12.08.2012 Aufrufe

MATLAB und Simulink in der Ingenieurpraxis

MATLAB und Simulink in der Ingenieurpraxis

MATLAB und Simulink in der Ingenieurpraxis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4.2.2 Steifigkeit <strong>der</strong> Differenzialgleichung<br />

4.2 Die Integrationsverfahren 155<br />

Wesentlich für die Verfahrensauswahl ist die Kenntnis <strong>der</strong> Steifigkeit <strong>der</strong> Differenzialgleichung.<br />

Wir geben e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition stichwortartig an: E<strong>in</strong> Differenzialgleichungssystem heißt steif, wenn<br />

die Eigenwerte des Systems sehr unterschiedliche (negative) Realteile aufweisen. Als Maß <strong>der</strong><br />

Steifigkeit gilt u. a. <strong>der</strong> Quotient <strong>der</strong> Beträge <strong>der</strong> absolut größten <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>sten (negativen) Realteile<br />

<strong>der</strong> Eigenwerte<br />

S := max j |ℜ(λ j)|<br />

m<strong>in</strong> j |ℜ(λ j)| .<br />

Bei steifen Differenzialgleichungen erreicht S Werte von 10 6 <strong>und</strong> höher. Das Problem <strong>der</strong> Steifigkeit<br />

existiert ausgeprägt bei nichtl<strong>in</strong>earen Differenzialgleichungen<br />

˙x(t) = f (t, x(t)) x(t) ∈ R n . (4.3)<br />

Die Steifigkeit wird für das l<strong>in</strong>earisierte System def<strong>in</strong>iert, <strong>in</strong>dem das lokale Verhalten <strong>der</strong> exakten<br />

Lösung x(t) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung von tn betrachtet wird. Hierbei liegt die Anfangsbed<strong>in</strong>gung<br />

x(tn) = xn, wo xn die berechnete Näherungslösung an <strong>der</strong> Stelle tn bedeutet, zu Gr<strong>und</strong>e. Unter<br />

<strong>der</strong> Voraussetzung <strong>der</strong> gestörte Lösung<br />

x(t) = xn + z(t) für tn ≤ t ≤ tn + h; Norm von z <strong>und</strong> h kle<strong>in</strong><br />

entwickeln wir (4.3) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e TAYLOR-Reihe <strong>und</strong> brechen nach dem ersten Glied ab<br />

�<br />

∂ f �<br />

˙xn + ˙z(t) = f (tn, xn) + � z(t) + O(z<br />

∂x<br />

2 ),<br />

woraus schließlich mit (4.3) die erste Näherung<br />

�<br />

∂ f �<br />

˙z(t) = � z(t) = J(tn, xn) z(t)<br />

∂x<br />

� n<br />

� n<br />

folgt. Dies ist e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Differenzialgleichung mit konstanter Koeffizientenmatrix J(tn, xn),<br />

mit <strong>der</strong>en Eigenwerte sich S ermitteln lässt. Somit wird das qualitative Verhalten von x(t) <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Umgebung von tn durch z(t) beschrieben. Das nichtl<strong>in</strong>eare Differenzialgleichungssystem<br />

wird als steif bezeichnet, falls die Eigenwerte <strong>der</strong> JACOBI-Matrix J(tn, xn) sehr unterschiedliche<br />

negative Realteile haben <strong>und</strong> S groß ist. Das Maß <strong>der</strong> Steifigkeit von (4.3) ist bei nichtl<strong>in</strong>earen<br />

im Gegensatz zu l<strong>in</strong>earen Systemen abhängig vom Zeitpunkt tn <strong>und</strong> <strong>der</strong> momentanen Näherungs-<br />

Lösung xn, so dass sich S im Verlauf <strong>der</strong> Integration sehr stark än<strong>der</strong>n kann. Mo<strong>der</strong>ne Verfahren<br />

nutzen dies zur Anpassung an den Integrationsablauf <strong>und</strong> stellen damit die Schrittweite sowie<br />

die Ordnung des Integrationsverfahrens e<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Erweiterung <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition für steife Systeme ist <strong>in</strong> [76] angegeben<br />

S := max j |λ j|<br />

m<strong>in</strong> j |λ j| , Anhaltswert: S > 104 , . . . , 10 6 ,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!