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VIERTELJAHRSHEFTE FÜR ZEITGESCHICHTE - Institut für ...

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436<br />

Dokumentation<br />

- niemand wird dem widersprechen - wobei ich ausdrücklich darauf hinweisen<br />

möchte, daß in der Kriegswirtschaft des Nationalsozialismus die Bewirtschaftungsmaßnahmen<br />

allmählich zur Lenkung der Produktion geführt haben, während umgekehrt<br />

in der Wirtschaft der Sowjetzone jetzt zunächst die Lenkung der Produktion<br />

vorgenommen wurde und eine Bewirtschaftung erst allmählich aufgebaut worden<br />

ist. Es scheint mir aber notwendig, die Grenzen der Bewirtschaftungsmethoden und<br />

der Produktionslenkung nicht immer zu verwischen. Es ist selbstverständlich, daß es<br />

dabei Übergänge gibt." 122 [. . .]<br />

„Wenn man bloß diese drei Aufgaben - Rohstoffverteilung, Bedarfsdeckung der<br />

Konsumgüter und die Frage der Sicherung des Arbeitsplatzes - ansieht, dann ergibt<br />

sich eine solche Fülle von wirtschaftspolitischen Maßnahmen und ein Zwang zu sehr<br />

starken Eingriffen in den Wirtschaftskreislauf, der nach meiner Meinung ohne einen<br />

Gesamtplan nicht geschehen kann. Ich halte es <strong>für</strong> eine Fiktion, hier zu meinen, daß<br />

es eine Politik der Interventionen geben könnte ohne einen Gesamtplan. Ich halte<br />

es <strong>für</strong> eine psychologische Täuschung derer, die behaupten, einen solchen Plan aufstellen<br />

zu können." 123<br />

[. . .] „Dabei taucht natürlich das Problem, das ich als Politiker selbstverständlich<br />

sehe, auf, wie weit eine solche zentrale Wirtschaftsplanung in demokratischer Weise<br />

verwirklicht werden kann. Ich möchte aber sagen, daß die Formel, daß jede zentrale<br />

Wirtschaftsplanung zur Diktatur führt, zunächst nur eine Behauptung ist, die in<br />

keiner Weise irgendwelche Unterlagen hat. Das Beispiel von Rußland ist nach meiner<br />

Meinung in keiner Weise beweiskräftig. Zwangsläufig irgend etwas so hinzustellen,<br />

scheint mir hier abwegig zu sein, denn da sind die Dinge doch viel zu lebendig,<br />

da berühren sich doch wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Fragen viel<br />

zu sehr, um nicht den verschiedensten Möglichkeiten Raum zu geben.<br />

Hier wird die wirtschaftspolitische Gestaltung wohl eingreifen müssen, und ich sah<br />

es längst als eine unserer wichtigsten Aufgaben an, dieses politische Problem zu<br />

lösen, ein Problem, das nach meiner Meinung außerhalb des Rahmens einer rein<br />

ökonomischen Tagung steht." 124<br />

Prof. Kromphardt:<br />

[Hier seien bisher zwei Modelle der Planwirtschaft genannt worden.]<br />

„Es wird mit der Beeinflussung der Mieten operiert, das ist das eine Modell, und<br />

das andere ist das der Ernährungswirtschaft. Da ist mir aufgefallen, daß in der Wirklichkeit<br />

ein drittes Modell besteht, das ich warm empfehlen möchte und das nicht<br />

erwähnt worden ist; nämlich das Land, das wirklich Planwirtschaft kennt, heißt<br />

Sowjetrußland. Sowjetrußland arbeitet weder mit dem einen oder anderen, sondern<br />

mit dem dritten Modell, das grundsätzlich jeden einzelnen Markt in zwei Teile<br />

teilt. " 125 [. . .]<br />

„Man braucht das Geld als Maßstab, zu weiter nichts, und muß sein Geld- und<br />

Finanzsystem so planen, daß eben dieser Maßstab des Rubels wieder ein Maßstab<br />

ist, mit dem man wirtschaftlich etwas mißt. Das sind die beiden Formeln, die in der<br />

Wirklichkeit bisher geschaffen wurden: die Subordinierung der Pläne unter den<br />

Finanzplan und die Subordinierung des Finanzplanes unter den Güterplan. Das ist<br />

das sowjetrussische System. Beides nennen wir nicht Wirtschaftslenkung in dem<br />

Sinne, was wir unter Wirtschaftslenkung verstehen, sondern die Wirtschaftslenkung<br />

122 GA,S. 47.<br />

123 GA, S. 48.<br />

124 GA,S.48f.<br />

125 GA, S. 68.

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