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MATLAB und Simulink in der Ingenieurpraxis

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156 4 Simulation unter <strong>Simul<strong>in</strong>k</strong> �<br />

wobei durch die Eigenwerte λ j auch schwach gedämpfte, hochfrequente Lösungsanteile erfasst<br />

werden.<br />

In <strong>MATLAB</strong> s<strong>in</strong>d, wie schon angedeutet, zwei Methoden zur Lösung steifer Systeme implementiert.<br />

Die Function ode15s verwendet BDF- o<strong>der</strong> NDF-Formeln <strong>der</strong> Ordnung k ∈ {1, 2, 3, 4, 5};<br />

vgl. [68], [74]. NDF-Methoden s<strong>in</strong>d Modifikationen <strong>der</strong> BDF-Methoden, die ebenfalls A-stabil<br />

(absolut stabil) [68], [74] s<strong>in</strong>d. Sie besitzen e<strong>in</strong>e etwas größere Genauigkeit als die BDF-Methoden.<br />

Die Function ode23s verwendet e<strong>in</strong> ROSENBROCK-Verfahren <strong>der</strong> Ordnung 3, wobei <strong>der</strong><br />

Fehler mit e<strong>in</strong>er Methode <strong>der</strong> Ordnung 2 geschätzt wird. Es ist geeignet, wenn die Genauigkeitsansprüche<br />

nicht zu hoch s<strong>in</strong>d.<br />

4.2.3 Bemerkungen zur Wahl <strong>der</strong> Verfahren<br />

E<strong>in</strong>er Anfangswertaufgabe sieht man nicht unmittelbar an, ob ihre Lösung steif ist. Es gibt e<strong>in</strong>ige<br />

Aufgabenklassen, bei denen man weiß, dass steife Lösungen zu erwarten s<strong>in</strong>d, wie z. B. bei <strong>der</strong><br />

VAN-DER-POL-Gleichung<br />

¨x − ε ( 1 − x 2 ) ˙x + x = 0<br />

mit sehr großen Parametern ε o<strong>der</strong> mechanischen Systemen mit sehr unterschiedlichen Steifigkeits-<br />

<strong>und</strong> Dämpfungskonstanten. In diesen Fällen wird man sofort steife Löser verwenden.<br />

Liegen ke<strong>in</strong>e guten Gründe dafür vor, dass e<strong>in</strong>e steife Lösung zu erwarten ist, wird man zuerst<br />

versuchen, das gegebene Problem mit e<strong>in</strong>em nicht-steifen Löser zu behandeln, denn explizite<br />

(e<strong>in</strong>gebettete) RUNGE-KUTTA-Verfahren, z. B. ode45, o<strong>der</strong> Mehrschrittverfahren vom ADAMS-<br />

Typ s<strong>in</strong>d wesentlich billiger als steife Löser. Bei steifen Lösern hat man <strong>in</strong> jedem Schritt e<strong>in</strong><br />

nichtl<strong>in</strong>eares Gleichungssystem zu lösen <strong>und</strong> hierzu die JACOBI-Matrix <strong>der</strong> rechten Seite o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e Näherung davon aufzustellen.<br />

Praktisch: Beobachtet man, dass <strong>der</strong> Lösungsprozess nur sehr langsam voranschreitet, wird<br />

man zu e<strong>in</strong>em steifen Löser wechseln.<br />

RUNGE-KUTTA-Verfahren ermöglichen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Schrittweitensteuerung (Adaptivität),<br />

haben aber den Nachteil gegenüber dem ADAMS-Verfahren, dass <strong>in</strong> jedem Schritt die rechte Seite<br />

von (4.2) an mehreren Stellen ausgewertet werden muss (für das Verfahren von DORMAND<br />

<strong>und</strong> PRINCE <strong>der</strong> Ordnung 5 an 6 Stellen). Beim Prädiktor-Korrektor-Verfahren kann man hohe<br />

Ordnungen mit 2 o<strong>der</strong> 3 Auswertungen erreichen. Man wird daher e<strong>in</strong> Mehrschrittverfahren verwenden,<br />

wenn die Auswertung <strong>der</strong> rechten Seite <strong>der</strong> Differenzialgleichung sehr teuer ist. In <strong>der</strong><br />

Regel wird man Verfahren hoher Ordnung nur dann verwenden, wenn die rechte Seite <strong>der</strong> Differenzialgleichung<br />

sehr glatt ist. Man verwendet den TAYLORschen Satz, um Methoden hoher<br />

Konsistenzordnung zu entwickeln.<br />

E<strong>in</strong>e Regel für die Auswahl steifer Löser ist nicht so e<strong>in</strong>fach zu formulieren. E<strong>in</strong>en Anhaltspunkt<br />

geben die Stabilitätsgebiete <strong>der</strong> Verfahren, z. B. nach [68], [74], [76]. Wenn man weiß,<br />

dass die Eigenwerte <strong>der</strong> L<strong>in</strong>earisierung <strong>der</strong> rechten Seite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> negativen reellen Achse<br />

liegen, so wird man BDF bzw. NDF Formeln wählen. Weiß man, dass Eigenwerte <strong>der</strong> JACOBI-<br />

Matrix näher an <strong>der</strong> imag<strong>in</strong>ären Achse als an <strong>der</strong> negativen reellen Achse liegen, so wird man<br />

ROSENBROCK-Methoden o<strong>der</strong> Extrapolationsverfahren verwenden.

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