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Heidelberger Katechismus - Evangelische Kirche Berlin ...

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NotizenEs bleibt die Tatsache, dass das nicht erhörte Gebet ein Schatten ist, den keine Redevertreiben kann. Was also nun? Also müssen wir beständig bleiben im Gebet und unsnoch mehr auf das konzentrieren, was wir erbitten. Hier gibt uns der Hund von Lutherein Beispiel, der – wie wir in den Tischreden nachlesen können – mit offenem Maul undstarr auf seinen Herrn gerichteten Augen einen Bissen vom Tisch erwartete. Dazu sagteLuther:„Oh, wenn ich doch nur so beten könnte, wie dieser Hund auf das Fleisch schaut! Alleseine Gedanken richten sich auf das Stück Fleisch. Sonst denkt er, wünscht er, hofft ernichts.” 6 Frage 118Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?AntwortAlles,was wir für unser geistliches und leibliches Leben nötig haben,wie es der Herr Christus in dem Gebet zusammengefasst hat,das er uns selber lehrt.Biblische BelegeAlle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vaterdes Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.(Jak 1, 17)Suchet zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann werden euch alle diese Dingehinzugefügt werden.(Mt 6, 33; weitere Belegstelle: Phil 4, 6)KommentarDie Frage 118 enthält eine wichtige Präzisierung: Das Gebet wird von Gott nicht nurerwünscht und angeraten, sondern auch geboten. Es ist also nicht nur eine Option imchristlichen Leben, die wir unserem guten oder bösen Willen überlassen könnten, esist ein göttliches Gebot, das Gehorsam einfordert.Das bedeutet nicht, dass das Gebet wie eine Last sei, die dem Gewissen auferlegt wird,oder dass es eine Pflicht sei, die man nur widerwillig erfüllt.Das göttliche Gebot bedrückt das Gewissen, das freie Gewissen, nicht. Daher ist dasGebet ein Akt der Freiheit: ich bin nicht dazu verpflichtet zu beten, ich bin frei zubeten. – In welcher Hinsicht? – In der Hinsicht, dass wir, gerechtfertigt aus Glaubendurch das Kreuz Christi, auch „Zugang zur Gnade Gottes” erhalten, das heißt eigentlich:zu Gott selbst, denn Gott ist die Gnade, „in der wir stehen” (Röm 5, 2).Die Freiheit zu beten ist folglich die Freiheit, Zugang zu Gott zu finden, und der Lebensraumdes Gebetes ist die Gnade Gottes.Gott befiehlt uns also zu beten. Aber was befiehlt er uns dabei konkret? Wir würdenvon Gott erwarten, dass er uns anordnet, sein Lob zu singen und seinen Namen zuverherrlichen. Doch denkt Gott nicht an sich selbst, er denkt an uns. Gott ist wederegoistisch noch egozentrisch. Er befiehlt uns nicht zu seinem, sondern zu unserem eigenenVorteil zu beten, er befiehlt uns, für uns selbst zu beten.Das bedeutet nun aber offensichtlich nicht, dass vom Gebet zum Lob und zur VerherrlichungGottes abzuraten sei, aber es bedeutet, dass Gott an uns denkt, bevor wir anihn denken.Was sollen wir also von ihm erbitten? Die Antwort darauf ist klar: „Alles, was wir fürunser geistliches und leibliches Leben nötig haben”.73

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