NotizenII Klemens von Rom meint, dass die Bewegung durch die Nacht in den Tag uns jedenTag die Auferstehung verdeutliche. Der Nacht des Todes folgt der Tag des Lebens. JederMorgen ist ein Wunder. Ein Christ lebt aus dem Morgen und nicht aus der Nacht. Ausgeschlafenund mit einem Lächeln auf den Lippen begrüßt ein Christ den Tag. SchlechteMorgenlaune sollte Christen fremd sein. Jeder Tag bietet die Gelegenheit, Gutes zu tunund Gerechtigkeit zu üben. Das Leben ist der Mühe wert, denn das, was tödlich scheint,kann im Namen des Ewigen zu Leben werden.Einen Christen kann man an seinem Optimismus und der Fähigkeit erkennen, in jederSituation Chancen zu erkennen, um an Gottes Reich mitzubauen. Er oder sie ist einfröhlicher Mensch. Um es mit Rainer Maria Rilke zu sagen:Hier sein ist herrlich.[1] Doornse Catechismus – Oude vragen, nieuwe antwoorden; Redaktion: ARNOUD VAN DER DEIJL, STE-PHAN DE JONG, ANNE MARIJKE SPIIJKERBOUR; Kampen (Uitgeverij Kok, 4. Auflage (2010) ISBN 978-90-435-1746.1 Jeroen Jeroense (Elst), übersetzt von Susanne Labsch78
NotizenDie existentielle Kraftder Fragen des <strong>Heidelberger</strong> <strong>Katechismus</strong>vermittelnDas Projekt: www.10geloofsvragen.nl2008 startete die Haager Kloosterkerk die Webseite www.10geloofsvragen.nl. Sie warein relativ früher und nur teilweise erfolgreicher Versuch, das Internet im Sinne desWeb 2.0 für kirchliche Zwecke zu benutzen.Die Kloosterkerk, eine protestantische Personalkirchengemeinde im Zentrum der niederländischenResidenz, spielt eine besondere Rolle im niederländischen Protestantismus.Wegen ihrer Nähe zur Königsfamilie wird die Kloosterkerk als eine der „nationalen”<strong>Kirche</strong>n erlebt, wobei angemerkt werden soll, dass diese gesellschaftliche Rolle im weitgehendsäkularisierten Nachbarland vergleichsweise gering ist.Inhaltlich prägend für die Gemeinde ist, dass sie versucht, das reformierte Erbe – mitseiner zentralen Stellung der Predigt und seinem besonderen Interesse an dem AltenTestament – jenseits des christlichen Jargons und in einer ausgeprägt undogmatischenForm lebendig zu halten. Das Christentum wird zunächst als eine Tradition und nichtals ein Glaube verstanden. Trotzdem versucht die Gemeinde, Motor eines gelebten,existentiell bedeutsamen und nicht eines ‚musealen’ Christentums zu sein.Obwohl sie inhaltlich als modern und liberal gelten kann, ist sie in ihren Formen ehertraditionell und hochkirchlich. Trotz des Umstandes, dass sie ihre Offenheit betont undviel und relativ erfolgreich Öffentlichkeitsarbeit betreibt, hat sie durch ihre auch geografischeNähe zum adeligen und politischen Zentrum der Niederlande einen eher elitären,klassischen und akademischen Charakter.Gegen diesen Grund ist der Aufbau der Seite zum <strong>Heidelberger</strong> <strong>Katechismus</strong> zu verstehen.Der <strong>Katechismus</strong> ist ein Herzstück der reformierten Tradition. Er war bis zurMitte des 20. Jahrhunderts die fast exklusiv benutzte Methode für den Konfirmandenunterrichtin den meisten <strong>Kirche</strong>n aus der kalvinistischen Reformation in den Niederlanden.Außerdem wurde er als Grundlage benutzt für die <strong>Katechismus</strong>predigt in denLerngottesdiensten am Sonntagnachmittag, die in pietistisch geprägten Gemeindennoch immer stattfinden.Diese Tradition wollte die Kloosterkerk mit ihrem Projekt aufgreifen. Zunächst in Zusammenarbeitmit einer großen Tageszeitung wurde die Seite aufgebaut. Sie zielte daraufab, sowohl die eher intellektuellen, reflexiven, als auch die eher existentiellen Anliegendes „<strong>Heidelberger</strong>s” für Nichtchristen zugänglich zu machen. Dies geschah durchdie Umformulierung der von einer christlichen Vorstellungswelt geprägten Fragen ineine allgemeine, lebensphilosophische Begrifflichkeit. Die Rolle des „<strong>Heidelberger</strong>s” alsein für jedermann gemeintes ‚Buch der Großen Fragen’ sollte auf diese Weise wiederbelebtwerden.Aus der berühmten ersten Frage „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?”wurde so: „Was (welcher Gedanke, welche Überzeugung oder Erfahrung zum Beispiel)bietet letztendlich Halt in Ihrem Leben, insbesondere in schwierigen Zeiten?”Das Projekt beschränkte sich im Übrigen auf die zehn als repräsentativ betrachtetenFragen 1, 8, 21, 45, 46, 56, 57, 58, 60 und 91. Es lud dazu ein, diese über eine moderierteWebseite zu beantworten. Gegenseitige Reaktionen der Forumsbenutzer warenerwünscht.79