichen Arbeit zur Seite. Die Aufgabe des Tagwerkers bestand in der Unterhaltung<br />
des <strong>für</strong> die Lötarbeiten erforderlichen Feuers und im Zutragen von Blech<br />
und Werkzeug an <strong>den</strong> Arbeitsort. Die entsprechende Rechnung No. 76 könnte man dahingehend<br />
interpretieren, daß es damals schon so etwas wie eine Gefahrenzulage gab,<br />
<strong>den</strong>n dieser Tagwerker wurde mit 15 Kreuzern je Tag entlohnt, während gewöhnliche<br />
Tagwerker sich mit 12 Kreuzern zufrie<strong>den</strong>geben mußten. Die entsprechende Erklärung<br />
<strong>für</strong> die „übertarifliche" Bezahlung wurde in der erwähnten Rechnung gleich mitgeliefert:<br />
. . . und dem abgericht halten<strong>den</strong> Tagwercher, d. Jhme (= Gg. Ant. Thanner) sowohl<br />
d. benöthigte Feuer: als indes zu arbeith Bedürfftigen auf <strong>den</strong> Thurm hinauf sehr<br />
hoch und gefährlich Zuezubringen müssen . . .<br />
Thanners Arbeit wurde nach unseren Begriffen akkordmäßig bezahlt: pro verarbeitetem<br />
Vässl weissen creutz Plöch erhielt er vertragsmäßig 17 Gul<strong>den</strong>. Da vier Vässl zur<br />
Kuppeleindeckung erforderlich waren, ergab das eine Lohnsumme von 48 Gul<strong>den</strong>, ein<br />
gänzlich unverständlicher Betrag, da auch 1725 4 mal 17 gleich 68 war! Der Spengler erhielt<br />
dann noch <strong>für</strong> das zusätzlich benötigte Zinn und das Ledtharz (Lötharz als Flußmittel<br />
beim Löten) weitere 6 Gul<strong>den</strong> und schließlich nochmals 2 Gul<strong>den</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> von<br />
seinem eigenen Blech angefertigten Turmknopf. Für <strong>den</strong> Tagwerker von Thanner wur<strong>den</strong><br />
dann noch 16 Arbeitstage ä 15 Kreuzer = 6 Gul<strong>den</strong> in Rechnung gesetzt. Laut<br />
Rechnung No. 76/1725 hätte dies einen Betrag von genau 82 Gul<strong>den</strong> ergeben, 60 Gul<strong>den</strong><br />
wur<strong>den</strong> aber auf Grund dieser Rechnung nur ausbezahlt. Dabei wird jedoch von einem<br />
Abbruch, d. h. einem Abzug von der Lohnsumme auf Grund ungenügender oder<br />
unzuverlässiger Arbeit, nichts erwähnt. Nehmen wir also dieses barocke Rechenkunststück<br />
kopfschüttelnd zur Kenntnis.<br />
An anderer Stelle wurde bereits einmal auf die hohen Eisenpreise der damaligen Zeit<br />
hingewiesen; die 4 Vässl creutz Plöch, die ebenso wie das zum Löten erforderliche Zin<br />
und Pley von Samuel Preidl handlsman zu RegensPurg geliefert wur<strong>den</strong>, verschlangen<br />
die stolze Summe von 103 Gul<strong>den</strong> und 15 Kreuzer (Rechnung No. 75/1725). Material<br />
und Arbeitslohn allein <strong>für</strong> die Kuppeleindeckung machten somit mehr als 2,5 Prozent<br />
der Gesamtbaukosten aus!<br />
Verweilen wir noch etwas bei diesem teuren Material Eisen. Als man 1713 <strong>für</strong> die große<br />
Greisinger Kapelle einen Tabernakel und ein Ciborium anschaffte, mußte aus dem bereits<br />
zitierten Grund <strong>für</strong> eine entsprechende Sicherung der Kirchenfenster gesorgt wer<strong>den</strong>.<br />
Auch beim Erweiterungsbau 1724/28 mußten die neu geschaffenen Fenster mit<br />
schweren Eisengittern versehen wer<strong>den</strong>. Außerdem benötigte man <strong>für</strong> die Fenster stabile<br />
eiserne Fensterstöcke. Der entsprechende Auftrag ging an <strong>den</strong> <strong>Deggendorf</strong>er<br />
Schlosser Antonius Pfeiffer, durch <strong>den</strong> neun große eiserne Fensterstöcke und 6 gflambte<br />
grosse Gatter (Gitter) sowie zwei kleine geflammte Gitter <strong>für</strong> die Fenster der bei<strong>den</strong><br />
Sakristeien angefertigt wur<strong>den</strong>. Jedes der großen Gitter wog über 150 kg, und selbst<br />
noch die kleinen Sakristeifenstergitter brachten es noch auf 35 kg. Zusammen mit zwei<br />
Spänische Creutz (Lothringer Doppelbalkenkreuze — sie befin<strong>den</strong> sich heute auf der<br />
kleinen Gna<strong>den</strong>kapelle) auf <strong>den</strong> Firsten<strong>den</strong> der bei<strong>den</strong> Seitenkapellen, 30 fensterstängln<br />
(Querstreben in <strong>den</strong> Fensterrahmen zur Aufnahme des Gewichts der Glasscheiben und<br />
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