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Ausgabe 2-2013 - IGZ

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| Sc h w e r p u n k t t h e m aWolfgang EßerWettbewerb zugunsten desPatientenDr. Wolfgang Eßerstellvertretender Vorsitzenderdes Vorstandes der KassenzahnärztlichenBundesvereinigung(KZBV)Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt man. Doch wermeint, diese alte Binsenweisheit ließe sich einfach aufdie Gesundheitsversorgung bzw. den zahnmedizinischenBereich übertragen, liegt falsch. Gesundheit istein besonderes, schützenswertes Gut, das nicht einfachden Prinzipien des freien Marktes ausgesetzt werdendarf. Bei der Gestaltung der Wettbewerbsbedingungengilt es daher, die Eigenheiten des Gesundheitswesensim Allgemeinen und die der Zahnmedizin imBesonderen zu berücksichtigen. Die Spielregeln desWettbewerbs müssen sowohl für die Leistungserbringerals auch für die Kostenträger stimmen. Sonst istam Ende der Patient der Leidtragende.Die Wettbewerbssituation der niedergelassenen Zahnärzteist eine besondere. Einerseits tragen sie als Praxisinhaberund -inhaberinnen das alleinige wirtschaftlicheRisiko und somit auch die Verantwortung fürdas gesamte Praxisteam. Dabei müssen sie auf demWeg in die Selbstständigkeit große Investitionskostenstemmen. So ist beispielsweise 2011 das durchschnittlicheFinanzierungsvolumen einer Praxisneugründungin den alten Bundesländern mit 429 000Euro auf einen neuen Höchstwert gestiegen. Hinzukommt die Notwendigkeit, jährliche hohe Rücklagenfür Reinvestitionen in neue Behandlungseinheitenund technische Gerätschaften zu bilden, um die Praxisimmer auf dem technisch neuesten Stand zu halten.Damit sich dieses hohe finanzielle Wagnis auszahlt,sind Zahnärzte als Freiberufler auf wirtschaftlicheUnabhängigkeit sowie unternehmerische Freiräumeund politische Planungssicherheit angewiesen.Andererseits agieren die selbständigen Zahnärzte ineinem stark regulierten Gesundheitswesen. Sie könnendie Preise ihrer Leistungen nicht selbst bestimmen,sondern im System der gesetzlichen Krankenversicherungreglementiert der BEMA die Vergütungstrikt, und auch die private Gebührenordnung gibteinen klaren Vergütungskorridor vor.In einem solch restriktiven Umfeld ist ein freier,marktwirtschaftlicher Wettbewerb überhaupt nichtmöglich. Daher wäre eine noch weiter zunehmendeÖkonomisierung des Gesundheitswesens ein fatalerIrrtum und würde die Zukunft der zahnmedizinischenVersorgung in die falsche Richtung lenken.Denn die Menschen, die in unsere Zahnarztpraxenkommen, sind nicht in erster Linie unsere Kunden.Sie sind zuallererst unsere Patienten. Wir stehen ihnenpartnerschaftlich zur Seite und setzen uns fürihre Belange ein. Zentral dabei ist der Ausbau unsererfür das gesamte Gesundheitswesen vorbildlichenPräventionsstrategie. Nur so können wir das Ziel derZahnärzteschaft erreichen, die Mundgesundheit unddie Zufriedenheit der Patienten mit der zahnmedizinischenVersorgung weiter zu verbessern. Und diessind Leistungen, die nicht allein nach ökomischenMaßstäben bewertet werden können.Entsprechend müssen die Regeln im Interesse derPatienten gestaltet sein. Wettbewerb darf nicht alsKampf um den niedrigsten Preis verstanden werden,sondern es braucht in erster Linie einen Wettbewerbum die beste Versorgung, in dem sich qualitativhochwertige Arbeit durchsetzt. Dabei gilt es,auch Lösungen für den in der Zahnmedizin charakteristischenZielkonflikt zwischen der bestmöglichenVersorgung und ihrer dauerhaften Finanzierbarkeitdurch die Solidargemeinschaft zu finden.Der Wettbewerb um Versorgungsqualität unter unsZahnärzten benötigt ein festes Fundament kollektivvertraglicherRegelungen und verlässlicher Gebührenordnungen.Um auch zukünftig eine qualitativhochwertige zahnmedizinische Versorgung zugewährleisten, benötigen wir Kollektivverträge, diesich zielführend im Sinne der Patientenversorgungweiterentwickeln lassen. Selektivverträge, die diesesSystem sinnvoll ergänzen, können bei der Fortentwicklunghelfen. Die KZBV tritt für gesetzliche Rahmenbedingungenein, auf deren Basis innovative undfür den Patienten nutzenbringende Zusatzverträgemit den Kostenträgern abgeschlossen werden können.Hingegen lehnen wir Selektivverträge, die dasSystem der Kollektivverträge substituieren, strikt ab.Sie führen zu einem Verfall der Behandlungsqualitätund der zahnärztlichen Honorare.Festzuschusssystem fördert WettbewerbIn einem System wie der gesetzlichen Krankenversicherungmuss Wettbewerb intelligent gestaltet werden,denn das Solidarsystem kann nicht beliebig großefinanzielle Lasten tragen. Hier ist auch jeder Einzelnegefragt, das ihm Mögliche für die eigene Gesundheitzu tun und auch zu selbst zu finanzieren. „Eigenverantwortungund Solidarität schließen einander nichtaus, sondern gehören zusammen“, hat es Wolfgang12 | <strong>IGZ</strong> DIe Al t e r n A t I v e nr. 2/<strong>2013</strong>

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