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Heidelberger Katechismus - Evangelische Kirche Berlin ...

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NotizenAuf der anderen Seite, wenn wir heute über dieses Thema sprechen, dann nicht, weilwir erschrocken und zugleich fasziniert sind von den Abgründen der menschlichenNatur, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass Elend und Macht der Sünde gebrochenund überwunden sind durch die Erlösung in Jesus Christus, und weil wir in seinerNachfolge, im Licht seiner Gnade dankbar leben können.Was aber ist Sünde?Es gibt eine nette Anekdote, die von einem amerikanischen Präsidenten berichtet, dersonntags die <strong>Kirche</strong> besucht. Zuhause angekommen, fragt ihn seine Frau: Nun, überwas hat der Pastor gepredigt? – Antwort: Über die Sünde. – Ja – und was hat er gesagt?– will sie unbedingt wissen. – Er war dagegen, so die klare, kurze Antwort.So viel zum Thema Sünde, also der Pfarrer ist dagegen. Oder ähnlich: Sünde ist alles,was verboten ist und darum Spaß macht. Dahinter steht ein verzerrtes Bild von Gott.Gott ist einer, der uns etwas nicht gönnt. Hat Gott das nötig? Will er nicht mit den Gebotenund Verboten das Leben seiner Menschen und seine Schöpfung schützen?Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert,so der Prophet Micha: Nämlich Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig seinvor deinem Gott (Mi 6, 8).Sünde – das ist aber nicht nur die einzelne Tat, sondern das sind auch Strukturen, Zusammenhänge,in die wir hineingestellt und hineingeboren werden. Wer z. B. als Kindpalästinensischer Flüchtlinge geboren wird, wächst auf mit dem Hass gegen Israel.Sünde – das ist nicht nur ein Teil oder Aspekt von uns. Sünde – das ist eine Grundausrichtung,und darum wird der Mensch in der Bibel oft Sünder genannt, und zwar nichtnur einer, sondern alle, wie uns der Apostel Paulus lehrt: Wir sind alle miteinander Sünder,stellt er zusammenfassend fest (Röm 3, 12).Aber vielleicht muss ich es an einem anderen Beispiel noch deutlicher machen; wirhaben in der Lesung (Lk 5, 1-11) von der Berufung des Simon Petrus gehört. Als Petrusbei jener denkwürdigen ersten Begegnung mit Jesus erfährt, wie gegen alle Erwartungund Erfahrung sein Netz voller Fische ist, bricht er nicht in einen Freudenschrei aus,sondern tief erschüttert spricht er zu Jesus: Geh weg von mir, ich bin ein sündiger Mensch(Lk 5, 8). Kein Mensch, kein Kollege oder Nachbar würde von dem Fischer Simon gesagthaben, er wäre ein böser Mensch, ich denke, für sie war er ein anständiger Kerl, oder –wie wir auch sagen – ganz in Ordnung. Erst in der Begegnung und Konfrontation mitJesus – als dem Gerechten – stellt es sich heraus, zeigt es sich, er ist ein Sünder, einVerlorener. Einer wie wir, könnte man sagen. Einer, der dem nicht genügt, was Gottvon ihm erwarten kann. Oder – sagen wir es noch einmal anders – einer, der versucht,mit seinem Verstand und seiner Erfahrung, sein Leben ohne Gott zu bewältigen. So ister zutiefst verunsichert und erschüttert. Er kann sich nicht damit trösten, dass er denkt,nobody is perfect oder irgendwie sind wir alle kleine Sünderlein. Nein, er ist so tief getroffen,dass er diese Erfahrung und Begegnung nicht aushalten kann.Und das gilt – so Paulus und mit ihm die ganze Heilige Schrift – für alle Menschen, alsoauch für dich und mich. Konfrontiert mit der Wahrheit, Gerechtigkeit und Heiligkeitmüssen wir erkennen, dass wir im Grunde verloren sind. Dies zu akzeptieren, dieseWahrheit, dieses Urteil über unser Leben anzunehmen, das fällt uns schwer. Darumreagieren wir oft genauso wie Simon Petrus, wollen Distanz halten, wenn es um dieWahrheit und um den Glauben geht, denn das könnte gefährlich werden.Aber dieses Distanzhalten gelingt Petrus nicht. Jesus geht nicht weg; er ruft dem zuTode erschrockenen Simon zu: Fürchte dich nicht – und in diesem Zuspruch und Zurufsteckt schon die ganze Gnade Gottes. Darin ist enthalten die Vergebung und Versöhnung,und mit diesem Fürchte dich nicht begann für Simon Petrus ein neues Leben mitder neuen Aufgabe, Menschen für Jesus und das Reich Gottes zu gewinnen.16

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