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Ausgabe 2-2013 - IGZ

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| Sc h w e r p u n k t t h e m aWettbewerb bei der Qualität ist eine komplizierte Sacheund wir kommen an dem Verdacht nicht vorbei,dass alle Dokumentationen, Zertifikate oder sonstigenWettbewerbsparameter eine wirklich optimalezahnärztliche Behandlung nicht abbilden können.Doch wie gehen wir mit dieser Erkenntnis um? Wasbleibt dem tatendurstigen Regulierer noch zu tun,wenn die vielen Parameter seiner Anreizsysteme immerwieder Fehlsteuerungen produzieren und von dereigentlichen zahnmedizinischen Tätigkeit ablenken?Zunächst einmal bleibt die profane Feststellung, dasses noch immer die Zahnärzte sind, die Patienten behandeln.Und dann die ebenso schlichte Feststellung,dass eine Verbesserung der „Behandlungsqualität“ natürlichin erster Linie etwas mit der kontinuierlichenSteigerung fachlicher Kompetenz durch Fortbildung,mit innovativen Gerätschaften und Werkstoffen undnicht zuletzt mit Empathie und beruflichem Ehrgeizder Zahnärzteschaft zu tun hat. Das zu betonen istdurchaus nötig, erwecken doch die Reformdiskussionennicht selten den Eindruck, das Räderwerk desGesundheitssystems müsse nur richtig gesteuert werden,dann würde es quasi automatisch mehr Gesundheitzum günstigeren Preis produzieren. Die Arbeitder Ärzte gilt in dieser Optik als ebenso steuerbarwie der Rabatteinkauf von Arzneimitteln oder Mullnen,verbunden mit einem ästhetisch ansprechendenÄußeren. Objektivieren und visualisieren lassen sichsolche Prozesse, indem man seine Praxis zertifiziert.Ein schönes Siegel einer Zertifizierungsgesellschaftziert dann Praxisschild und Briefpapier, das könnteden Patienten Vertrauen einflößen. Schade nur, dassso ein Siegel schlussendlich nichts darüber aussagenkann, wie lange die Füllung im Einzelfall hält oder wiekompliziert eine endodontische Behandlung werdenkann oder ob die Totalprothese am Ende des Tageswirklich saugt. Da kommt es dann doch auf die Erfahrungund das Können des Behandlers an.Manch ein/e Kollege/in wirbt mit der Darstellungvon Kompetenz. Tätigkeitsschwerpunkte und strukturierteFortbildungen werden ausgewiesen, Master-Diplome und Spezialistentitel. Hier führt der Wettbewerbzu der Tendenz, den zahnärztlichen Berufsstandaufzuspalten. Abgesehen von den Fachzahnärzten fürOralchirurgie und für Kieferorthopädie, die jeder einspezielles Aufgabengebiet innerhalb der Zahnmedizinhaben, erwecken alle anderen nur den Eindruck,die restlichen Zahnärzte seien nicht kompetent fürihr Spezialgebiet. Hier geht es auch nicht nur um denWettbewerb um Patienten. Hier werden Verteilungskämpfeangedroht oder schon ausgefochten, denn somanche Fachgesellschaft möchte bestimmte Bereicheder Zahnmedizin für ihre Mitglieder reservieren. DerZahnarzt, der vollumfänglich für seine Patienten daist und in Zukunft auch sein will, kann sich dem nurentgegenstellen.Die Praxis mit ihrer Ausstattung kann ein weiteresArgument im Wettbewerb sein, aber dies ist ja keinArtikel zur Niederlassungsberatung. Deswegen willich auf den Aspekt Technik und Möbel oder gar Beleuchtunghier nicht eingehen. Das Wichtigste an unserenPraxen ist ohnehin das Personal. Der Patientkommt zu uns und leidet. Entweder an Schmerzenoder Furcht oder an Beidem. Da ist es wichtig, dassman ihm liebevoll und aufmerksam begegnet. Zuwendungund Freundlichkeit gehören zu den bestenArgumenten im Wettbewerb um unsere Patienten.Das gilt übrigens auch für Zahnärzte…Was bleibt nun nach diesem kurzen Rundblick aufden Wettbewerb in der Zahnmedizin? Auf jeden Falldie Erkenntnis, dass wir mit „Wettbewerb“ in vielenBereichen unserer Berufspraxis herzlich wenig anfangenkönnen. Dabei geht es gar nicht darum, für die eigeneTätigkeit eine bequeme, wettbewerbsfreie Zonezu reklamieren - im Gegenteil: unserem Berufsstandfehlt es nicht am Selbstbewusstsein, die eigene Leistungeiner externen Bewertung zu unterwerfen. Docherscheinen viele der Bewertungsparameter, die unspräsentiert werden, so weit entfernt vom Verständniseiner guten medizinischen Behandlung, dass wiruns schwer damit tun.Ein Preiswettbewerb bringt sachfremde Preisanreizein die Zahnmedizin und schadet letztlich der Behandlungsqualität.Ein Qualitätswettbewerb ist durchauswünschenswert und ganz im Sinne des in seinem Berufaufgehenden, engagierten Zahnmediziners - ermuss aber zwangsläufig leiden, wenn „Qualität“ formalisiertverordnet wird und sich Zug um Zug Parameterfür ein Qualitätsbenchmarking in die zahnärztlicheTätigkeit hineinschleichen. Je offensiverein solches Benchmarking in die Praxen hineingetragenwird, desto mehr besteht die Gefahr, dass dieErfüllung der Qualitätsparameter durch das Erstellenvon Listen und Ausfüllen von Formularen wichtigerwird als die verantwortungsvolle zahnmedizinischeBehandlung.Wer sich in der Politik und in den Verwaltungen Gedankendarüber macht, mit welchen Regulierungenman Mediziner zu Höchstleistungen anstacheln könne,dem empfehle ich den Blick in die Historie. DerForscherdrang, die Neugier, der Wettbewerb um beruflicheExzellenz und Anerkennung - diese intrinsischenAntriebskräfte haben die Medizin zu allen Zeitenbeflügelt und schließlich zu dem hochentwickeltenNiveau verholfen, das wir heute haben. Qualitätsmanagementprogramme,staatlich organisierte „wettbewerblicheElemente“ oder diverse Anreizsystemewaren dazu bislang jedenfalls nicht nötig. Es dürftealso durchaus lohnen, darüber nachzudenken, ob wirweiter fortfahren wollen, intrinsische Antriebskräftedurch immer feiner gesponnene externe Einflussnahmensystematisch zu ersetzen.16 | <strong>IGZ</strong> Die Al t e r n a t iv e Nr. 2/<strong>2013</strong>

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