Planetologie<strong>Bern</strong>er Spitzentechnologie im AllAm Physikalischen Institut der<strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> wird zwar nichtJagd auf grüne Männchen gemacht,aber: Die Suche nach dem Ursprungunseres Sonnensystems und nachSchwester-Erden ausserhalb unseresSystems ist ein wichtigesForschungsgebiet der Abteilungfür Weltraumforschung und Planetologie.Die Entdeckung des extrasolarenPlanetensystems «NeptunsDreizack» hat die Suche weiterbeflügelt.Die Frage nach ausserirdischem Lebenist vermutlich so alt wie die Menschheit.Doch erst die heutige Generation ist inder Lage, diese Frage ausserhalb vonReligion und Philosophie zu erforschen.Einen wichtigen Beitrag dazu leistetdas Physikalische Institut der <strong>Universität</strong><strong>Bern</strong>. Hier –genauer an der Abteilungfür Weltraumforschung und Planetologie–werden die theoretischen Grundlagenfür die experimentelle Erforschung desWeltraums entwickelt und hochpräziseMessinstrumente gebaut.Ohne Theorie keineInstrumente10 der rund 75Angestellten beschäftigensich mit der Entstehung derPlaneten, nehmen theoretisch vorweg,was dereinst hoffentlich in der Praxisbewiesen werden kann. In den Laborsund Werkstätten der Abteilung werdendie Instrumente gebaut, «die aufWeltraumsonden herumfliegen und dieUmgebung beobachten und messen»,wie es Institutsleiter Willy Benz saloppausdrückt. Diese Instrumente sindweltweit gefragt. Schon Neil Armstronghatte bei seiner Mondlandung am20. Juli 1969 Gepäck der <strong>Universität</strong><strong>Bern</strong> anBord: Ein Sonnenwindsegel, daskleinste, von der Sonne ausgeschleuderteMaterieteilchen sammelte. Besondersim Bereich der Bestimmung chemischerElemente oder Verbindungen (die sogenannteMassenspektronomie) habensich die <strong>Bern</strong>er einen Namen gemacht.Jüngstes Beispiel dafür ist die im März2004 gestartete Mission «Rosetta» dereuropäischen Weltraumbehörde ESA,in deren Rahmen zwei Massenspektrometereingesetzt werden, welche dieZusammensetzung der Kometengasesowie die Häufigkeit von Elementen wieKohlenstoff, Sauerstoff und Stickstoffanalysieren sollen. Bis ins Jahr 2016soll es zudem möglich sein, auch dasProfil eines Planeten (Merkur) zu rekonstruieren–und zwar mit dem ersteneuropäischen WeltraumLaserAltimeter.Auch an diesem Projekt sind die <strong>Bern</strong>erSpezialisten beteiligt. Am PhysikalischenInstitut der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> gibt esalso ein stetiges Wechselspiel zwischenTheorie und Praxis: Die theoretischenBerechnungen helfen die Instrumente zudefinieren. Und mit den Instrumentenkönnen dann «vor Ort» praktischeErkenntnisse gewonnen werden.Aufgrund dieser Erkenntnisse werden dieModelle weiter entwickelt. Und im Idealfall«stimmen plötzlich unsere Zahlen mitden Bildern und Messungen überein»,wie sich Benz ausdrückt. Dieser Idealfall–das sind die eigentlichen «Sternstunden»eines Weltraumforschers.Die Suche nach einer«zweiten Erde»Unser Sonnensystem ist schon relativ guterforscht. So können die Planetologenpräzise Angaben über Grösse undZusammensetzung benachbarterPlaneten machen. Riesenplaneten wieder Jupiter beispielsweise bestehen zumgrössten Teil aus Gas und haben keinefeste Oberfläche. Heute ist es möglich,in die Sphären ausserhalb unseresSonnensystems vorzudringen. Noch hatman aber keinen Planeten gefunden,welcher der Erde in Grösse und Strukturentspricht, also Leben ermöglichenkönnte. Heute ist es möglich, in dieSphären ausserhalb unseres Sonnensystemsvorzudringen. Im vergangenen Jahrsind Genfer und <strong>Bern</strong>er Forscher auf einextrasolares Planetensystem gestossen,das aus drei Planeten besteht, die 10, 12und 18 mal so schwer sind wie die Erde.Zudem bestehen die Himmelskörper aus«Neptuns Dreizack» laut den Modellrechnungender <strong>Bern</strong>er Physiker vor allemaus Stein und Eis. «Damit kommen wirimmer näher an die Eigenschaften derErde heran», sagt Willy Benz. Die zuvorentdeckten Planeten waren allesamtdeutlich schwerer. Wobei «Entdeckung»eine unpräzise Bezeichnung ist. Mankann die Planeten nämlich nicht sehen,sondern nur die Sonne, um welche diePlaneten kreisen. Man kann letztere nurberechnen: Planeten, die eine Sonneumlaufen, üben eine Anziehungskraftauf diese aus, setzen sie also in Bewegung.Diese Bewegung lässt sich messen,sofern die verursachenden Planetenschwer genug sind.Weltraumforschung fürunseren AlltagWill man Planeten im und auch ausserhalbdes Sonnensystems im Detail erforschen,ist das nur vom Weltraum aus möglich –und erst nach jahrelanger Vorbereitung.«Jede Weltraummission dient sehr wichtigenwissenschaftlichen Forschungen»,betont Willy Benz. Forschungen, die mitmeist öffentlichen Geldern finanziertwerden, ohne dass für die Öffentlichkeitein unmittelbarer Nutzen sichtbarwird. Doch für Benz ist klar: «DiesesGeld ist in die Zukunft investiert. Nurdank der Forschungstätigkeit frühererGenerationen können wir heute imWohlstand leben.» Viele Technologiender Weltraumforschung gehören nämlichlängst zu unserem Alltag –von derMikrowelle bis zur Mobiltelefonie. «Auchder Computer war mal ein Spielzeug vonein paar Physikern», sagt Benz.Rund 8Millionen Schweizer Frankenhaben Kanton (ungefähr die Hälfte),Bund und das Prodex («ESA’s Programmede Développement d’Experiencesscientifiques») im Jahr 2005 in dieWeltraumforschung der <strong>Bern</strong>er <strong>Universität</strong>investiert. Geld, von dem auchdie Schweizer Wirtschaft profitiert: Somüssen 50 Prozent der ProdexMittelin der Schweizer Industrie ausgegebenwerden. Und Geld, das letztlich dazudient unseren Lebensraum besser zuverstehen. «Es geht ums Wesentliche»,sagt Willy Benz. Oder wie der gute alteGoethe sagen würde: Es geht darum,«zu erkennen was die Welt in ihremInnersten zusammenhält.»Jahresbericht der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> 00
Immer mehrMenschen in derSchweiz sind von einer Infektion durchantibiotikaresistente Bakterien betroffen.Dies ist vor allem in den Spitälern einzunehmendes Problem: Die Antibiotikaresistenzverlängert die durchschnittlicheAufenthaltsdauer um zehn Tage undkann im Extremfall für die Betroffenentödlich enden. Am Institut für Infektionskrankheitender <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> werdenerstmals schweizweit repräsentativeDaten zur Antibiotikaresistenz erhobenund analysiert. Die Datenbasis ist in ihrerDetailgenauigkeit international einmalig.Bemerkenswert ist auch, dass 21 klinischeMikrobiologielabors aus der ganzenSchweiz zur Mitarbeit gewonnen werdenkonnten. Damit wurde eine wichtigeGrundlage für die Prävention von Antibiotikaresistenzengeschaffen.http://www.ifik.unibe.chAntibiotikaresistenz in den Griff bekommenJahresbericht der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> 00