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Ausgabe 2-2013 - IGZ

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| Sc h w e r p u n k t t h e m aenormen finanziellen Ertragsversprechen. WelchesAusmaß, welche Perfidie hinter dem System steckt,hat der 2002 aufgedeckte „Globudent-Skandal“ gezeigt- der Mülheimer Dentalhändler Globudent hatteimportierten Zahnersatz zu überhöhten Preisen inRechnung gestellt und beteiligten Zahnärzten einen„Kick-Back“-Rabatt bar ausgezahlt. Krankenkassenund Patienten waren Schätzungen zufolge allein durchdiesen einen Fall bundesweit um einen dreistelligenMillionen-Betrag geschädigt worden.Trotzdem entwickelte sich der Marktanteil ausländischerzahntechnischer Medizinprodukte zunächst nurmoderat, wie die nachstehende Grafik, erstellt aus denDaten der offiziellen Importstatistik des StatistischenBundesamtes, zeigt. 3 Erst 2005 setzt eine Dynamikein. Die eigentliche Geburtsstunde der ausländischenZahntechnik war der 1. Januar 2005, zu dem das befundorientierteFestzuschusssystem für Zahnersatzdas proportionale Zuschusssystem ablöste.Plausible ErklärungenDie Gründe für die Entwicklung seit dem Jahre 2005scheinen auf der Hand zu liegen. Der gesetzlich angeordneteRückzug der GKV aus der Finanzierungder Zahnersatzkosten, damit verbunden eine weitereÖffnung der Privatisierung der bisher vertragszahnärztlichenVersorgung, haben die Preissensibilität derVersicherten stark erhöht. Die Folge ist eine intensivereBeschäftigung mit dem Wert, also dem Nutzen,und dem Preis einer bzw. alternativer Zahnersatzversorgungen.Das führt im Internet-Zeitalter, insbesonderewenn man von der eigenen Krankenkasse3 Die Importstatistik leidet allerdings unter einer erheblichen Schwäche, weil sie das tatsächlicheImportvolumen in keiner Weise abbildet. Dies liegt daran, dass die Statistikverordnungbeispielsweise die Erfassung von Importlieferungen unter 1 000 EUR nichtvorsieht. Diese dürften jedoch gerade beim Bezug von Zahnkronen und Brücken durchden einzelnen Zahnarzt die dominierende Auftragsgröße sein; mithin wird der größteTeil der Importaufträge tatsächlich nicht erfasst. Dennoch zeigen die Veränderungen,also die Zuwachsraten der offiziellen Statistik, ein Bild der tatsächlichen Entwicklung.noch darauf hingewiesen wird, auf die preislich verlockendenAngebote der Zahnersatzhändler. Sowohldie Importeure als auch Krankenkassen haben sichdazu verstiegen, geprüfte Qualität nach „deutschemStandard“ zu versprechen. So etwas macht auch denkritischsten Patienten interessiert: billiger bei gleicherQualität! Unter diesen Umständen scheint esdurchaus plausibel, dass jeder siebte Bundesbürgermindestens aus Kostengründen darüber nachdenkt,ob sein zahnprothetisches Werkstück nicht aus demAusland kommen soll.Dass die Qualitätsrealität allerdings gänzlich andersaussehen kann, ist dem interessierten Patienten zwischenzeitlichauch zugänglich 4 .In der Sphäre der Zahnärzte bewirkt die (erwünschte)Tatsache, dass die mediokren Regelversorgungendes befundorientierten Festzuschusssystems durchdie Patienten nur durch Zuzahlungen nach der privatenGebührenordnung zu umgehen sind, dass diemehr wirtschaftlich als zahnärztlich-ethisch denkendenZahnärzte in den Handelsmarkt ausländischerzahntechnischer Medizinprodukte gelockt werden: Beigegebenem Budget des Patienten schafft jeder beimzahnprothetischen Werkstück gesparte Euro Raum fürden Steigerungssatz bei den GOZ-Leistungen.Diese plausiblen, aber trivialen Erklärungen für denexorbitanten Zuwachs an Importen verdecken indesden Blick auf die gravierenden immanenten Fehlanreizeeines Festzuschusssystems in der Medizin, hierfür die Zahnersatzversorgung.Die Auswirkungen der FehlanreizeDer verantwortliche Gesetzgeber hat mit der Verabschiedungdes befundorientierten Festzuschusssystemsmindestens vergessen, eine stringente und effizienteQualitätssicherung zu implementieren. Mindestens4 Vgl. nur: http://www.myzahnarzt.com/Zahnersatz_Ausland_Studie.htmlVolumen ausländischer zahntechnischerMedizinprodukte(nur Importlieferungen über1 000 EUR sind erfasst - sieheFußnote 3)26 | <strong>IGZ</strong> Die Al t e r n a t iv e Nr. 2/<strong>2013</strong>

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